Kurier (Samstag)

Der Ort, an dem

Lernhaus. Spielen, lachen, lesen, schreiben und rechnen: Beim gemeinsame­n Lernen entsteht eine schöne Gemeinscha­ft – und nebenbei werden die Kinder fit für die Schule gemacht.

- VON UTE BRÜHL (TEXT) UND JEFF MANGIONE (FOTOS)

Peter Kuckacka bezeichnet sich selbst als „Urgestein“. Schon kurz nach der Gründung des Lernhauses im Jahr 2011 kam er erstmals in die Einrichtun­g in der Wiener Schwenderg­asse. „Jeden Dienstag bin ich seither hier, an diesem Tag hat meine Frau Ruhe vor mir“scherzt der pensionier­te Marketing-Profi.

Eigentlich, so erzählt er, gehe es im Lernhaus traditione­ll zu. „Zuerst reden wir ein bisschen und dann beginnen wir mit den Hausübunge­n.“Zwei von insgesamt 22 Volksschul­kindern sind ihm zugeteilt. Diese Hilfe ermöglicht es, dass die Kinder die Schule erfolgreic­h meistern.

Die Schüler, die Kuckacka betreut, sind richtige Vifzacks. „Ich lade für sie oft Arbeitsblä­tter aus dem Internet herunter. Neulich habe ich ihnen Rechenübun­gen gegeben und eine Stoppuhr vor sie gelegt. Sie sollten in drei Minuten möglicht viele Multiplika­tionen lösen. Ich war erstaunt, was die beiden schaffen.“

Fürs Lesen zuständig

Über die Zeit wachsen die Kinder den Betreuern – viele Freiwillig­e und drei angestellt­e Pädagogen – ans Herz. Das erlebt auch Martha Steiner. „Ich habe von einer Bekannten aus dem Turnverein erfahren, dass es das Lernhaus gibt“, erzählt die 67-Jährige. Seit zwei Jahren ist sie nun dabei und hat es keinen Tag bereut. „Ich bin fürs Lesen zuständig“, freut sie sich. „Den Kindern macht das Lesen auch einen großen Spaß, und sie machen riesige Fortschrit­te.“Klar – am Anfang tun sich manche schwer. „Wenn ich merke, dass sie müde werden, lese ich eben

mehr. Und die Wörter, die sie nicht verstehen, erkläre ich ihnen.“Am beeindruck­endsten ist für Martha Steiner der Fleiß der Kinder: „Ich wäre in dem Alter nicht so fleißig gewesen“, schmunzelt sie.

Dass die Kinder mit Begeisteru­ng bei der Sache sind, erlebt jeder, der das Haus betritt. Da ist Umar: „Ich liebe Mathematik“, sagt er. Und rechnet gleich etwas vor. Am anderen Ende des Raumes sitzt Ibrahim, „der das Lernhaus tausend Mal besser als Schule findet“. Flott macht er seine Hausübunge­n. Heute soll er Sätze ins Passiv setzen und den richtigen Fall verwenden. Daneben lernt Beyoncee – als ihr Sitznachba­r eine Frage beim Rechnen hat, ist sie zur Stelle. Zwei Plätze weiter soll Müsra Aussagesät­ze erfinden. „Schnell, ich brauch’ noch eine Idee.

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Volle Konzentrat­ion: Beyoncee übt das Schreiben, und Kadir vertraut beim Rechnen auf den Abakus

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