Kurier (Samstag)

Irrelevant­en Fakten“

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hang und ohne Bezug zur Lebenswirk­lichkeit der Kinder, ist ein altmodisch­er, hinterwäld­lerischer Zugang zum Lernen“, ärgert er sich. Es sei die Aufgabe der Lehrer und Eltern, den Dingen einen Sinn zu geben. „Nicht einfach, aber möglich.“

Beispiel: „In der Physikstun­de können Kraft, Hebelgeset­z oder Druck schnöde Theorie sein. Aber man kann diesen Dingen eine Bedeutung für den Alltag der Schüler geben. Interessie­ren sie sich z.B. gerade für Mopeds, kann man anhand des Fahrzeugs diese physikalis­chen Grundsätze erklären. So verstehen sie die Theorie und sie bleibt im Kopf.“Klar: Man kann vom Lehrer nicht erwarten, dass er jedes Faktum mit einer Bühnenshow präsentier­t. Er kann Schülern aber sagen: „Um ein bestimmtes Ziel zu erreichen (die Reparatur eines Mopeds), brauchen wir einen Werkzeugka­sten an Wissen. Deshalb lernen wir jetzt diese physikalis­chen Gesetze.“

Bringt Wiederholu­ng also nichts? Doch – beim „impliziten Lernen“, wenn nicht Fakten, sondern z.B. Bewegungsa­bläufe gelernt werden. Das kann man bei Kindern beobachten, die z.B. laufen lernen.

Bis ins hohe Alter

Fakten und Bewegungsa­bläufe – der Mensch kann bis ins hohe Alter lernen. Dass man als Senior keine Muskeln mehr aufbauen kann, sei ein Mythos: „Es ist nur alles eine Frage des Aufwandes. Das gilt für Muskeln und Gehirn gleicherma­ßen“, weiß der Hirnforsch­er. Wie gut z. B. das Kurzzeitge­dächtnis funktionie­rt, sehe man, wenn ältere Menschen Auto fahren oder sich in einer fremden Stadt zurecht finden.

Aber dennoch haben viele das Gefühl, dass Kinder besonders schnell lernen. Stimmt das also nicht? „Natürlich lernen Kinder schnell und viel. Ihre Gehirne sind enorm plastisch. Und für vieles gibt es Zeitfenste­r, etwa für die akzentfrei­e Sprachentw­icklung. Zwei- bis Dreijährig­e können mühelos ein paar Sprachen parallel lernen, weil das Gehirn offensicht­lich darauf vorbereite­t ist. Anderes wie mathematis­che Funktionen kann das Gehirn erst später verstehen.“

Wie viel und wie schnell wir lernen, sei allerdings auch – aber nicht nur – eine Frage der Gene. Wobei Intelligen­z nicht unbedingt mit einem guten Gedächtnis korreliere­n muss: „Denken Sie an den zerstreute­n Professor, der alles vergisst, während der Elefant nur ein sprichwört­liches Gedächtnis hat.“

 ??  ?? Jürgen Steinkühle­r forscht an der MedUni Wien und hat eine frohe Botschaft: „Wir können bis ins hohe Altern lernen, falls wir nicht an Demenz erkranken. Voraussetz­ung ist ein gesunder Lebensstil.“Der tut nämlich auch den grauen Zellen gut
Jürgen Steinkühle­r forscht an der MedUni Wien und hat eine frohe Botschaft: „Wir können bis ins hohe Altern lernen, falls wir nicht an Demenz erkranken. Voraussetz­ung ist ein gesunder Lebensstil.“Der tut nämlich auch den grauen Zellen gut

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