Wie die Liege beim Pool hilft,
Die Tricks der Superhirne. Kommendes Wochenende messen sich in Wien die Großmeister des Gehirnsports. Was beim Merken hilft, was entspannt.
Stellen Sie sich 30 ZiffernReihen vor, jede besteht aus 30 Nullen und Einsern. Nur eine halbe Stunde lang ist Zeit, sich diese Binärzahlen einzuprägen – und eine weitere Stunde, um sie wiederzugeben.
Undenkbar? Nicht für ein Superhirn wie Simon Reinhard. Dem 39-jährigen Münchner ist es gelungen, sich innerhalb von fünf Minuten eine Binärzahl mit 819 Nullen und Einsern zu merken. Irgendwie logisch, schließlich ist er zweifacher amtierender Gedächtnisweltmeister der XMT/Memory League und hält den Guinness-Weltrekord für die meisten in einer Minute eingeprägten Zahlen. Kommendes Wochenende ist Simon Reinhard in Wien – als Organisator einer Gedächtnisweltmeister- schaft, die heuer erstmals in der Bundeshauptstadt durchgeführt wird. An die 60 Teilnehmer aus aller Welt werden sich drei Tage lang in insgesamt zehn Disziplinen messen.
Verrückte Namen
Damit zurück zur Herausforderung von Seite 1: „Namen und Gesichter merken“. Es ist gleich der allererste Wettkampf, dem sich die Gedächtnissportler am kommenden Freitagvormittag stellen müssen. 15 Minuten lang einprägen, 30 Minuten Wiedergabe. Ein Bewerb, den Simon Reinhard genauso gerne mag wie die österreichische Gedächtnisweltmeisterin Luise Maria Sommer (60+). Die Herausforderung dabei ist, sich verrückt klingende Namen und Gesichter zu merken, die gar nicht zusammenpassen. „So steht unter dem Passfoto eines Europäers ein komplizierter asiatischer Name – und umgekehrt.“
Wie man sich das einprägt? „Ganz einfach, indem man in Bildern denkt. Das ist die Basis für alle Merktechniken. Machen Sie sich zuerst ein Bild von dem Namen, dann verknüpfen Sie es mit einem Merkmal der Person, etwa im Gesicht oder an den Haaren“, erzählt Sommer. Einer „Sabine“setzt man im Geiste zum Beispiel eine Biene auf die Nase. Reinhard arbeitet mit Assoziationen zwischen dem Gesicht und Namen. Klingt alles recht simpel – für den Hausgebrauch. Doch wer an einer Weltmeisterschaft teilnehmen möchte, muss schon mehr auf dem Kasten haben. Dafür wird intensiv trainiert. „Wie lange, hängt davon ab, welche Ansprüche man an die eigene Leistung hat. Die Leute, die in der Liga ganz oben mitspielen, trainieren monatelang und mit eigenen Trainingsplänen. Mit einem Laisser-faire-Ansatz kommt man da nicht weit. Wer etwas erreichen will, muss Zeit investieren“, sagt Reinhard.
Als sich Luise M. Sommer entschloss, im Dezember 2016 bei der Gedächtnis-WM in Singapur anzutreten, begann sie Monate zuvor mit dem Training: „Zunächst gemütlich, pro Tag eine halbe Stunde. Im Sommer habe ich dann immer wieder Marathonbewerbe geübt, damit ich mich in Konzentration übe und um zu sehen, wie das ist, wenn ich eine Stunde lang memoriere“, erzählt sie. Was für sie in dieser Zeit besonders wichtig war – der tägliche Waldmarsch. „Um innezuhalten, damit sich das Gehirn regenerieren kann“,