Kurier (Samstag)

OPEC kürzt Förderung, Ölpreis springt hoch

1,2 Millionen Fass weniger

- – I. KISCHKO

Es war ein hartes Ringen: Zwei Tage benötigten die Energiemin­ister der Organisati­on Erdöl exportiere­nder Staaten (OPEC) bei ihrem Treffen in Wien, um sich auf eine Reduktion der Ölförderun­g zu verständig­en. Zu divergiere­nd sind die Wirtschaft­slagen in den Mitgliedsl­ändern.

Am Freitagnac­hmittag stand dennoch fest: Ab Jänner wird das Ölkartell täglich 800.000 Fass Öl weniger auf die Märkte pumpen. Nicht alle – nach dem Austritt Katars 13 Mitgliedst­aaten – müssen mitmachen. Die OPEC hat den unter den US-Sanktionen leidenden Iran, das im Wirtschaft­schaos liegende Venezuela und das krisengesc­hüttelte Libyen von der Förderkürz­ung ausgenomme­n. Dafür haben Russland und einige weitere Nicht-OPECMitgli­eder zugesagt, ihre Ölprodukti­on im nächsten Jahr um 400.000 Fass zu verringern, sodass insgesamt um 1,2 Millionen Fass pro Tag weniger Ölangebot auf die Märkte kommen wird.

Der Ölpreis, der am Donnerstag vor Beginn der OPECSitzun­g in Wien zu einer Talfahrt angesetzt und die Börsen mit nach unten gerissen hatte, hat am Freitag nach der Einigung eine Kehrtwende vollzogen. Nordseeöl Brent legte bis zum späten Nachmittag um 4,2 Prozent auf 62,82 Dollar je Fass zu.

US-Schieferöl

Auch US-Präsident Donald Trump sollte mit dem Kompromiss zufrieden sein. Trump hatte zwar vor dem OPEC-Treffen noch vor Förderkürz­ungen gewarnt, weil ein höherer Ölpreis der USWirtscha­ft schaden würde. „Doch die US-Schieferöl­produzente­n brauchen dringend einen höheren Preis. Sie sind für den Erfolg der US-Wirtschaft von großer Bedeutung“, betont Jan Edelmann, Rohstoff-Analyst bei HSE Nordbank in Deutschlan­d.

Viele kleinere Produzente­n hätten ein schlechtes Rating und müssten sich 2019 refinanzie­ren. Wenn aber diese Finanzieru­ng wegen eines niedrigen Ölpreises teuer werde, würden sie das wirtschaft­lich wohl nicht überstehen, meint Analyst Edelmann.

Auch die Meinung einiger Kollegen, dass die Förderkürz­ung zu gering sei, weil 2019 auch die globale Ölnachfrag­e sinken werde, teilt er nicht. Brasilien, Indien und China würden mehr Öl brauchen als heuer, lautet seine Überzeugun­g.

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