Kurier (Samstag)

Das ÖSV-Skisprungt­eam hat Tournee-Startplätz­e zu vergeben

Noch nie war es so einfach, in das Aufgebot für die Vierschanz­entournee zu springen.

- VON CHRISTOPH GEILER

Wenn man irgendetwa­s Positives am aktuellen Tief der österreich­ischen Skispringe­r finden will, dann ist es noch am ehesten die vergleichs­weise unkomplizi­erte Vergabe der Startplätz­e. In der Vergangenh­eit hatte ein Trainer vor Großevents und der Vierschanz­entournee oft die personelle Qual der Wahl und musste bisweilen sogar Athleten mit Top-Ten-Potenzial aus der Mannschaft streichen. Mittlerwei­le hat sich das Gedränge am ÖSV-Ticketscha­lter aber deutlich gelegt und die Frage lautet nicht mehr, welcher Skispringe­r bei der Tournee zusehen muss. Sondern: Welcher Österreich­er ist überhaupt in der Lage und in der Verfassung, dort eine halbwegs gute Figur abzugeben?

Großer Aufholbeda­rf

Schon im Vorjahr hatte man gedacht, dass es noch nie so leicht gewesen ist, in das rotweiß-rote Aufgebot für den Schanzen-Klassiker zu springen. Aber damals war das Niveau der Österreich­er noch hoch verglichen mit den Auftritten in diesem Winter. Bis zur traditione­llen TourneeGen­eralprobe an diesem Wochenende in Engelberg (Samstag, 16 Uhr, Sonntag 14.15 Uhr, jeweils live ORFeins) hat sich erst ein Springer aus dem Team von Andreas Felder richtig empfehlen können. In den ersten fünf Saisonbewe­rben konnte Stefan Kraft als einziger ÖSV-Adler in den Top Ten landen, der Tourneesie­ger von 2014/’15 kann zumindest einen fünften und einen zehnten Platz vorweisen. Die übrigen ÖSVSkispri­nger trennten derweil noch Welten von der absoluten Weltspitze. „Unsere Athleten müssen Gas geben, mit Sicherheit­ssprüngen ist im Weltcup nichts zu holen“, hatte Andreas Felder bereits gefordert.

Großer Realitätss­inn

Der neue Chefcoach hatte sich insgeheim zwar einen besseren Start in den HeimWM-Winter erhofft, aber ganz aus heiterem Himmel kommen die ernüchtern­den Ergebnisse dann auch nicht. Schon im Sommer hatte Felder den ÖSV und die Öffentlich­keit auf eine harte Zeit vorbereite­t und zugleich Geduld eingemahnt. „Wir hatten große Baustellen, das geht nicht von heute auf morgen. Bei den anderen Nationen hat es Jahre gedauert, bis die neue Technik stabili- siert war“, erklärte Felder im KURIER-Interview.

Es spricht für den Tiroler, dass er sich keinen Tagträumen hingibt, sondern die Lage nüchtern und schonungsl­os analysiert. „Es geht für uns darum, wieder denAnschlu­ss an die besten Nationen zu finden. Vom Überholen will ich jetzt gar nicht reden.“

Die Österreich­er haben die Absage der Bewerbe in Titisee-Neustadt genutzt, um weiter an der neuen Technik zu feilen. Sportlich zeigt die Formkurve nach oben, immerhin sechs ÖSV-Springer konnten sich am Freitag für den Bewerb qualifizie­ren. Etwas peinlich war allerdings die Disqualifi­kation von Philipp Aschenwald als einzigem Athleten im Teilnehmer­feld wegen eines Materialve­rstoßes. Beim 23-Jährigen war der Anzug beanstande­t worden. Ein Fauxpas, der dem größten Skiverband der Welt nicht passieren sollte. Linzer Wegweiser: Trainer Oliver Glasner führte den LASK in der Liga an die Topklubs heran

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