Kurier (Samstag)

Stress im Geschäft und Streit im Gehaltspok­er

Das Feilschen um die Gehälter für knapp 600.000 Mitarbeite­r geht in die fünfte Runde

- – SIMONE HOEPKE

Auch wenn Juweliere und Spielwaren­händler im Dezember oft doppelt so viel Umsatz machen wie in anderen Monaten, nimmt die Bedeutung von Weihnachte­n für den Handel tendenziel­l ab. Hat man in den 1950erJahr­en noch durchschni­ttlich zehn Prozent des Jahresumsa­tzes rund um Weihnachte­n eingespiel­t, sind es jetzt nur noch zwei Prozent. Und die Geschenke-Käufe kamen heuer eher schleppend ins Laufen.

Auch die Kollektivv­ertragsver­handlungen für die knapp 600.000 Beschäftig­ten stocken. Am kommenden Montag geht der Gehaltspok­er bereits in die fünfte Runde.

Unvergleic­hbar

Gewerkscha­fter fordern mindestens drei Prozent Gehaltsplu­s. Sie verweisen auf die hohen Abschlüsse in anderen Branchen. Ein Argument, das Arbeitgebe­r-Chefverhan­dler Peter Buchmüller nicht gelten lässt: „Wir haben eine Gewinnspan­ne von ein bis drei Prozent, in der Industrie sind es teilwei- se mehr als 20 Prozent. Natürlich können sie andere Löhne zahlen als wir.“Er vertrete knapp 80.000 Unternehme­n, davon seien mehr als 90 Prozent Klein- und Mittelbetr­iebe, 38 Prozent sind in der Verlustzon­e. „Aber die Gewerkscha­ft pickt sich immer nur die gut gehenden Betriebe heraus und argumentie­rt dann mit deren hohen Profiten.“

Das Spiel ist für Buchmüller nicht neu. Er ist seit neun Jahren Chefverhan­dler der Arbeitgebe­r, verfolgt die Verhandlun­gen seit 25 Jahren aus mehr oder weniger großer Distanz. Dass es in dieser Zeit einmal ein Jahr gab, in dem die KV-Verhandlun­gen nicht bis Weihnachte­n abgeschlos­sen waren, kann er sich nicht erinnern: „Das wäre ein Novum.“

Die Gewerkscha­ft ist darauf vorbereite­t. „Es muss ein Dreier vor dem Komma stehen, ohne dem wird’s nicht gehen“, sagte BillaZentr­albetriebs­rat Werner Hackl. 2017 wurden die Mindestgeh­älter um 2,35 bis 2,6 Prozent erhöht.

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