Stress im Geschäft und Streit im Gehaltspoker
Das Feilschen um die Gehälter für knapp 600.000 Mitarbeiter geht in die fünfte Runde
Auch wenn Juweliere und Spielwarenhändler im Dezember oft doppelt so viel Umsatz machen wie in anderen Monaten, nimmt die Bedeutung von Weihnachten für den Handel tendenziell ab. Hat man in den 1950erJahren noch durchschnittlich zehn Prozent des Jahresumsatzes rund um Weihnachten eingespielt, sind es jetzt nur noch zwei Prozent. Und die Geschenke-Käufe kamen heuer eher schleppend ins Laufen.
Auch die Kollektivvertragsverhandlungen für die knapp 600.000 Beschäftigten stocken. Am kommenden Montag geht der Gehaltspoker bereits in die fünfte Runde.
Unvergleichbar
Gewerkschafter fordern mindestens drei Prozent Gehaltsplus. Sie verweisen auf die hohen Abschlüsse in anderen Branchen. Ein Argument, das Arbeitgeber-Chefverhandler Peter Buchmüller nicht gelten lässt: „Wir haben eine Gewinnspanne von ein bis drei Prozent, in der Industrie sind es teilwei- se mehr als 20 Prozent. Natürlich können sie andere Löhne zahlen als wir.“Er vertrete knapp 80.000 Unternehmen, davon seien mehr als 90 Prozent Klein- und Mittelbetriebe, 38 Prozent sind in der Verlustzone. „Aber die Gewerkschaft pickt sich immer nur die gut gehenden Betriebe heraus und argumentiert dann mit deren hohen Profiten.“
Das Spiel ist für Buchmüller nicht neu. Er ist seit neun Jahren Chefverhandler der Arbeitgeber, verfolgt die Verhandlungen seit 25 Jahren aus mehr oder weniger großer Distanz. Dass es in dieser Zeit einmal ein Jahr gab, in dem die KV-Verhandlungen nicht bis Weihnachten abgeschlossen waren, kann er sich nicht erinnern: „Das wäre ein Novum.“
Die Gewerkschaft ist darauf vorbereitet. „Es muss ein Dreier vor dem Komma stehen, ohne dem wird’s nicht gehen“, sagte BillaZentralbetriebsrat Werner Hackl. 2017 wurden die Mindestgehälter um 2,35 bis 2,6 Prozent erhöht.