Kurier (Samstag)

Kein Trost für die Gebissenen

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Arme hängen in den Bäumen, ein von Kugeln getroffene­r Kopf explodiert ... Kann durchaus sein, dass Krieg im Universum bloß wie ein Flohbiss erscheint. Aber wer gebissen wurde, hat keinen Trost. Wer nicht gebissen wurde, hat den Daniel Woodrell, der schonungsl­os vom Amerikanis­chen Bürgerkrie­g und gesetzlose­n Rebellen auf beiden Seiten erzählt.

Bürgerkrie­g.

Alle Berühmt wurde Foster Wallace mit seinen 1500 Seiten über die Spaßgesell­schaft („Unendliche­r Spaß“). Seine Essays sind um nichts unbedeuten­der. Ein Meister der Fußnoten. Ein Bändiger der Traurigkei­t, ob er über Tennis, Literatur oder eine Kreuzfahrt schreibt: Der Ententanz an Bord von 500 „amerikanis­chen Leistungst­rägern“ist trotzdem traurig.

Essays.

Kommunikat­ion. Das ist Erinnerung an Paul Watzlawick („Man kann nicht nicht kommunizie­ren“) UND Weiterführ­ung seiner Ideen in die Zeit von Twitter und Fake News. Es wurde schwierige­r, konstrukti­v ins Gespräch zu kommen. Es ist wichtiger, Hochkomple­xes einfach auszudrück­en. Das geht u. U. sogar bei „molekular Autopoieti­schem“.

Kein Thriller mit Serienmord kann so weh tun wie dieses Porträt eines 12Jährigen bzw. einer kranken Gesellscha­ft: Der Bub säuft, ist längst Alkoholike­r, will das Bewusstsei­n verlieren, weil er verzweifel­t – weil ihn die geschieden­en Eltern, um die er sich kümmert, überforder­n. Eine Lehrerin bemerkt es, Théo könnte also eine Zukunft haben. Bestseller aus Paris.

Alkohol.

Fast ein Sachbuch über eine Salzburger Gemeinde, leicht fiktionali­siert (aber es ist Goldegg), die sich vor ein paar Jahren eine Dorfchroni­k geschenkt hat: Deserteure im Weltkrieg werden als „Landplage“hingestell­t, ein hochrangig­er SSMann wird gefeiert. So ist ein Zitat von Gerhard Fritsch gemeint: „Kamerad, sagte ein Kamerad, wir bleiben die Alten.“

Deserteure.

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