Kurier (Samstag)

Selbsteval­uierung: Blümel zieht Bilanz

Trenklers Tratsch

- VON THOMAS TRENKLER

Eine Lebensweis­heit Ihres Tratsch-Partners lautet: Jede Bilanz, die gezogen wird, fällt positiv aus. Anderes ist offenbar denkunmögl­ich. Gernot Blümel macht da keine Ausnahme. Der Regierungs­koordinato­r der ÖVP zog am Freitag „Bilanz nach einem Jahr als Bundesmini­ster für EU, Kunst, Kultur und Medien“.

Er war zwar ein klein wenig vorschnell, denn Blümel wird offiziell erst Anfang Jänner ein Jahr Kulturmini­ster sein. Aber wirklich Entscheide­ndes dürfte bis dahin nicht passieren – abgesehen von der Bestellung eines Expertengr­emiums, das sich mit der Zukunft des Hauses der Geschichte beschäftig­en soll, und der Bekanntgab­e, wer das Kunsthisto­rische Museum zehn Monate lang interimist­isch leiten wird.

Blümel erwähnte kaum etwas von dem, was sich die türkis-blaue Regierung vorgenomme­n hat, darunter die Evaluierun­g aller Förderunge­n ab 100.000 Euro. Aber man kann ja nicht alles im ersten Jahr erledigen. Und der Minister hatte bei seiner Selbsteval­uierung doch sehr viele Punkte anzusprech­en:

Statt einer Kürzung des Kulturbudg­ets, wie von der Opposition befürchtet, gab es zumindest eine sanfte Anhebung um 2,3 Millionen Euro; 40 Prozent der Sammlung

von einer Dauerleihg­abe an die Albertina in eine Schenkung umgewandel­t; Erika Pieler, Richterin für Denkmalsch­utz am Verwaltung­sgericht, fungiert ab Jänner als Präsidenti­n des Bundesdenk­malamts.

2020/’21 wird es erstmals einen gemeinsame­n Förderschw­erpunkt mit den Ländern geben: Für Projekte zum Thema „Kunst und Kultur im digitalen Raum“steht ein Topf mit bis zu fünf Millionen Euro zur Verfügung, zur Hälfte gefüllt vom Bund.

Nach Gutdünken gefällte Entscheidu­ngen, wer den Österreich-Beitrag bei den Biennalen von Venedig gestaltet, gehören nun der Vergangenh­eit an: Der Minister bekennt sich zu einem profession­ellen Auswahlver­fahren samt Jury – wie internatio­nal üblich.

Er findet es weiterhin super, Ex-SPÖ-Kulturmini­ster Josef Ostermayer zum Vorstand der Privatstif­tung Leopold gemacht zu haben; denn dieser würde für das Museum brennen. Stimmt ja.

Blümel lobte zudem die Zusammenar­beit mit Veronica Kaup-Hasler, der parteifrei­en Wiener Kulturstad­trätin: Gemeinsam wurde das Konzerthau­s entschulde­t, gemeinsam erhöhte man die Subvention für das Theater in der Josefstadt, gemeinsam trägt man die Mehrkosten für die Sanierung der Secession.

Der Minister lobte auch die BundesMuse­enCard als Anreiz, die Institutio­nen zu besuchen. Sie ist allerdings eher ein Schildbürg­erstreich. Denn man kann mit ihr ins KHM-Hauptgebäu­de gehen, aber nicht ins Weltmuseum, in den Prunksaal der Nationalbi­bliothek, aber nicht ins Haus der Geschichte, ins Obere Belvedere, aber nicht in den 21er-Pavillon.

Eingestehe­n musste Blümel, dass unter dem Ratsvorsit­z Österreich­s bezüglich der Urheberrec­htsreform doch keine EU-Einigung erzielt werden konnte. Eine NichtLösun­g spiele, warnte er, nur den multinatio­nalen OnlineGiga­nten in die Hände. Diese Richtlinie sei „wesentlich für die Zukunft des gesamten europäisch­en Content- und Kreativber­eiches“.

Als Medienmini­ster hatte Blümel wenig zu sagen. Zur ORF-Reform schwieg er, die Presseförd­erung wolle man auf neue Beine stellen.

Leider hat Ihr TratschPar­tner dann noch zu fragen vergessen, was aus dem Dialog geworden ist, den Blümel im Kanzleramt mit Philosophe­n aufbauen wollte.

thomas.trenkler @kurier.at

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Stark und sehr anrührend: Theresa Dax verabschie­det sich als Jugend vom (noch) reichen Bauern Fortunatus Wurzel (Michael Dangl)
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