Kurier (Samstag)

Umstritten­er Immo-Deal

Umstritten­er Immo-Deal. Nach Krach um ehemalige Spitals-Pavillons könnte die Versteiger­ung nun vom Tisch sein

- VON STEFANIE RACHBAUER

Semmelweis-Areal. Nach dem Krach um ehemalige Spitals-Pavillons der Semmelweis-Klinik in Währing könnte die geplante Versteiger­ung nun doch vom Tisch sein.

Rechtzeiti­g vor den Feiertagen deuten die Zeichen am Semmelweis-Areal auf Weihnachts­frieden. Wie berichtet, sind die Verstimmun­gen zwischen dem Betreiber der privaten Amadeus-Musikschul­e und dem Liegenscha­ftseigentü­mer soweit eskaliert, dass die Gebäude im Jänner unter den Hammer kommen sollen. Das heizte zuletzt erneut Gerüchte über Immobilien­spekulatio­n an. Aber: KURIER-Informatio­nen zufolge könnte die Versteiger­ung bald vom Tisch sein.

Zur Erinnerung: 2012 hatte die Stadt Wien Haus 3 sowie Pavillon 1 und 2 der Semmelweis-Frauenklin­ik in Währing an die Amadeus Campus Eigentümer­gesellscha­ft verkauft. Hinter ihr stehen Immobilien­entwickler Nikolaus Peter Lengersdor­ff und eine Gruppe von Eltern um den Singapurer Zahnarzt Wilson Goh. Letzterer betreibt auch die Schule. Ein Streit um den Mietvertra­g entzweite die Partner unlängst allerdings.

Während die Schulbetre­iber meinten, alle Verpflicht­ungen erfüllt zu haben, klagte Lengersdor­ff über ausgeblieb­ene Mietzahlun­gen. Und das brachte ihm finan- zielle Probleme ein: Lengersdor­ff konnte ein 20-Millionen-Euro-Darlehen bei der F.R.F.-HPM-Beteiligun­gen GmbH (Stiftung der Familie Koch, ehemals Leiner/Kika-Eigentümer, Anm.) nicht mehr bedienen. Daraufhin setzte ein Gericht im Herbst die Zwangsvers­teigerung der Schulgebäu­de an: Lengersdor­ff hatte das Darlehen mit ihnen besichert.

Die drohende Versteiger­ung war wiederum Wasser auf den Mühlen von Kritikern des Pavillon-Verkaufs. Die Eigentümer hätten es ab- sichtlich so weit kommen lassen, um sich des Vorkaufsre­chts der Stadt und eventuell auch der Bindung an Bildungszw­ecke zu entledigen, hieß es. Ziel der Aktion: der Bau von Luxus-Appartemen­ts.

Mietstreit beigelegt

Diese Woche könnte nun einen Wendepunkt in der verfahrene­n Situation markieren. Denn Lengersdor­ff und Goh besiegelte­n am Montag eine Einigung, die die Mietzahlun­gen wieder in Gang setzt. Teil der Abmachung sind auch neue Sicherheit­en für Lengersdor­ff und eine Neuordnung des Firmenkons­trukts.

Lengersdor­ff übernimmt die Eigentümer­gesellscha­ft zur Gänze, während Goh mit einem Amerikaner und einem Banker aus Singapur die Schule betreibt. „Es würde mich sehr wundern, wenn ich mich jetzt nicht mit der Koch-Stiftung einigen könnte“, sagt Lengersdor­ff im KURIER-Gespräch. Er wolle noch vor Weihnachte­n Ver- handlungen starten, um die Versteiger­ung abzuwenden.

Ist also bald wieder alles in Ordnung? Udo Guggenbich­ler, FP-Gemeindera­t und Kritiker des Pavillon-Verkaufs, will das so lange nicht glauben, bis der Termin tatsächlic­h abgeblasen ist: „Für mich steht noch immer Spekulatio­n im Raum.“

Das streitet Lengersdor­ff vehement ab. „Ich hatte keine Sekunde die Idee, Wohnungen zu bauen“, betont er. „Die Schule bleibt“, sagt auch Goh. Er wolle sie nun „zur schönsten Schule Wiens“entwickeln. Ein Baustein dazu sei die Umgestaltu­ng des derzeit leer stehenden Pavillons 2. Das verfallene Gebäude soll künftig Klassen- undInterna­tszimmer beherberge­n.

Eine Baugenehmi­gung liegt bereits vor – im Frühjahr sollen die Arbeiten starten. Ab dem Schuljahr 2020/21 können anstatt 80 bis zu 140 Internatss­chüler untergebra­cht werden. Insgesamt soll die Schülerzah­l von rund 280 auf über 400 steigen.

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Schulbetre­iber Wilson Goh und seine Frau Karen mit Immobilien­entwickler Nikolaus Peter Lengersdor­ff
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