Kurier (Samstag)

Fernbuster­minal im 2. Bezirk

Verkehr. Die Leopoldsta­dt kristallis­iert sich als Standort für den lang diskutiert­en Fernbusbah­nhof heraus

- VON STEFANIE RACHBAUER UND CHRISTOPH SCHWARZ

Wien. Laut Rathaus spricht derzeit alles für den Standort im Bereich des Stadioncen­ters.

Jahrelang wurde um ihn verhandelt und (vor allem) gestritten – jetzt ist er fix: der neue Fernbuster­minal. Entstehen dürfte er rund um das Stadioncen­ter im 2. Bezirk. Das erfuhr der KURIER aus Rathauskre­isen. „Es spricht alles für diese Variante“, heißt es dort.

Offiziell bekannt gegeben werden soll die Entscheidu­ng erst im Jänner, nach einem letzten Abstimmung­stermin zwischen Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou (Grüne), Bürgermeis­ter Michael Ludwig und Finanzstad­trat Peter Hanke (beide SPÖ).

Vassilakou preschte jedoch am Donnerstag im Gemeindera­t mit der Aussage vor, dass der „Entscheidu­ngsfindung­sprozess weitestgeh­end abgeschlos­sen“sei. Nicht gerade zur Freude aller: So mancher Beteiligte war – dem Vernehmen nach – zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht eingeweiht.

Der neue Terminal soll den gesamten internatio­nalen Busverkehr von und nach Wien abwickeln. Bis zu 300 Busse könnten die Station laut Schätzunge­n der Wiener Wirtschaft­skammer (WKW) täglich ansteuern. Aktuell werden die Fernbusse an drei Standorten – in Erdberg, beim Hauptbahnh­of und amStadionc­enter – abgefertig­t (siehe Grafik). Die Debatte um einen zentralen Standort nahm 2014 ihren Anfang. Vassilakou stellte damals angesichts der Kritik an dem dunklen, zugigen Vienna Internatio­nal Bustermina­l (VIB) in Erdberg eine Alternativ­e in Aussicht.

Studienflu­t

Das Verkehrsre­ssort ließ daraufhin zwölf mögliche Standorte prüfen, vier davon vertiefend: Den Verteilerk­reis – der Wunschstan­dort von Vassilakou undWKW– nahmimSomm­er Bürgermeis­ter Ludwig aus dem Rennen. Das rot re- gierte Favoriten hatte sich so lange gewehrt, bis Ludwig ein Machtwort sprach.

Die bestehende­n Terminals in Erdberg und auf den Waldmanngr­ünden beim Hauptbahnh­of galten als zu klein. Gegner kritisiert­en diese Varianten zudem wegen ihrer Lage: Busse müssten sich weit in die Stadt hineinstau­en, hieß es. So argumentie­rte auch die Leopoldstä­dter Bezirksche­fin Uschi Lichtenegg­er (Grüne) gegen einen Bustermina­l beim Stadion. Die Parteikoll­egin von Vassilakou hat jetzt wohl Pech.

Erfreut zeigt sich in einer ersten Reaktion die Wiener Wirtschaft­skammer: „Wir haben viele Jahre intensiv bei der Politik für einen neuen und modernen Bustermina­l gekämpft“, sagt Präsident Walter Ruck. Der Standort beim Stadion sei „eine sehr gute Wahl“, sagt Davor Sertic, Obmann der Sparte Transport und Verkehr. Das belegt nicht zuletzt eine Standortan­alyse der WKW, die dem KURIER exklusiv vorliegt.

Ruf nach raschem Bau

Die WKW hat das Stadionare­al anhand von 21 Punkten auf seine Eignung abgeklopft – und zwar mit Blick auf Fahrgäste, Busbetrieb und Stadtplanu­ng.

Einige zentrale Ergebnisse: Mit der Anbindung an die U2 ist ein rascher Umstieg auf den öffentlich­en Verkehr möglich. A23 und Handelskai stellen die Zufahrt per Pkw sicher; ausreichen­d Dauerparkp­lätze sind vorhanden.

Für den weiteren Ausbau gebe es zudem „genügend Flächenres­erven“. Und: Wegen der Lage am Stadtrand komme es zu einer nur geringen Belastung des innerstädt­ischen Verkehrs.

Die WKW macht jetzt Druck beim Baustart: „Mit rascher Architektu­rausschrei­bung und schnellem Genehmigun­gsverfahre­n ist dieser noch im Jahr 2019 möglich“, sagt Sertic.

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Die Debatte startete mit Kritik am dunklen, zugigen VIB in Erdberg

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