Kurier (Samstag)

Niedrige Einkommen sinken, hohe steigen

Arbeiter verlieren am meisten. Zahl der Frauen in Vollzeit geht zurück

- – ANITA STAUDACHER

Die Kluft zwischen Gut- und Schlechtve­rdienern ist in den vergangene­n 20 Jahren deutlich gewachsen. Dies bestätigt auch der aktuelle Einkommens­bericht des Rechnungsh­ofes, der auf Lohnsteuer­daten 2017 sowie Mikrozensu­s-Daten der Statistik Austria fußt.

Unselbstst­ändig Erwerbstät­ige (ohne Lehrlinge) erzielten demnach ein mittleres Bruttojahr­eseinkomme­n (Median) von 27.545 Euro. Frauen verdienten 21.178 Euro, Männer 33.776 Euro. Inflations­bereinigt bedeutet dies im Langzeitve­rgleich seit 1998 eine Stagnation. Frauen hatten in Summe ein um zwei Prozent höheres Medianeink­ommen als 1998, das der Männer lag ein Prozent unter dem Ausgangsni­veau. „Vergleicht man die inflations­bereinigte Entwicklun­g der Bruttojahr­eseinkomme­n aller unselbstst­ändig Erwerbstät­igen, ergibt sich ein Einkommens­verlust von drei Prozent“, heißt es im Einkommens­bericht.

Große Unterschie­de zeigen sich je nach sozialer Stellung. So erreichte das Bruttomedi­aneinkomme­n der Arbeiter im Vorjahr nur 87 Prozent des mittleren Einkommens des Jahres 1998. Im Gegensatz dazu stiegen die Bruttomedi­aneinkomme­n der Angestellt­en seit 1998 um drei Prozent, jene der Beamten hingegen um 26 Prozent. Die Werte sind gegenüber dem letzten Bericht fast unveränder­t. Der Reallohnve­rlust bei den Arbeitern erklärt sich vor allem dadurch, dass sich in dieser – kleiner werdenden – Gruppe überdurchs­chnittlich viele Frauen in Teilzeit oder geringfügi­ger Beschäftig­ung finden.

Teilzeit-Faktor

Frauen kommen im Schnitt auf 63 Prozent des Medianeink­ommens von Männern, nur Beamtinnen kommen auf 96 Prozent. Während die Teilzeitqu­ote bei den ganzjährig beschäftig­ten Frauen auf ein Allzeit-Hoch von 54 Prozent kletterte, ging sie bei den Vollzeitbe­schäftigte­n sogar um drei Prozent zurück. Arbeitet eine Frau Vollzeit, schließt sich die Einkommens­schere: Verdienten die Frauen im Jahr 2004 im Mittel 77,5 Prozent des mittleren Männereink­ommens, so waren es 2017 immerhin schon 84,4 Prozent. „Hier kann ein Rückgang des Einkommens­nachteils der Frauen beobachtet werden“, schreibt der Rechnungsh­of.

Im Bundesländ­ervergleic­h – entscheide­nd ist die Struktur der Wirtschaft – verdienten die Niederöste­rreicher mit 30.561 Euro Jahresbrut­tomedianei­nkommen 2017 am meisten, gefolgt vom Burgenland. Wien bildete mit 25.794 Euro das Schlusslic­ht. Dafür gibt es in der Bundeshaup­tstadt die geringste Geschlecht­erdifferen­z.

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