Und immer sind die anderen schuld
Vorweg: Dass sich unter den 1338 am Derby-Besuch gehinderten, stundenlang festgehaltenen Rapid-Anhängern auch Schuldlose befanden, macht die Polizei nicht sympathischer. Und weshalb der Weg für Gästefans ins neue Austria-Stadion über einen noch immer unasphaltierten Pfad führt, wird auch zu hinterfragen sein. Ungeachtet dieser Ungereimtheiten ist der ständige Ärger mit grün-weißen Querulanten, die den Steuerzahler nur Geld und Rapid Sympathien kosten, nicht mehr zu tolerieren.
Schon vor Monaten war in einem Rapid-Fansektor via Transparent zu lesen: „Wir gegen alle und alles.“Tatsächlich erweisen sich die Fußball-Anarchisten im Orten von Feind- bildern als Weltmeister.
Wenn Austrianer, die Salzburger Bullen oder ausländische Europa-League-Gegner in Hütteldorf spielen, hört sich ohnehin jeglicher Respekt auf.
Wenn Linzer Anhänger von Vermummten attackiert werden, sind natürlich nur die (auch nicht zimperlichen) LASK-Fans schuld.
Wenn ein Rapid-Talent mit Austria-Vergangenheit einlief, wurde es vom Block West mit permanentem Hass verfolgt.
Wenn ein Rapid-Trainer (Beispiel Djuricin) ein kritisches Wort über den Block West sagt, wird er aus dem Klub gemobbt.
Wenn die Bundesliga Strafen verhängt, drohen dem Liga-Vorstand Ebenbauer (obwohl zehn Jahre im Rapid-Nachwuchs ge- wesen) die Gewaltbereiten.
Wenn der sportliche Erfolg ausbleibt, werden dem RapidSportdirektor die Reifen seines Autos zerstochen.
Wenn die (ohnehin rapidfreundlichen) Medienvertreter, ein bissel kritisch zu schreiben oder zu reden wagen, werden sie per Spruchbändern Terroristen genannt. Und Ordnungshüter und Referees gelten generell als die Bösen. Kurzum:
Im Austeilen ist Rapids Hardcore-Abteilung, der auch Akademiker angehören, viel stärker als im Einstecken. Schuld sind immer die anderen. Ein Motto, dem sich auch Rapids Führung angeschlossen hat. Ob aus Angst vorm Mob, Überzeugung oder beidem – das sei dahingestellt.
wolfgang.winheim@kurier.at
Ausnahmsweise sind sich in dieser Causa die zwei Wiener Klubs, die seit einiger Zeit kaum eine vernünftige Gesprächsbasis haben, einig und lehnen Zustände wie in Athen oder Buenos Aires strikt ab. Rapids Geschäftsführer Christoph Peschek stellt klar: „Einem Ausschluss von allen Fans eines Vereins können wir nichts abgewinnen. Wir wollen stimmungsvolle Fußballfeste, und da gehören die Anhänger beider Klubs dazu. Zudem ist es auch für die Sicherheit besser, wenn die Fans gemeinsam im Stadion sind als außerhalb.“Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer sieht es sehr ähnlich und lehnt leere Gästeränge ab. „Sicherheitsexperten raten sogar zu Gästefans in eigenen Sektoren, weil sie sich sonst Karten für die normalen Sektoren kaufen.“Damit könnte die Gefahr von Ausschreitungen gar steigen. Schon vor einem möglichen Gipfeltreffen in der Causa prima hat Kraetschmer kein Bauchweh vor weiteren Derbys in der Generali Arena. „Wir sind jedenfalls gerüstet und freuen uns, wenn es ein Derby gibt.“
Der Sport ist sekundär
Schade sei nur, dass einmal mehr nicht übers Sportliche gesprochen wird. „Der Sport steht wieder nur in der zweiten Reihe.“Nicht zum ersten Mal, wenn man die jüngere Derby-Geschichte genau betrachtet. „Die Häufung der Probleme ist in letzter Zeit schon spürbar“, sagt Kraetschmer, der in 21 Jahren bei der Austria schon viele Derbys erlebt hat. „Ich sehe das als gesellschaftspolitische Entwicklung.“
Die Gewaltbereitschaft sei in den letzten Jahren gestiegen. „Das ist kein Phänomen von Austria und Rapid, sondern ein europaweiter Trend.“Der Fußball sei wieder einmal eine Präsentationsplattform und ein Ventil für persönlichen Unmut. „Ich habe das Gefühl, dass die Grenzen hinaus geschoben werden. Daher braucht es umso mehr die Exekutive und auch die Legislative.“Und vor allem Vernunft bei allen Beteiligten.
„Sicherheitsexperten raten uns sogar zu Derbys mit Auswärtsfans in eigenen Sektoren.“