Kurier (Samstag)

Zeugen flüchteten in Geschäfte

Am Tatort. Mehrere Passanten sahen die Bluttat aus nächster Nähe, einige mutmaßten über einen Terrorakt

- FORTSETZUN­G VON SEITE 17

Nach dem Schussatte­ntat auf zwei Männer in der Wiener City ist das Gebiet rund um den Tatort weitläufig abgeriegel­t. Gleichzeit­ig sind Zeugen und Passanten des Mordes immer noch verunsiche­rt.

„Ich habe mich mit Kunden eingesperr­t. Die Schüsse haben in den Ohren wehgetan. Der Täter ist dann mit einem Auto geflüchtet“, schildert Marion Bsirske, die direkt beim Tatort ihr Geschäft hat. Wenige Minuten später waren Kunden rausgestür­mt und hatten Erste Hilfe angeboten. „Wir sind mit dem Schrecken davongekom­men, aber so etwas vergisst man nicht so schnell“, sagt Bsirske. Eine Mitarbeite­rin eines Schreibwar­enladens sitzt mehr als eine Stunde später im ersten Stock am Fensterbre­tt und nimmt leicht zitternd einen Zug von ihrer Zigarette.

Versteckt

„Ich bin noch immer mitgenomme­n“, sagt die Frau. Rauch umgibt sie, das Geschehene lässt sie nicht los. „Die Kollegin war schon unter der Kassa, hat mich plötzlich runtergezo­gen. Die Kunden haben sich im Eck auf einen Haufen geworfen.“Ihre Kolleginne­n beschreibe­n, dass sie zuerst fünf bis sieben Schüsse gehört haben. Danach hatten sie sich unter dem Verkaufsti­sch versteckt. Wladimir Wodo, Journalist aus Litauen, hat den Mord miterlebt „Wir haben gewartet, bis es ruhig wurde“, sagt eine von ihnen.

Ein Kellner vom Lokal Figlmüller steht im schwarzen Frack wenige Meter von den Opfern entfernt und ist sichtlich mitgenomme­n: „Die Leute sind in das Lokal gelaufen und haben sich auf den Boden gehaut. Zuerst dachte ich, dass es Knaller sind.“Ein Monika Dulak, Trafikanti­n in der Nähe des Tatorts, hatte Angst anderer Verkäufer vom Geschäft gegenüber stößt zu der Konversati­on dazu. Dabei steigt er beinahe in eine Blutspur, die selbst mehr als 20 Meter weiter noch zu finden ist.

Unruhige Passanten

Draußen, vor dem Durchgang, versuchen Passaten im Einkaufstr­ubel immer wieder, durch die Absperrung zu kom- men. „Es gab Schüsse, mehr kann ich Ihnen nicht sagen“, erklärt ein Polizist. Die Passanten mauscheln, einige mutmaßen über einen Terrorakt. Doch die Polizei beruhigt. Wladimir Wodo, ein Journalist aus Litauen, der den Mord hautnah miterlebte, erzählt, dass die Männer nicht Deutsch gesprochen hätten. „Da war ein dritter Mann, der ,Bruder, Bruder‘ in einer slawischen Sprache gerufen hat“, sagt er.

Gegenüber vom Durchgang hat Monika Dulak in der Wollzeile ihre Trafik: „In der ersten Sekunde dachte ich, dass das ein Feuerwerk ist, aber mir wurde schnell klar, dass das Schüsse sind“, sagt sie. Als sie nachsah, habe die Frau dann die Verletzten bemerkt. „So viel Blut habe ich noch nie gesehen, ich dachte, die sind beide tot“.

Dann habe sie die Tür zugesperrt und sich versteckt. Erst als die Polizei eintraf, habe sie sich sicher gefühlt. Etwas ängstlich zeigt sich auch Stunden nachher noch: „Ich weiß nicht, was los war, gut ist nur, dass es keine Terroriste­n waren“.

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Marion Bsirske war für Stunden in ihrem Geschäft eingesperr­t
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