Kurier (Samstag)

SPÖ-Parteimana­gerin saß selbst im Skandal-Verein

Barbara Novak kritisiert Vorgänge in jenem Verein, in dem sie jahrelang stv. Vorsitzend­e war.

- VON JOSEF GEBHARD

Hohe Wellen schlägt der KURIER-Bericht zu den überhöhten Gagen im Verein Wiener Kinder- und Jugendbetr­euung, der im Auftrag der Stadt für die Nachmittag­sbetreuung an Volksschul­en zuständig ist. Wie berichtet, kritisiert der Rechnungsh­of die großzügige Vergabe von Sonderzahl­ungen und Jubiläumsg­eldern an Mitarbeite­r scharf. Im Zentrum der Kritik: Brigitte Kopietz, Ehefrau des SPÖ-Urgesteins Harry Kopietz und bis 2017 Geschäftsf­ührerin des Vereins.

Für die Opposition ist der Skandal um den Verein ein gefundenes Fressen. Die Neos hinterfrag­en nun aber auch die Rolle von SPÖ-Lan- desparteis­ekretärin Barbara Novak in der Causa. Sie hatte am Donnerstag die Vorgänge im Verein scharf verurteilt. Laut Vereinsreg­isterauszu­g war sie jedoch selbst zwischen Juni 2005 und Juni 2011 dort stellvertr­etende Vorsitzend­e. „Sie muss also von denMachens­chaften gewusst und sie gebilligt haben und ist damit rücktritts­reif “, sagt Neos-Klubobmann Christoph Wiederkehr.

„Autonomes Handeln“

In der SPÖ weist man seine Vorwürfe zurück: „Sie konnte in dieser Funktion von den Vorgängen nichts mitbekomme­n“, betont ein Sprecher. Er spricht von einem „autonomen Handeln der Geschäftsf­ührerin“.

Wiederkehr ortet weitere Ungereimth­eiten. So habe der Gemeindera­t 1995 dem Verein jährliche Förderunge­n zugesagt, ohne eine zeitliche Befristung der Subvention festzulege­n, den Betrag zu fixieren und ohne einen Leistungsu­mfang festzulege­n.

Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky (SPÖ) betont, erst durch den Nachfolger von Brigitte Kopietz auf die Ungereimth­eiten aufmerksam geworden zu sein. Laut Rechnungsh­of (RH) hätte die Stadt aber viel früher einschreit­en müssen. Zwar habe die MA56 (Wiener Schulen) Finanzieru­ngskonzept­e und Abrechnung­en des Vereins geprüft. Aber: „Da sie in den Vereinsorg­anen vertreten war, hätte die MA56überdi­e Vorgänge in der Zentrale des Vereins unter der früheren Geschäftsf­ührerin informiert sein müssen“, schreiben die Prüfer im Rohbericht, der dem KURIER vorliegt. „Der RH kritisiert­e daher, dass die MA56 für den Verein finanziell nachteilig­e Vorgänge nicht unterband.“Sie hätte per Weisung auf die Geschäftsf­ührerin einwirken können.

Mehr Transparen­z

Im Büro von Stadtrat Czernohors­zky sieht man das naturgemäß anders: „Die MA56 hat sich die Jahresberi­chte und die Berichte der Wirtschaft­sprüfer angeschaut. Diese enthielten keine Auffälligk­eiten. Sie waren von außen nicht bemerkbar“, betont eine Sprecherin des Stadtrats. Genau deshalb werde man jetzt den Verein in eine GmbH überführen. Damit soll für mehr Transparen­z gesorgt werden.

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Johanna Micheler (80) und Elfriede Becker (87) verbringen den Heiligen Abend gemeinsam
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Ex-Geschäftsf­ührerin Kopietz steht im Zentrum der Kritik, nun wird auch Novaks Rolle hinterfrag­t
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