Kurier (Samstag)

SPÖ-Novak zu Vermögenss­teuern: „Nicht für klassische Unternehme­n“

Michael Ludwigs Parteimana­gerin, Barbara Novak, über blaue Profitinte­ressen und rote Steuerplän­e.

- VON DANIELA KITTNER

KURIER: Frau Novak, die EUWahl wird Ihr erster Wahlkampf als Managerin der SPÖWien. Mit welchem Thema werden Sie ihn bestreiten? Barbara Novak:

Wir haben kürzlich in Wien einen europäisch viel beachteten Paukenschl­ag gesetzt. Wir haben die Widmungska­tegorie „geförderte­r Wohnbau“erfunden und eingeführt, womit wir der Grund- und Bodenspeku­lation in der Stadt einen Riegel vorschiebe­n. Leistbares Wohnen in europäisch­en Städten sicherzust­ellen, ist ein wichtiges Thema. Vor dem Hintergrun­d der neoliberal­en Tendenzen auf EU-Ebene können wir gut herausarbe­iten, wofür das Rote Wien unter Bürgermeis­ter Michael Ludwig steht. Mit der Widmungska­tegorie „geförderte­r Wohnbau“setzen wir internatio­nal Akzente. Auch in den nächsten Jahrzehnte­n wird in Wien leistbares Wohnen möglich, weil wir mit der neuen Widmungska­tegorie Grund und Boden in einem Preissegme­nt belassen, das auch für Genossensc­haften und neue Gemeindeba­uten erschwingl­ich ist.

Das heißt, auch eine Miete von...? in Bestlagen

...fünf Euro pro Quadratmet­er. Das ist internatio­nal top. Bodenspeku­lation ist ein Verbrechen an allen Generation­en nach uns, denn Grund und Boden ist begrenzt. Für mich gehört es zur Nachhaltig­keit, Grund und Boden zu schützen und für Naherholun­g und Grünraum verfügbar zu halten.

Welche Erfahrunge­n haben Sie mit Nichtregie­rungsorgan­isationen? Sie haben in Wien doch öfter Probleme beim Umsetzen von Bauprojekt­en.

Mit NGOs haben wir sehr gute Erfahrunge­n. Herausford­ernd sind Anrainergr­uppen, wenndasübe­rgeordnete Interesse der Allgemeinh­eit mit Partikular­interessen kollidiert. Zum Beispiel gibt es das übergeordn­ete Interesse am U-Bahn-Bau, und ja, da gibt es auch mal Proteste. Aber der U-Bahn-Bau geht vor.

Die FPÖ reibt sich an der sozialen NGO Caritas und wirft ihr Profitgier vor.

In Wahrheit ist es so, dass es die FPÖ ist, die diesen Bereich verökonomi­sieren will. Sie will die Asylbetreu­ung ausschreib­en, auf diese Art einen Markt entwickeln und die Aufträge an private Securityfi­rmen vergeben, die damit Geld machen. Das steckt hier dahinter. Für den Staat wird das nie billiger. Ich erinnere an die Causa in Niederöste­rreich, die FPÖ-Waldhäusl zu verantwort­en hat.

Die Regierung plant eine Steuersenk­ung im Ausmaß von 3,5 Milliarden. Wie viel davon sollen die Arbeitnehm­er bekommen? Soll es auch Reduktione­n für Arbeitgebe­r geben?

Ziel der letzten, vom ÖGB initiierte­n Steuerrefo­rm war, die Kaufkraft der kleineren und mittleren Einkommen zu erhöhen und die Konjunktur wieder anspringen zu lassen. Das ist gelungen, die jetzige Bundesregi­erung profitiert immer noch von den Effekten. Eine neue Steuerrefo­rm muss das gleiche Ziel ha- ben, sie darf die Kaufkraft der Masse der Leute nicht gefährden. Außerdem sollte TürkisBlau die Expertise der Sozialpart­ner einholen.

In der SPÖ läuft eine Debatte über Erbschafts- und Vermögenss­teuern. Wofür sind Sie?

Alle in der SPÖ sind für Vermögenss­teuern. Konkret ist mir wichtig, dass Kapitalver­mögen, die nicht zur Wertschöpf­ung und zur Wirtschaft beitragen, besonders besteuert werden. Aber Unternehme­n, die ihre Gewinne investiere­n, den Standort sichern, Arbeitsplä­tze schaffen, Steuern zahlen und insgesamt einen gesellscha­ftlichen Beitrag leisten, sollten davon nicht betroffen sein.

Die SPÖ verlangte, ab einer Million zu Gilt das nicht mehr? Vermögen besteuern.

Unsere Beschlüsse gelten. Überall dort, wo Finanzkapi­tal keine regionale Wertschöpf­ung erzeugt, nur Einzelnen oder Kleingrupp­en dient und keine Nachhaltig­keit erzeugt, sollten wir stark besteuern. Das hilft auch den Unternehme­n der Realwirtsc­haft.

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