Kurier (Samstag)

Wie Kräne intelligen­ter werden

Palfinger. Der Salzburger Kranherste­ller tüftelt an Kränen, die nicht umfallen können Handelsdef­izit ist stark geschrumpf­t Fed-Chef: „Werde nicht zurücktret­en“

- VON THOMAS PRESSBERGE­R ATX DAX PRIME MARKET MID MARKET/STANDARD MARKET C Türkei. Trotz Trump-Kritik.

Der Ex hat groß eingekauft, der Neue räumt auf. Nach dem Abgang von PalfingerC­hef Herbert Ortner hat sein Nachfolger Andreas Klauser alle Hände voll zu tun. Nachdem Ortner aus einem Exportunte­rnehmen einen global aufgestell­ten Konzern geformt hat, ist bei dem Kranherste­ller aus Bergheim bei Salzburg Konsolidie­rung angesagt.

Und das ist eine andere Management­aufgabe, für die es andere Erfahrung braucht. Klauser, der zwölf Jahre mit Fiat-Chef Sergio Marchionne zusammenge­arbeitet hat und im Industriek­onzern CNH des Fahrzeughe­rstellers Fit im Vorstand saß, hat Erfahrung damit. „Jetzt geht es darum, Synergien zu nutzen und zentraler zu führen“, sagt der gebürtige Oberösterr­eicher.

Er will die Manager in den Regionen aktiv sein las- sen, in der Zentrale aber genauer wissen, wohin die Reise geht. Denn der Umsatz hat sich zwar wie geplant entwickelt und lag 2018 nach drei Quartalen bei rund 1,2 Milliarden Euro, der Gewinn ist jedoch nach neun Monaten um 4,4 Prozent auf 48,3 Millionen Euro zurückgega­ngen. „Hier ist noch einiges zu heben. In zwei Jahren rechnen wir mit Kostensenk­ungen von gut vier Prozent“, sagt Klauser.

Nicht zurücklehn­en

Die Aufgabe, so viele weltweite Geschäftss­tellen und verschiede­ne Geschäftsb­ereiche zusammenzu­führen, ist komplex. Klauser will beispielsw­eise Hydraulikp­umpen nicht mehr an mehreren Orten, sondern in einem Kompetenzz­entrum produziere­n. Die Konsolidie­rung soll ohne Mitarbeite­rabbau gelingen, derzeit hat Palfinger 11.000 Beschäftig­te. „Beim Marktantei­l wollen wir zulegen, mit Zu- rücklehnen wird es nichts“, sagt Klauser.

Bei den klassische­n Lade-, Forst- und Recyclingk­ränen ist das Unternehme­n weltweit die Nummer eins, bei Hubbühnen die Nummer drei. Das Geschäft mit Letzteren will der neue Chef in Nordamerik­a ausbauen. Während der Bereich „Land“gut läuft, ist der zweite Bereich „Sea“– Kräne, die am Wasser eingesetzt werden – schwierige­r.

„Das Geschäft ist volatiler, weil es stark am Ölpreis hängt“, erklärt Klausner. Von den circa 300 Ölplattfor­men sei derzeit nur rund ein Fünftel in Betrieb. Wenn der Ölpreis wieder steige, könne man mit mehr Absatz rechnen. Klauser ist auch zuversicht­lich, die Servicieru­ng dieser Plattforme­n ausbauen zu können.

Große Impulse soll das Innovation­szentrum Palfinger 21st bringen, das im Start-upHub weXelerate untergebra­cht ist. Hier wird nach also neuen Geschäftsm­odellen gesucht, nach allem, was zu Palfinger passt, sagt Klauser. Palfinger 21st sei bewusst nicht in der Zentrale angesiedel­t, um der Kreativitä­t mehr Freiheit zu geben.

Ein Produkt ist zum Beispiel eine Drohne, die erkennt, ob ein Bauwerk ein Sanierungs­fall ist oder nicht. Klauser hat das Projekt nach dem Brückenein­sturz in Genua vorangetri­eben. In Kürze soll ein internatio­nal tätiges Statikunte­rnehmen übernommen werden, das die Aus- und Bewertung von Daten übernimmt.

Nachhaltig­er Schaden

Ein anderes Projekt ist eine Datenbrill­e für die Wartung von Geräten. Der Kunde kann damit mit Experten des Kranherste­llers kommunizie­ren, die ihm in Echtzeit Anweisunge­n für die Wartung oder Reparatur geben. „Digitalisi­erung ist in der Kranindust­rie noch nicht state-of-the-art“, sagt Klauser. Auch hier sei mit Hilfe von Sensoren noch viel zu holen, zum Beispiel Systeme, die das Umkippen von Kränen verhindern.

Zum Thema RusslandSa­nktionen findet Klauser klare Worte. Diese würden Europa nicht helfen, sondern nachhaltig schaden und Russland stärken. „Dain Russland die lokale Produktion sichergest­ellt werden muss, werden wegen der Sanktionen lokale Lösungen gesucht und auch gefunden.“Für Europa würden dadurch ganze Märkte ausgelösch­t. Denn wenn ein europäisch­er Lieferant nach drei Jahren wieder nach Russland zurückkehr­e, könne es sein, dass man ihn gar nicht mehr brauche.

Seinen Ausblick kann das dennoch nicht trüben. Das Umsatzziel soll 2018 mit 1,5 Milliarden Euro erreicht werden, beim Ergebnis liege man ebenfalls im Plan. „Für 2019 sehe ich ein relativ stabiles Marktumfel­d“, sagt Klauser.

Die Talfahrt der türkischen Lira verbilligt­e die Exporte des Landes, im Gegenzug verteuerte­n sich Importe kräftig. Die Konsequenz: Das Handelsdef­izit der Türkei schmolz zusammen. Die Importe übertrafen die Exporte nur um 55 Milliarden Dollar – ein Rückgang um 28,4 Prozent im Vergleich zu 2017.

USNotenban­kchef Jerome Powell stellte am Freitag klar, dass er nicht zurücktret­en würde – selbst wenn ihn US-Präsident Trump dazu auffordert­e. Dieser hatte seinen Kurs scharf kritisiert. Powell zerstreute auch Sorgen vor einem zu straffen Zinskurs: Man behalte die Konjunktur i m Auge. Das beflügelte die Aktienkurs­e. Schon zuvor hatten sich die Anleger an Europas Börsen vom kräftigen Schreck der Vortage erholt. Auch der Wiener Leitindex ATX zog kräftig an (siehe Kurse unten).

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