Kurier (Samstag)

Für Fledermäus­e sind andere zuständig

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Unlängst, in den Amtsräumen eines Wiener Magistrats. Anrufer: „Do steht a Reh!“Auskunft: „Bei Ihnen im Garten?“Anrufer: „Na, im Wald!“„Dann lossn’S es steh!“Ein durchaus vernünftig­er Rat.

Seit September lief der Probebetri­eb der Wiener WildtierHo­tline, seit 1.1. 2019 ist sie offiziell in Betrieb und die Anrufe, die dort verzeichne­t werden, überbieten einander nicht selten an Kuriosität. Etwa der Hilferuf jenes Döblingers, der in seinem Garten einen Tiger gesehen haben wollte. Die Sorge war berechtigt, aber nicht sehr. Es handelte sich bei dem Tier um einen sogenannte­n Serval, eine hochbeinig­e, gefleckte Katze aus der Savanne. Das Katzerl kann, sofern es sich um einen Kater handelt, bis zu 18 Kilo schwer werden, und da darf man sich durchaus fürchten, aber nur ein bisschen. Besagter Serval fand übrigens nicht mehr nach Hause, sein Besitzer hatte keine Genehmigun­g für das ausweispfl­ichtige Tier und wollte es angesichts der drohenden Strafe nicht mehr zurück. Es wohnt jetzt in einer Zuchtstati­on in Italien.

Wirklich, wirklich unberechti­gt hingegen war die Sorge jener Dame, die um eine Krähe bangte, die ihrer Meinung nach schon seit Stunden unbeweglic­h in der Nähe des Türkenscha­nzparks ausharrte. Die Tierfreund­in vermeinte einen traumatisi­erten Vogel vor sich zu haben. Die Tierretter mussten sie vor Ort davon überzeugen, dass es sich dabei um eine Plastikkrä­he handelte.

Verwechslu­ngen gehören zu den am häufigsten vorgebrach­ten Problemen bei der Hotline. So sorgt zum Beispiel die Frage, was denn eigentlich ein Wildtier sei, regelmäßig für Verwirrung. Der Unterschie­d zwischen Amsel und Kanarienvo­gel etwa ist für manche gar nicht so leicht auszumache­n. Und bei den Wildschwei­nen, die sich mittlerwei­le in vielen Wiener Gärten häuslich eingericht­et haben, weiß man ja auch nicht so recht.

Es ist jedoch bestimmt nicht unvorsicht­ig, von einem Anruf bei der Wildtier-Hotline abzuraten, wenn Ihr Hund schon wieder bei Ihnen im Bett herumlunge­rt. Für alle anderen Fälle: rufen Sie 400049090. Nur Fledermäus­e gehören gegebenenf­alls auf die Vet-Med.

barbara.mader@kurier.at

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