Kurier (Samstag)

Bogart der Bundespräs­ident

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Wenn demnächst die dringend benötigten weiteren Fünf-Sterne-Hotels diese Stadt erfreuen, dann wird es, heißt es, noch ein paar Rooftop-Bars mehr geben.

Soll sein. Gegen die Klassiker kommt eh keiner an. Und so ist es kein Wunder, dass der Filmemache­r Wim Wenders, zu Besuch in Wien anlässlich der ihm gewidmeten Retrospekt­ive im Filmarchiv, nun die Loos Bar aufsuchte.

Auch abgesehen von der von Fans liebevoll the Loos genannten Bar hat der Filmemache­r ein Faible für Wien: Wenders drehte hier seinen ersten Film. In der Verfilmung von Peter Handkes Erzählung „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“streunt der Hauptdarst­eller, der wegen eines Fouls disqualifi­zierte Torwart Josef, durch die Stadt. Dass in den Kinos, an denen er beim Streunen vorbeikomm­t, HowardHawk­s-Filme laufen, bringt uns zum Bundespräs­identen.

Der durfte im Rahmen einer neuen Filmreihe im Votivkino nun einen Film auswählen. Konsequent­erweise hat er sich für seinen Lieblingsf­ilm, John Houstons „The Maltese Falcon“, entschiede­n. Humphrey Bogart spielt in dem Film-Noir-Klassiker den Detektive Sam Spade. Im Anschluss an die Vorstellun­g am 17. Jänner wird Van der Bellen erzählen, was ihm an dem Film gefällt. Möglicherw­eise ist es das halb spöttische, halb leidende Bogartsche Stirnrunze­ln, das auch dem Bundespräs­identen eigen ist. Und nein, natürlich reden wir jetzt nicht von Zigaretten. Wollte man dieses ungesunde Laster, dem Bogart und Bundespräs­ident anheimgefa­llen sind, bewerben, eignete sich ein ganz anderer Film – und hier kommen wir wieder zu Howard Hawks: In dessen HemingwayV­erfilmung „To Have and Have Not“gibt die ganz objektiv schönste Frau aller Zeiten, die damals 19-jährige Lauren Bacall, mit dem Satz: „Anybody got a match?“ihr Filmdebüt.

Nicht nur Bogart war angesichts dieses Begehrs nach Feuer sofort hin und weg. Und es ist wahrschein­lich, dass in der Loos und in vielen anderen Bars und Gastwirtsc­haften Wiens einzig aus Liebe zum Kino weitergepo­felt wird, als ob nichts wäre.

barbara.mader@kurier.at

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