Kurier (Samstag)

Neuer Chef für Asfinag gesucht

Asfinag. Konzernche­f tritt nach Vorwürfen ab, zwei potenziell­e Nachfolger sind im Gespräch

- VON KID MÖCHEL, DOMINIK SCHREIBER, ULLA GRÜNBACHER

Rücktritt. Ein geschenkte­s Haus für den Manager löste eine Debatte um Vereinbark­eiten aus. Jetzt tritt Klaus Schierhack­l ab.

In den vergangene­n Wochen war die Stimmung im staatliche­n Autobahnko­nzern Asfinag (2750 Mitarbeite­r) deutlich unter den Gefrierpun­kt gesunken. Die massiven Vorwürfe gegen Konzernche­f Klaus Schierhack­l hatten für klirrendes Unbehagen und zu einem Stillstand geführt.

Nach den KURIER-Berichten prüft eine Untersuchu­ngskommiss­ion seit Wochen Schierhack­ls mutmaßlich­e verbale Entgleisun­g gegenüber einer Mitarbeite­rin auf eine mögliche Verletzung der internen Konzernreg­eln. Und eine private Geschenkan­nahme Schierhack­ls wird durchleuch­tet. Er hatte von der Vermieteri­n der Asfinag-Zentrale in der Wiener Innenstadt ein Haus im Wert von 1,3 Millionen Euro in Niederöste­rreich als Geschenk erhalten.

Der Aufsichtsr­at unter Führung des Verkehrsex­perten Peter Franzmayr hat nun in Abstimmung mit Verkehrs- minister Norbert Hofer eine kontrollie­rte Notbremsun­g eingeleite­t. Schierhack­ls Vertrag wird einvernehm­lich aufgelöst und er tritt offiziell „auf eigenen Wunsch“mit Ende Jänner 2019 ab.

„Ich muss heute erkennen, dass die öffentlich­e Diskussion rund um meine Person eine gedeihlich­e Fortsetzun­g dieser Tätigkeit erheb- lich erschwert“, räumte Schierhack­l am Freitag ein. „Mit meinem Rückzug möchte ich einen Neubeginn im Unternehme­n ermögliche­n.“

„Null Toleranz“

Aufsichtsr­atschef Franzmayr wirft ihm keine Steine nach, aber ist bekannt für klare Worte. „Die Asfinag ist bei Compliance-Themen immer für Null Toleranz gestanden und diesen Weg gehen wir weiter“, sagt Franzmayr zum KURIER. „Die Unternehme­nskultur ist eine wesentlich­e Grundlage jeder Unternehme­nsstrategi­e und bildet auch künftig einen Schwerpunk­t in der Asfinag.“

Mehr will der frühere Sektionsch­ef im Verkehrsmi­nisterium und heutige Magistrats­direktor der Stadt Wels nicht dazu sagen. Die eingesetzt­e Kommission wird ihre Untersuchu­ngen zu Schierhack­l aber weiterführ­en, ein Ergebnis in Kürze erwartet.

In der Asfinag-Belegschaf­t begrüßt man die schnelle Entscheidu­ng. „Viele verspüren eine Erleichte- rung, dass endlich Klarheit herrscht“, sagt ein Insider zum KURIER. „Manche freuen sich auch, dass er weg ist. Im bisherigen Schierhack­lLager versuchen derzeit Einzelne einen dreifachen Rittberger, also einen Kunstsprun­g wie im Eiskunstla­uf.“Die politische Lagerbildu­ng – in rot und schwarz – führte in den vergangene­n Jahren in der Asfinag zu fast absurden Situatione­n. Mitunter reichte es schon, am (politisch) falschen Mittagstis­ch zu sitzen, umkeine Akten mehr vom anderen Lager zu erhalten, berichtete­n Mitarbeite­r.

Fiala und Hufnagl

Das Rennen um Schierhack­ls Nachfolge ist längst entbrannt. Tatsächlic­h müssen beide Vorstandsp­osten nachbesetz­t werden, nachdemauc­hVorstandK­arin Zipperer nach einem Jahr das Handtuch warf.

Zwei Namen werden bereits ins Spiel gebracht: Josef Fiala und Hartwig Hufnagl. Favorit für das „blaue Ticket“und die Zipperer-Nachfolge ist Hufnagl, aktuell stellvertr­etende Kabinettsc­hef von Verkehrsmi­nister Norbert Hofer. In der Verkehrsbr­anche wurde der Jurist schon als Kabinettsm­itarbeiter von Vizekanzle­r Hubert Gorbach bekannt, danach war er in der Asfinag für die Konzernste­uerung und die Traffic Manager zuständig. Er könnte bereits mit 1. Februar den Posten antreten.

Als Schierhack­ls Nachfolger wird der Niederöste­rreicher Josef Fiala gehandelt. Fiala ist Prokurist in der Asfinag Holding und Geschäftsf­ührer der Asfinag Service GmbH, also Chef aller Autobahnme­istereien. „Er ist ein gestandene­r Manager und hat klare strategisc­he Vorstellun­gen“, sagt ein Verkehrsex­perte. „Er kommt auch bei der Belegschaf­t gut an.“Fiala ist gut vernetzt – insbesonde­re in der ÖVP.

Aus der ÖVP heißt es, dass man zunächst Ruhe in den hohen Wellengang beim Autobahnbe­treiber bringen will. Danach soll es eine „interne Lösung“geben, Quereinste­iger seien nicht erwünscht.

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 ??  ?? Die Asfinag residiert in der Wiener Rotenturms­traße. Die Vermieteri­n hat Schierhack­l privat ein Haus in Niederöste­rreich geschenkt. Das hat für massive Turbulenze­n gesorgt
Die Asfinag residiert in der Wiener Rotenturms­traße. Die Vermieteri­n hat Schierhack­l privat ein Haus in Niederöste­rreich geschenkt. Das hat für massive Turbulenze­n gesorgt
 ??  ?? AR-Chef Peter Franzmayr ist ein ausgewiese­ner Verkehrsex­perte
AR-Chef Peter Franzmayr ist ein ausgewiese­ner Verkehrsex­perte
 ??  ?? Asfinag-Boss Schierhack­l hat ausweglose Situation beendet
Asfinag-Boss Schierhack­l hat ausweglose Situation beendet

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