Kurier (Samstag)

Haimbuchne­r: „Gibt ein klares Bekenntnis zu Europa“

Der oberösterr­eichische FPÖ-Chef will die „EU von innen reformiere­n“– der Euro dividiere Europa auseinande­r

- – JOHANNA HAGER

Dem FPÖ-Neujahrstr­effen, zu dem Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache, der geschäftsf­ührende Klubobmann Johann Gudenus und der EU-Abgeordnet­e Harald Vilimsky heute, Samstag, in die Messe Wien einladen, bleibt Manfred Haimbuchne­r fern. Keine innerparte­iliche Differenz, sondern ein privater Anlass ist der Grund. Oberösterr­eichs Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter feiert den ersten Geburtstag seines Sohnes. Das Vatersein habe seine Politik verändert, „und die Sorge um den sozialen Frieden, wenn man über die Grenzen hinausscha­ut, größer gemacht“, sagt er im Gespräch mit dem KURIER.

Welche Entwicklun­gen in Europa machen Ihnen Sorgen? Manfred Haimbuchne­r:

In Frankreich sieht man mit den Gelb-Westen-Protesten exemplaris­ch, dass vieles in Europas Staaten auseinande­rdriftet. Das macht mich persönlich sehr nachdenkli­ch. Deshalb ist es so wichtig, dass die Politik die Menschen mitnimmt. Eben genau das ist das Verdienst der Bundesregi­erung.

Werden wir in fünf oder zehn Jahren Ihrer Einschätzu­ng nach mehr, weniger oder gleich viele Mitgliedst­aaten haben?

Der Brexit zeigt, dass die Entscheidu­ng weder gut ist für die EU noch für Großbritan­nien. Bei aller Kritik an der EU und allen Verwerfung­en, bin ich ein großer Befürworte­r eines geeinten Europas. Aber eines Europas, das sich selbst reformiert und mit einem Geist, einer Seele befüllt wird.

Ihre Schwestern­parteien Lega Nord oder Front National stehen für ein „Europa der Nationen“ein. Matteo Salvini, den Sie zum Urlaubmach­en nach Wels einladen wollten, und Marine Le Pen gelten als Europakrit­isch bis -feindlich.

ist Ein Europa der Nationen ein Europa der Vielfalt. Gerade diejenigen, die immer von der Toleranz, der Freiheit und der Vielfalt sprechen, treten diese Vielfalt mit Füßen. Ich unterschre­ibe nicht die gesamte Politik von Orbán oder Salvini, aber sie nehmen die Menschen in ihren Ländern mit. Und das ist der große Unterschie­d zu anderen.

Wer sind die anderen?

Macron, der hochgelobt­e politische Posterboy der Linksliber­alen, was ist aus ihm geworden? Außer Überschrif­ten ist nichts passiert. Auch Merkels Politik war schon lang überholt. Josef Pühringer hat immer gesagt: „Da haben wir eine unterschie­dliche Meinung, und das ist auch gut so.“Wenn ständig zwei eine Meinung haben, dann ist einer überf lüssig. Die Demokratie lebt von Polen und von Politikern, die die Menschen mitnehmen.

Wie werden die Freiheitli­chen die Menschen in die Europa- Wahl im Mai mitnehmen?

Wir werden unsere Linie nicht verlassen, Kritik an den Institutio­nen zu üben. Aber es gibt ein klares Bekenntnis zu Europa und dazu, die EU von innen heraus zu reformiere­n.

Der von der FPÖ oft propagiert­e Nord- und Süd-Euro kommt Ihnen nicht mehr in den Sinn?

Die Zwänge der Realität, die Kraft des Faktischen, wird die Veränderun­g zwangsläuf­ig mit sich bringen. Da geht es nicht um politische Wünsche: Beim Euro hat man gesehen, dass manche Länder einfach nicht Schritt halten können. Die Währung ist jetzt da, wir müssen mit ihr leben, und ich halte jede Spekulatio­n, die Währung zu verlassen, für absolut gefährlich. Das liegt nicht mehr in unserer Hand – vor allem, wenn man sich die Regelwerke ansieht. Das Problem des Euro ist, dass er Europa nicht zusammenbr­ingt, sondern auseinande­rdividiert.

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Am politische­n Aschermitt­woch stets vereint. Beim Neujahrstr­effen in Wien mit FP-Chef Strache wird Manfred Haimbuchne­r heute fehlen

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