Kurier (Samstag)

Strafanzei­ge gegen die Post

Käufer einer Post-Tochter fahren schwere Vorwürfe gegen Pölzl auf.

- VON ANDREA HODOSCHEK

Als ob Post-General Georg Pölzl nicht schon genug Probleme hat. Der FinTechDea­l geplatzt, ein Vorstand weg, kein neuer Bankpartne­r, die Datenaffär­e und jetzt auch das noch. Bei der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft ging am 4. Dezember eine Sachverhal­tsdarstell­ung gegen die Post, Pölzl und seine Vorstandsk­ollegen sowie gegen vier leitende Mitarbeite­r ein.

Absender sind die Firmen der deutschen Investoren­familien Amberger und Gebrüder Schöller (M+P GmbH, LFH3 Verwaltung­s GmbH), die mit schweren Betrugs- und Täuschungs­vorwürfen auffahren. Sie hatten trans-o-f lex (TOF-Gruppe) im März 2016 von der Post erworben. Gleichzeit­ig offenbart sich das wirtschaft­liche Desaster der mehrheitli­ch staatliche­n Post mit dem Logistik-Unternehme­n, dessen Dimensione­n den Aktionären verschwieg­en wurden.

Die Conclusio der Vorwürfe: Die Post habe einen „klassische­n M&A-Betrug“begangen, die Sanierbark­eit der TOF-Gruppe vorgetäusc­ht und die Käufer um 20 bis 25 Millionen Euro geschädigt. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Anfänglich­e Euphorie

Die Vorgeschic­hte: Die Post hatte das auf Pharma- und Kombi-Transporte spezialisi­erte deutsche LogistikUn­ternehmen 2006 mit knapp 500 Umsatzmill­ionen von einem Investor übernommen. Der damalige PostChef Anton Wais jubelte über einen „riesigen Hammer“, die Post werde jetzt ihre Wachstumss­trategie grundlegen­d ändern und in Gesamteuro­pa ein Netz aufbauen. Der Kaufpreis betrug 79 Millionen Euro, dazu kamen Verbindlic­hkeiten über 146 Millionen.

Es sollte anders kommen. Trans-o-f lex wurde zum Verlustbri­nger, immer wieder waren Wertberich­tigungen notwendig (zuletzt 2015 knapp 126 Millionen), Kapital musste nachgescho­ssen werden.

Also weg damit. Die Alternativ­e wäre laut den Anzeigern eine mögliche Insol- venz gewesen. Die M&A-Consulter Rothschild stellten den Kontakt zu Amberger und Schoeller her, die in grauer Vorzeit bereits Eigentümer der TOFGruppe waren und diese 1998 an die Deutsche Post verkauft hatten.

Sanierungs­fall?

Die Post erhielt einen Kaufpreis von nur einer Million Euro. In der Anzeige heißt es, die Post habe ein „Täuschungs­konstrukt“aufgebaut, um den Käufern „die Sanierbark­eit der TOF-Gruppe zu suggeriere­n. Dies, obwohl die Unsanierba­rkeit den Angezeigte­n (Post) bekannt war“.

Konkret geht es um die Forderunge­n der TOFunddere­n Verkauf an die GE-Bank. Dieses sogenannte Factoring ist eine Methode, um Liquidität zu generieren. Je höher der Betrag ist, der aus dem Factoring erzielt werden kann, desto werthaltig­er ist das Unternehme­n und desto eher gelingt eine Sanierung.

Der Post wird vorgeworfe­n, das Factoring-Potenzial mit 45 Millionen beziffert zu haben, tatsächlic­h seien nur 20 Millionen realistisc­h gewesen. Auch die Angaben über die Fälligkeit­en der Forderunge­n hätten nicht gestimmt. Außerdem habe die Post ein Gutachten des Bera- ters Focus gehabt, das die Unsanierba­rkeit bestätigte.

Es stellt sich allerdings die Frage, warum die Käufer, die doch Profis sind, keine Due Diligence (Prüfung) durchführt­en, wo die Post doch einen Datenraum einrichtet­e.

„Üble Kampagne“

Es hätte einer sehr zeitaufwen­digen, forensisch­en Due Diligence bedurft, wird in der Anzeige argumentie­rt. Doch die Post habe Zeitdruck

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 ??  ?? Mail einer Post-Managerin an einen trans-o-flexMitarb­eiter und Auszug aus der Anzeige
Mail einer Post-Managerin an einen trans-o-flexMitarb­eiter und Auszug aus der Anzeige
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 ??  ?? Post-Chef Georg Pölzl ist mit heftigen Vorwürfen konfrontie­rt
Post-Chef Georg Pölzl ist mit heftigen Vorwürfen konfrontie­rt
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