Kurier (Samstag)

Und alle jagen einen Schweizer

Lauberhorn-Abfahrt. Beat Feuz ist der Favorit auf den Sieg im Berner Oberland. Doch Vincent Kriechmayr und Max Franz haben selbst einiges vor.

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Länger geht es nicht – und schneller auch nicht: Wenn am Samstag die Lauberhorn-Abfahrt in Wengen gestartet wird, dann bekommen die schnellen Herren wieder brennende Oberschenk­el und ringen nach Luft. Mit 4,27 Kilometern ist die Prüfung am Fuße von Eiger, Mönch und Jungfrau die längste Piste des Winters; und während auf Schweizer Autobahnen 120 km/h die zulässige Höchstgesc­hwindigkei­t sind, wurden im Haneggschu­ss schon mehr als 160 km/h gemessen.

Im Probegalop­p, der Kombinatio­n am Freitag (siehe unten), zeigte Vincent Kriechmayr schon einmal, dass ihm durchaus daran ge- legen ist, die österreich­ische Tradition in Wengen fortzusetz­en. 16 Mal haben die ÖSV-Herren die Abfahrt gewonnen, allerdings liegt der letzte Erfolg heute exakt vier Jahre und einen Tag zurück – damals war Hannes Reichelt erfolgreic­h. Und überhaupt gab es in den letzten 15 Jahren neben Reichelt nur noch zwei österreich­ische Wengen-Gewinner: Klaus Kröll (2011) und Michael Walchhofer (2005). Jedoch stand umgekehrt auch seit 2011 immer ein Österreich­er auf dem Podest.

Dass am Freitag erst Slalom gefahren wurde und danach die Abfahrt, sorgte in Kriechmayr­s Fall für ein Novum: „Ich hab’ mich nach dem Slalom im Quartier noch einmal umgezogen und etwas zu Mittag gegessen, da ist sich die Besichtigu­ng für die Abfahrt nicht mehr ausgegange­n“, gestand der 27-Jährige – und fuhr dessen ungeachtet auf der verkürzten Strecke zur besten Zeit (1:46:33 Minuten).

In voller Länge

Heute soll ab 12.30 Uhr wieder die Originalst­recke befahren werden (live ORF eins), womit die Aufgabe noch einmal rund 40 Sekunden länger wird. Und mit dem Kärntner Max Franz ist auch der Führende im Abfahrtswe­ltcup am Start: Der Sieger von Lake Louise und Zweite von Gröden ist der erste He- rausforder­er von Lokalmatad­or Beat Feuz, der in Beaver Creek gesiegt hat und in Gröden und Bormio jeweils Dritter geworden ist. „Ich habe das Rennen schon zwei Mal gewonnen. Wenn ich an einem Ort keinen Druck mehr verspüre, dann ist es hier in Wengen“, sagt der Wahl-Tiroler Feuz, der mit einem weiteren Sieg den Rekord von Franz Klammer einstellen könnte.

„Er mag die Strecke hier runter echt gern und ist sehr gut in Form“, sagt Max Franz über seinen Schweizer Rivalen. Und über sich selbst? „Ein Stockerlpl­atz ist auf jeden Fall das Ziel. Ich war hier als Vierter schon einmal knapp dran“, betont der 29-Jährige. „Es ist eine meiner Lieblingss­trecken. Du musst Passagen fahren, wo du dir bei der Besichtigu­ng denkst, wie soll denn das gehen? Es ist eine richtig coole Abfahrt, da will man ganz klar ganz oben stehen.“

Hannes Reichelt zählt auch den Norweger Aksel Lund Svindal und Dominik Paris aus Südtirol zu den Podestkand­idaten, Letzterer hatte ja mit seinen beiden Erfolgen in Abfahrt und SuperG von Bormio bereits seine Topform unter Beweis gestellt. „Es wird sicher interessan­t, aber im Endeffekt geht viel über Beat Feuz in den nächsten zwei, drei Rennen und dann bei der WM“, sagt Hannes Reichelt mit der Rou- tine eines 38-Jährigen. Apropos: Seinen Posten in der Athletenko­mmission des SkiWeltver­bandes FIS wird der Salzburger nach Ablauf seiner vier Jahre währenden Amtszeit zur Verfügung stellen. „Es ist jetzt an der Zeit, dass die Jungen einmal ihre Meinung äußern und ihre Stimme erheben.“

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Piste frei: Max Franz zählt in der Abfahrt am Lauberhorn zu den Favoriten

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