Kurier (Samstag)

Neues Phänomen: Polizei räumt erstmals ein illegales Bordell im Nobelsegme­nt

Nach Razzien in Studios geht die Polizei jetzt auch groß gegen Prostituti­on in Privatwohn­ungen vor.

- VON DOMINIK SCHREIBER

Im Wiener Rotlicht jagt derzeit eine Polizeiakt­ion die nächste. Nachdem zuletzt mehrere Straßen-Studios (und auch ein bekanntes Lokal) polizeilic­h gesperrt wurden, gab es nun auch eine Großaktion in Sachen Hinterzimm­er-Sex. Dabei stießen die Beamtendes Prostituti­onsreferat­s erstmals auf ein Puff im Nobelsegme­nt.

Statt der üblichen rund 50 Euro wurden hier 150 Euro verlangt. Dafür wurden saubere Zimmer in drei Appartemen­ts angeboten. Als Prostituie­rte waren Rumäninnen und Österreich­erinnen im Einsatz. „Alles hier war sehr profession­ell hochgezoge­n“, berichtet Einsatzlei­ter Wolfgang Langer dem KURIER. Das Bordell wurde sofort behördlich geschlosse­n, das Landeskrim­inalamt prüft nun die Hintergrün­de des Etablissem­ents – etwa, ob sich der Verdacht des Menschenha­ndels erhärtet.

63 Anzeigen

Innerhalb von nur zwei Tagen führte die Polizei in Wien Razzien in 18 Wohnungen durch. Dabei wurden 63 Anzeigen erstattet und Strafen in der Höhe von 17.300 Euro eingehoben. Vier Quartiere wurden an Ort und Stelle versiegelt, die Mieter und Eigentümer angezeigt.

Film und Realität

Die Realität in der Sex-Branche ist mittlerwei­le anders, als es etwa der neue Prostituti­onsfilm „Joy“zeigt, der in den Kinos anläuft. Der Streifen soll das Leben einer Nigerianer­in darstellen, die in Wien auf dem Straßenstr­ich landet. Doch derzeit gibt es kaum noch Prostituti­on auf der Straße, lediglich sehr vereinzelt. Der Großteil der Prostituti­on hat sich in die Laufhäuser verlagert.

„Frauen aus Nigeria und auch China findet man mittlerwei­le fast gar nicht mehr in Wien“, erklärt Langer. Laut der Bilanz aus dem Vorjahr hat das Prostituti­ons- referat zu 40 Prozent Frauen aus Rumänien und 24 Prozent Ungarinnen kontrollie­rt. Vertreten sind vor allem Frauen aus osteuropäi­schen Ländern.

Kuriose Folgen

Osteuropäi­sche Frauen waren auch in acht Rotlichtst­udios beschäftig­t, die ein 38-jähriger Rumäne betrieb. Wie berichtet, wurden diese vor zehn Tagen geschlosse­n. Der Betreiber wurde festgenomm­en, weil er 2000 Euro Strafen offen hatte. Dies hatte noch ein kurioses Nachspiel, denn am Folgetag kam ihn seine Frau im Polizeianh­altezentru­m abholen. Sie legte das Geld auf den Tisch, musste aber selbst ins Gefängnis. Denn sie hatte Strafen in Höhe von 5000 Euro offen.

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Hier in Wien-Liesing wurden die Luxus-Dienste angeboten

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