Kurier (Samstag)

„An Menschenre­chten wird nicht gerüttelt“

Kickl war bei „klärendem Gespräch“in der Hofburg / VdB-Bilanz zum Jahrestag

- – DANIELA KITTNER

Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen hat am Freitag Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) wegen dessen Aussagen zum Rechtsstaa­t kritisiert und gleich zu sich in die Hofburg zitiert. Am Nachmittag haben der Bundespräs­ident und der Innenminis­ter „die Standpunkt­e zur aktuellen Debatte ausgetausc­ht“. Mehr wolle man zur aktuellen Causa nicht sagen, wurde vereinbart.

Wenige Stunden zuvor, in einer gut besuchten Pressekonf­erenz in der Präsidents­chaftskanz­lei, sagte Van der Bellen: „Der Innenminis­ter hat, wenn ich ihn richtig verstanden habe, die Europäisch­e Menschenre­chtskonven­tion infrage gestellt. Das geht natürlich gar nicht.“Die EMRK sei ein Grundkonse­ns der Zweiten Republik.

Diese Grundrecht­scharta stehe in Österreich seit rund 60 Jahren im Verfassung­srang, betonte der Bundespräs­ident: „Daran wird sicher nicht gerüttelt.“

Die Europäisch­e Menschenre­chtskonven­tion (EMRK) sei eine „Antwort auf den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust“gewesen, erinnerte Van der Bellen. Der völkerrech­tliche Vertrag sei aber auch „schlicht europäisch­es Recht.“Daran könne Österreich von sich aus gar nichts ändern. „Da wäre das Einvernehm­en der anderen Vertragsst­aaten erforderli­ch, und europäisch­es Recht kann nicht vom einzelnen Mitgliedst­aat geändert werden.“

Ein „Rütteln“an diesen Grundrecht­en („Minderheit­enrechte wie Freiheitsr­echte“) sei nicht akzeptabel, weil damit ein Grundkonse­ns der Zweiten Republik in Frage gestellt werde, sagte Van der Bellen und nahm – ohne es explizit auszuführe­n – auch die ÖVP von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz in die Pflicht: „Ich nehme an, dass sich alle Mitglieder der Bundesregi­erung dieser Tatsachen bewusst sind.“

Auf die Frage, ob Kickl als Innenminis­ter „tragbar“sei, ging Van der Bellen nicht ein.

Österreich „beneidet“

Der eigentlich­e Zweck der Pressekonf­erenz war eine außenpolit­ische Bilanz des Bundespräs­identen zum zweiten Jahrestag seiner An- gelobung am 26. Jänner. Ein Drittel seiner Amtszeit sei vorüber, zwei Drittel liegen noch vor ihm, sagte Van der Bellen. Er hat 2017 vierzehn Auslandsre­isen absolviert, 2018 waren es 21. Die Frage des KURIER, ob er seit dem Regierungs­eintritt der FPÖ auf diese angesproch­en werde, beantworte­te der Bundespräs­ident mit langem Nachdenken, um dann zu sagen: Als er selbst gewählt wurde, sei ein Seufzer der Erleichter­ung durch die Staatskanz­leien gegangen, weil „der Nationalis­mus den Durchmarsc­h nicht geschafft hat“. Bis auf den israelisch­en Präsidente­n Reuven Rivlin habe ihn dann aber kein Staatsober­haupt auf die FPÖRegieru­ngsbeteili­gung angesproch­en.

Van der Bellen nannte drei Schwerpunk­te seiner außenpolit­ischen Aktivitäte­n: Europa stärken. Türöffner für Österreich­s Exportwirt­schaft sein. Den Klimawande­l bekämpfen.

Van der Bellen erzählte, Österreich werde im Ausland überwiegen­d beneidet, die Einzigarti­gkeit des Landes – Landschaft, Kunst und Kultur und die Verlässlic­hkeit österreich­ischer Unternehme­n – werde im Ausland oft besser wahrgenomm­en als im Inland.

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Unterwegs: VdB absolviert­e 35 Auslandsre­isen im ersten Drittel

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