Kleines Land mit großer Geschichte
Christentum, ein Genozid und ein Erdbeben prägen bis heute die Gegenwart des Landes
Gerade einmal knapp drei Millionen Einwohner zählt Armenien innerhalb seiner Grenzen. 5,6 Millionen Armenier leben offiziell außerhalb Armeniens. Schätzungen gehen aber von bis zu 10,5 Millionen aus.
Die Geschichte der Migration ist eng mit der Geschichte Armeniens verbunden: Über den Handel auf der Seidenstraße bildeten sich armenische Gemeinden in ganz Europa wie Asien, und humanitäre Tragödien und wirtschaftliche Krisen stachelten Fluchtwellen an. Zugleich ist die Geschichte des Landes eng mit dem Christentum verbunden. Armenien war das erste Königreich, das im Jahr 301 das Christentum zur Staatsreli- gion machte – noch vor dem römischen Reich.
Die moderne Geschichte Armeniens ist eng mit dem bis heute größten Trauma das Landes verbunden: Dem Völkermord an Armeniern 1915/16 durch das in den letzten Zügen liegende Osmanische Reich. 1,5 Millionen Menschen starben bei Todes- märschen oder in geplanten Tötungsaktionen. Seit 1936 bestand im Verband der Sowjetunion schließlich die Armenische SSR. Innerhalb der UdSSR wurde Armenien zum Zentrum der chemischen Industrie, der Raumfahrt und der Informatik – bis am 7. Dezember 1988 ein schweres Erdbeben das Land erschüt- terte. Mindestens 25.000 Menschen starben, die Industrie lag in Trümmern. Durch den Zerfall der Sowjetunion kurz später wurden diese Schäden auch nie behoben. Hinzu kam der Krieg mit Aserbaidschan um die Region Berg-Karabach.
Mit Aserbaidschan unterhält Armenien bis heute keine diplomatischen Beziehungen. Ebenso wenig mit der Türkei. Diese schwierige politische Lage sowie der wirtschaftliche Niedergang haben dazu geführt, dass bis heute Hunderttausende Armenier im Ausland (vor allem in Russland) arbeiten und Geld in die Heimat schicken. Das Land gilt aber bis heute als eines der ärmsten der ehemaligen Sowjetunion.