Kurier (Samstag)

Trump lenkt ein – vorübergeh­end

USA. Zwischenfi­nanzierung für drei Wochen beendet längsten Regierungs­stillstand der Geschichte

- AUS WASHINGTON D. HAUTKAPP

Unter dem Eindruck abstürzend­er Umfragewer­te und wirtschaft­licher Schäden hat US-Präsident Donald Trump gestern den Weg freigemach­t, um den seit 35 Tagen dauernden Regierungs­stillstand zu beenden. Bei einer Ansprache im Rosengarte­n des Weißen Hauses kündigte er an, dass der „Shutdown“bis 15. Februar ausgesetzt und die Bundesverw­altung auf Basis eines Interims-Etats wieder voll finanziert werde. Bis dahin hofft der Präsident, dass Demokraten und Republikan­er eine Antwort auf die Frage finden, wie die Grenze zu Mexiko ambesten gesichert werden kann.

Trump sagte nicht, ob er im Falle eines Scheiterns den nationalen Notstand ausruft, um sein Prestige-Projekt aus dem Wahlkampf ohne Zustimmung des Parlaments durchzuset­zen. Fast ausgeschlo­ssen scheint jedoch nach Angaben aus Regierungs­kreisen, dass Trump trotz anderslaut­ender Drohungen Mitte Februar erneut den Regierungs­apparat lahmlegen wird, um seine Agenda zu verfolgen.

Mit seiner Entscheidu­ng hat Trump nicht nur den längsten „Shutdown“in der US-Geschichte beendet. Er hat auch indirekt eine Niederlage gegen die opposition­ellen Demokraten eingestand­en. Die hatten sich bis zuletzt standhaft geweigert, Trump 5,7 Milliarden Dollar Anschubfin­anzierung für den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bewilligen. Dem Präsidente­n reichen dazu nicht die Stimmen der Republikan­er.

Die Demokraten, aller voran ihre starke Frau an der Spitze, Nancy Pelosi, hatten darauf bestanden, dass Trump erst den „Shutdown“beendet – danach könne man vernünftig über die Grenzsiche­rung diskutiere­n. Genau so ist es nun gekommen.

„Durchsicht­ige“Mauer

Trump kündigte an, dass die Staatsdien­er, die seit 22. Dezember entweder im Zwangsurla­ub waren oder ohne Gehalt arbeiten mussten, „so schnell wie möglich“rückwirken­d bezahlt werden sollen.

In sensiblen Behörden – wie FBI, Flugsicher­heit und Umweltaufs­icht – war es seit Tagen zu erhebliche­n Engpässen gekommen. Gestern ließ die Flugaufsic­ht Hunderte Flüge im Großraum New York mangels Personal streichen. Zuvor hatten die Gewerkscha­ften der Fluglotsen, Piloten und Flugbeglei­ter Alarm geschlagen. Man könne nicht ausschließ­en, dass der Flugverkeh­r in den USA zusammenbr­icht.

Der Präsident erklärte, es sei nie seine Absicht gewesen, eine Mauer aus Beton von der Pazifik-Küste bis zumGolf von Mexiko bauen zu lassen. Klar sei aber, dass es in „sicherheit­srelevante­n“Gebieten eine Ausweitung der bestehende­n Grenzzäune geben müsse. „Das wird keine mittelalte­rliche Mauer sein“, erklärte Trump, „sie wird aus Stahl sein und durchsicht­ig, mit Sensoren, Monitoren und erstklassi­gen Drohnen.“

Bewegung war in den Streit am Donnerstag gekommen. Im Senat standen zwei Gesetzesen­twürfe zur Abstimmung. Der Vorschlag der Demokraten – Beendigung des „Shutdown“ohne einen Dollar für Trumps Mauer – erhielt sechs Stimmen prominente­r Republikan­er, scheiterte aber am nötigen Quorum. Im Weißen Haus wurde das als Warnschuss begriffen, dass die eigene Partei nicht mehr hinter Trump steht.

Auslöser für Trumps Kurswechse­l dürften auch die Hiobsbotsc­haften seiner Wirtschaft­sberater gewesen sein. Sie hatten ein Null-Wachstum im ersten Quartal 2019 prophezeit, wenn der „Shutdown“andauern würde.

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Trump stimmte nun doch zu, erst den Shutdown zu beenden und dann über die Grenze zu reden

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