Kurier (Samstag)

Späte Genugtuung

Otmar Striedinge­r (3.) und Daniel Danklmaier (5.) nutzten die Gunst der Stunde

- VON CHRISTOPH GEILER

Die riesige VIP-Tribüne hatte sich bereits merklich geleert, als die Hahnenkamm­abfahrt noch einmal richtig Fahrt aufnahm. Nur im Zielraum der Streif wollte keiner einen vorzeitige­n Abgang machen. Alle Läufer und Trainer wussten, was es geschlagen hat. Man konnte förmlich zusehen, wie das Wetter von Läufer zu Läufer besser wurde. Und sich mit jedem neuen Sonnenstra­hl die Mienen jener Abfahrer verfinster­ten, die zu Beginn des Rennens bei Schneefall und schlechter­er Sicht gefahren waren.

Das war der Grund, warum Sieger Dominik Paris (siehe auch Seite 15) erst nach dem letzten Läufer Gratulatio­nen annahm. Das war auch der Grund, warum Kitzbühel eine der spannendst­en Abfahrten seit Langem erlebte.

Zugleich wäre es aber unfair, die starken Auftritte der Österreich­er Otmar Striedinge­r (Dritter mit Startnumme­r 27) und Daniel Danklmaier (Fünfter mit Nummer41) nur den geänderten Bedingunge­n zuzuschrei­ben. Natürlich hatten die beiden Zimmerkoll­egen einen Vorteil, „aber man muss das auch erst einmal herunter bringen“, lobte ÖSV-Direktor Hans Pum.

Gelungene Fahrt

Tatsächlic­h kommen die TopPlatzie­rungen im Sonnensche­in von Kitz’ nicht aus heiterem Himmel. Otmar Striedinge­r hatte in jungen Jahren sein Können schon mehrmals unter Beweis gestellt und als große Zukunftsho­ffnung gegolten, ehe der Kärntner durch einen Materialwe­chsel und einige Verletzung­en völlig aus der Spur geriet. Und der Steirer Daniel Danklmaier hatte bereits mit dem Sieg in der Europacupa­bfahrt vom Montag und schnellen Trainingsl­äufen aufgezeigt. „Man kann in Kitzbühel nicht als Dritter abschwinge­n, wenn die Fahrt nicht gut war“, sagte Striedinge­r. „Ich dürfte das auch recht gut gemacht haben“, ergänzte Danklmaier.

Kühler Kopf

Zumal es nicht nur Vorteile hatte, dass die beiden Österreich­er später ins Rennen gingen. Dadurch bekamen sie zum Beispiel im TV die wilde Fahrt ihres Kollegen Vincent Kriechmayr mit, die unwei- gerlich das Adrenalin steigen ließ. „Da ist mir schiach die Pump’n gegangen“, berichtet Danklmaier.

Dass sie trotzdem kühlen Kopf bewahrten und diese Gunst der Stunde nützen, spricht für die beiden. „Das war endlich einmal Fahrt mit der richtigen Mischung aus Köpfchen und Risiko“, sagte Otmar Striedinge­r.

Der 27-Jährige erinnerte sich im Moment seines größten Erfolges aber auch an die sportliche Leidenszei­t der vergangene­n Jahre. „Ich weiß, woher ich komme und wie hart ich arbeiten musste“, sagte der ruhige Kärntner.

Daniel Danklmaier ist zwar deutlich extroverti­erter als sein Zimmerkoll­ege, aber auch beim Steirer besteht keine Gefahr, dass ihm dieser Achtungser­folg zu Kopf steigt. Dafür lag der 25Jährige schon viel zu oft auf dem Boden. Drei Knieoperat­ionen hat Daniel Danklmaier bereits hinter sich. „Mich kann nichts mehr erschütter­n“, meinte der Sensations­fünfte.

 ??  ?? Freud und Leid: Otmar Striedinge­r springt in Richtung Rang drei, Daniel Danklmaier jubelt als Fünfter, der schwer verletzte Max Franz muss auf der Streif die WM abschreibe­n
Freud und Leid: Otmar Striedinge­r springt in Richtung Rang drei, Daniel Danklmaier jubelt als Fünfter, der schwer verletzte Max Franz muss auf der Streif die WM abschreibe­n
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