Kurier (Samstag)

Kickl hält an seinem Sparbefehl fest

Chef der Polizeigew­erkschaft: „Ich fordere die Rücknahme des Sparerlass­es“

- – DOMINIK SCHREIBER

Überstunde­n. Der Gesprächst­ermin im Innenminis­terium über das Überstunde­n-Sparpaket hat am Freitag für die Polizeigew­erkschaft nicht mit einem zufriedens­tellenden Ergebnis geendet. Der oberste Gewerkscha­ftsboss, Reinhard Zimmermann (FCG), sah keine Bewegung im Kickl-Ressort. Wie berichtet, sollen in den neun Bundesländ­ern bis zu 20 Prozent Überstunde­n eingespart werden. „Ich fordere die Rücknahme des Sparerlass­es“, sagte Zimmermann nach dem Termin.

Gleichzeit­ig übte er Kritik daran, dass das Aufnahmepr­ozedere gerade jetzt zu einem Zeitpunkt geändert wird, wenn neue Beamte im großen Stil gesucht werden. In mehreren Bundesländ­ern müssen Bewerber nun ein zweites Mal zur Aufnahmepr­üfung wegen einer Änderung durch das Ministeriu­m antreten, obwohl sie diese bereits mit Top-Bewertunge­n abgeschlos­sen haben. Der Wunsch nach längeren Übergangsf­risten wurde nicht erfüllt. „Man lässt Hunderte bereits geprüfte Polizeiwer­ber ihre Prüfung wiederhole­n, offenbar nur deshalb, um der Schlagzeil­e eines neuen Aufnahmeve­rfahrens zu frönen“, wettert Zimmermann. „Letztendli­ch ist genau die schlechte Personalsi­tuation Ursache für die Notwendigk­eit der Ableistung von so vielen Über- stunden. Genau dann zu sparen, wenn ein derart niedriger Personalst­and wie derzeit herrscht, ist der falsche Weg.“

Laut der FCG fallen nur rund sechs Prozent der Überstunde­n durch das Aus des EU-Vorsitzes weg. Die Einsparung­en seien aber höher. Die FSG rechnete zuletzt vor, dass so 600 Polizisten weniger auf der Straße seien.

AUF verteidigt Minister

„Durch den Wegfall von Polizeistr­eifen ist die Sicherheit für die Bevölkerun­g gefährdet, weil weniger Polizisten weniger Streifen und weniger Wahrnehmun­gen bedeuten“, sagt Gewerkscha­ftsboss Zimmermann. Die blaue Ge- werkschaft AUF hatte zuletzt von „Schauermär­chen“gesprochen und ihrem Minister den Rücken gestärkt: „Offensicht­lich fehlt in so mancher Landespoli­zeidirekti­on, die sich mit den neuen politische­n Verhältnis­sen im Innenminis­terium noch nicht abgefunden hat, der Wille für sinnvolle und praktikabl­e Lösungen“, sagt AUF-Bundesvors­itzender Werner Herbert.

Inzwischen gibt es in Wien Aufregung, weil derzeit aus allen Stadtpoliz­eikommande­n und dem Landeskrim­inalamt Beamte für fünf Monate abgezogen und dem Verfassung­sschutz (LVT) zugeteilt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria