Bootsführer muss nach Unglück vor Gericht
Staatsanwaltschaft vermutet Fahrfehler
Fast fünf Monate nach dem Bootsunglück des Bundesheeres in Hainburg auf der Donau liegt eines der beiden Opfer immer noch auf der Intensivstation.
Weil der Bootsführer vermutlich einen Fahrfehler begangen hat, hat der Zwischenfall für ihn nun ein gerichtliches Nachspiel. Die Staatsanwaltschaft Korneuburg hat gegen Alexander Sch. einen Strafantrag wegen fahrlässiger Gemeingefährdung eingebracht, bestätigt Sprecher der Staatsanwaltschaft Friedrich Köhl.
Dem Beschuldigten droht im Falle einer Verurteilung eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr.
Fehler eingestanden
Das Arbeitsboot war am 1. September im Zuge eines „Girls Camp“des Bundesheers mit fünf Soldaten und acht teilnehmenden Frauen an Bord gekentert. Der Bootsführer und ein weiterer Soldat konnten unmittelbar nach dem Kentern drei unter dem Boot eingeklemmte Frauen herausholen. Eine 17-Jährige aus Wien und eine 22-Jährige aus dem südlichen Niederösterreich blieben zu diesem Zeitpunkt im trüben Wasser jedoch unentdeckt.
Der starke Auftrieb der Rettungswesten dürfte verhindert haben, dass die Frauen aus eigener Kraft unter dem Boot heraustauchen konnten. Sie wurden erst 39 beziehungsweise 45 Minuten nach dem Unglück unter dem ans Ufer geschleppte Boot entdeckt, herausgezogen und reanimiert.
Nachdem eine Untersuchungskommission des Heeres den Vorfall untersucht hatte, gestand das Bundesheer Fehler beim Rettungseinsatz ein. So wurde beispielsweise kein Notruf abgesetzt. Dieser erfolgte erst durch einen Feuerwehrmann.
Zu viel Schub
Der für die Unfallkommission tätig gewordene Gerichtssachverständige für „Schifffahrt und Unfallanalyse“, Hermann Steffan, stellte fest, dass der Unfall zu verhindern gewesen wäre. Der Bootsführer hatte das Boot durch die Heckwelle eines anderen Bootes gesteuert. Dabei kam es zum Eintauchen des Bugs und hunderte Liter Wasser schossen mit einer Gischt ins Innere. Wenn der Bootsführer nach dem Eintauchen den Schub zurückgenommen hätte, wäre der Bug wieder aufgetaucht und das Wasser abgeflossen, erläuterte der Sachverständige.
Bei Testfahrten benötigte es 40 Anläufe, um das Unglück zu simulieren.