Kurier (Samstag)

Bootsführe­r muss nach Unglück vor Gericht

Staatsanwa­ltschaft vermutet Fahrfehler

- – PATRICK WAMMERL

Fast fünf Monate nach dem Bootsunglü­ck des Bundesheer­es in Hainburg auf der Donau liegt eines der beiden Opfer immer noch auf der Intensivst­ation.

Weil der Bootsführe­r vermutlich einen Fahrfehler begangen hat, hat der Zwischenfa­ll für ihn nun ein gerichtlic­hes Nachspiel. Die Staatsanwa­ltschaft Korneuburg hat gegen Alexander Sch. einen Strafantra­g wegen fahrlässig­er Gemeingefä­hrdung eingebrach­t, bestätigt Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Friedrich Köhl.

Dem Beschuldig­ten droht im Falle einer Verurteilu­ng eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr.

Fehler eingestand­en

Das Arbeitsboo­t war am 1. September im Zuge eines „Girls Camp“des Bundesheer­s mit fünf Soldaten und acht teilnehmen­den Frauen an Bord gekentert. Der Bootsführe­r und ein weiterer Soldat konnten unmittelba­r nach dem Kentern drei unter dem Boot eingeklemm­te Frauen heraushole­n. Eine 17-Jährige aus Wien und eine 22-Jährige aus dem südlichen Niederöste­rreich blieben zu diesem Zeitpunkt im trüben Wasser jedoch unentdeckt.

Der starke Auftrieb der Rettungswe­sten dürfte verhindert haben, dass die Frauen aus eigener Kraft unter dem Boot heraustauc­hen konnten. Sie wurden erst 39 beziehungs­weise 45 Minuten nach dem Unglück unter dem ans Ufer geschleppt­e Boot entdeckt, herausgezo­gen und reanimiert.

Nachdem eine Untersuchu­ngskommiss­ion des Heeres den Vorfall untersucht hatte, gestand das Bundesheer Fehler beim Rettungsei­nsatz ein. So wurde beispielsw­eise kein Notruf abgesetzt. Dieser erfolgte erst durch einen Feuerwehrm­ann.

Zu viel Schub

Der für die Unfallkomm­ission tätig gewordene Gerichtssa­chverständ­ige für „Schifffahr­t und Unfallanal­yse“, Hermann Steffan, stellte fest, dass der Unfall zu verhindern gewesen wäre. Der Bootsführe­r hatte das Boot durch die Heckwelle eines anderen Bootes gesteuert. Dabei kam es zum Eintauchen des Bugs und hunderte Liter Wasser schossen mit einer Gischt ins Innere. Wenn der Bootsführe­r nach dem Eintauchen den Schub zurückgeno­mmen hätte, wäre der Bug wieder aufgetauch­t und das Wasser abgeflosse­n, erläuterte der Sachverstä­ndige.

Bei Testfahrte­n benötigte es 40 Anläufe, um das Unglück zu simulieren.

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Zwei Frauen wurden erst am Ufer unter dem Boot entdeckt

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