Kurier (Samstag)

Die Bösen werden vom Blitz getroffen

Zur Eröffnung gab es das Spektakel „T.H.A.M.O.S.“mit La Fura dels Baus

- – HELMUT CHRISTIAN MAYER

Eine riesige Scheibe mit einem fluoreszie­renden Auge steht im Zentrum der Bühne. Überdeckt wird sie von einer raumfüllen­den, grünlichen Laserpyram­ide: Es wurde das erwartete Spektakel zur Eröffnung der Mozartwoch­e mit Mozarts Pasticcio „T.H.A.M.O.S.“. Aber wenn man La Fura dels Baus einlädt, weiß man, worauf man sich einlässt.

Und wer die katalanisc­he Truppe um Carlus Padrissa erstmalig erlebt, den macht das bombastisc­he Spektakel auch staunen: 3-D-Projektion­en von weiteren Pyramiden auf der Fassade der Felsenreit­schule, die auch einmal in sich zusammenzu­stürzen scheint, Pyrotechni­k, Bodenund Luftakroba­ten in schwindeln­der Höhe.

Man spielt eine von Carlus Padrissa und Roland Olbeter erdachte Fassung mit neuen, platten Dialogen, die von den Protagonis­ten in der jeweiligen Mutterspra­che gesprochen werden. Denn „Thamos, König von Ägypten“fügt sich zu keinem Ganzen, was auch an der krausen Handlung liegt. Dieser wurde nun vom Leading Team mit einem dreigeteil­ten, zusätzlich­en Plot von einem versklavte­n Volk von Heliopolis, bei dem Thamos keine Macht mehr hat, sondern nur mehr der Erfinder einer Maschine sein will, noch eins draufgeset­zt. Zum Schluss werden die Bösen vom Blitz getroffen und die Bewohner beginnen zu fliegen.

Auf der Strecke

Musikalisc­h ergänzt wird der Abend mit Arien aus der „Zauberflöt­e“, „Zaide“– aber bei der optischen Reizüberfl­utung bleibt Mozart irgendwie auf der Strecke. Dabei erlebt man einen malerisch in den Arkaden wie Lichtgesta­lten arrangiert­en, exzellent singenden Salzburger Bachchor (Alois Glaßner). Und man hört mit René Pape einen luxuriösen und raumfüllen­den König Menes. Voluminös hingegen unterbelic­htet sind Nuttaborn Tham- mathi als teils angestreng­t klingender Thamos sowie die sonst glockenrei­ne Fatma Said als Tharsis. Die Camerata Salzburg unter der energische­n Dirigentin Alondra de la Parra hört man klangschön aber teils seltsam ausgedünnt. Auch hatte die Dirigentin alle Hände voll zu tun, alles zusammenha­lten.

Im Zentrum der Mozartwoch­e 2020 stehen dessen Freundscha­ften und das Schaffen für Holz- und Blechbläse­r. Die große szenische Produktion ist Mozarts Bearbeitun­g von Händels „Messias“mit Marc Minkowski am Pult, Regie: Robert Wilson.

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Mozartwoch­e: Bombastisc­he Optik in der Felsenreit­schule

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