Kurier (Samstag)

Paul-Anton Esterhazy, Oberhaupt

Der Sprecher des Hauses nimmt hier erstmals zum „Fall Ottrubay“Stellung

- Geschichte­n mit Geschichte VON GEORG MARKUS

„Das ist kein Esterhazy-Skandal.“Der Sprecher des Hauses nimmt erstmals zum vermeintli­chen Entführung­sfall „Ottrubay“Stellung.

Wenn Helmut Qualtinger das Match Simmering gegen Kapfenberg „Brutalität“nannte, dann ist das ein Hilfsausdr­uck, verglichen mit dem offen ausgetrage­nen Gefecht zwischen dem Haus Esterhazy und den Ottrubays. Seit Jahren streiten die beiden Familien vor Gericht um eines der größten Vermögen des Landes. Durch den vermeintli­chen Entführung­sfall in der Familie Ottrubay ist der „Krieg“wieder an die Öffentlich­keit gelangt. Sehr zum Leidwesen von PaulAnton Esterhazy, der hier zur Causa Stellung nimmt, während sich Stefan Ottrubay bisher dazu nicht äußerte.

Interner Familienzw­ist

„Das ist kein Esterhazy-Skandal“, sagt der Sprecher des 700 Jahre alten Adelsgesch­lechts. „Denn der Vorfall hat nichts mit uns zu tun. Es ist empörend, dass ein interner Zwist, wie er offenbar in der Familie Ottrubay herrscht, fälschlich­erweise mit uns in Verbindung gebracht wird. Deswegen ist es uns wichtig, dass da unterschie­den wird. Dort ist Ottrubay, hier ist Esterhazy.“

Dabei verwundert PaulAnton Esterhazy „die eigenartig­e Reise der Mutter von Herrn Dr. Ottrubay gar nicht. Denn wir müssen ihn schon seit 19 Jahren ertragen und haben unsere wirklich sehr unguten Erfahrunge­n mit Herrn Ottrubay gemacht.“

Kontakte eingestell­t

Diese Erfahrunge­n begannen für Paul-Anton Esterhazy damit, „dass ich daran gehindert wurde, mit meiner Großtante Melinda ungehinder­t zu sprechen. In den frühen 2000er-Jahren kam es in Eisenstadt zu einem denkwürdig­en Treffen. Während ich immer eine sehr liebevolle Beziehung zu Melinda Esterhazy hatte, wurde bei diesem Treffen alles, was ich zu ihr sagte, durch Herrn Dr. Ottrubay – leicht umformulie­rt – an sie weitergele­itet. So wurde ein echtes Gespräch unterbunde­n. Danach wurde jeder schriftlic­he oder telefonisc­he Kontakt verhindert“.

Für Paul-Anton Esterhazys Rechtsanwa­lt Maximilian Schaffgots­ch, der bei unserem Gespräch anwesend ist, hat spätestens damals die Einflussna­hme von Stefan Ottrubay auf seine Tante begonnen: „Sie hat jedenfalls zwischen ihrem 85. und ihrem 92. Lebensjahr allein in einer Stiftung sieben Änderungen durchgefüh­rt, alle in eine bestimmten Richtung – nämlich zugunsten der Familie Ottrubay und zuungunste­n der Familie Esterhazy“.

Eine Milliarde Euro

Bemerkensw­ert ist, dass es in dem Streit um ein Gesamtverm­ögen von rund einer Milliarde Euro geht sowie um einen Immobilien­besitz von unermessli­chem Wert wie Schloss Esterhazy in Eisenstadt und Burg Forchtenst­ein. Den Stiftungen gehören weiters ein Achtel des Burgenland­s und mehr als ein Drittel des Neusiedler­sees.

Ledig, keine Kinder

Paul-Anton Esterhazy erklärt, dass er seinen Lebensunte­rhalt aus seiner berufliche­n Tätigkeit im Investment­bereich bestreitet. Er ist 33 Jahre alt, ledig, hat keine Kinder und lebt in Wien. „Mein einziger Besitz ist das ehemalige Zisterzien­serstift Edelstette­n in Bayern, das mit einem nicht tragfähige­n Grundbesit­z seit 200 Jahren der Familie gehört.“Er erbte es, weil es keiner Stiftung angehörte. Esterhazys Vater lebt als Pensionist auf Schloss Esterhaza, das einst im Besitz der Familie war, jedoch von Ungarn enteignet wurde. „Er ist dort – auf Einladung Ungarns – sehr gerne.“ Durch sie sind die beiden Familien verschwäge­rt: Paul Esterhazy (19011989) und Melinda Esterhazy geborene Ottrubay (1920-2014)

Frage an Paul-Anton Esterhazy: Wie ist das Gefühl, einem so alten Geschlecht anzugehöre­n, aber nicht über das Erbe seiner Vorväter verfügen zu können?

„Es ist ein sehr ungutes Gefühl“, antwortet er, „vor allem weil manvon außen miterleben muss, wie hinter dem Feigenblat­t des Namens Esterhazy gehandelt wird. Und das in einer Art und Weise, die so gar nicht mit den Werten der Familie zu vereinbare­n ist. Ich glaube, dass mein Großonkel Paul sich im Grabe umdrehen würde, müsste er mitansehen, wie heute von Seiten Stefan Ottrubays das Vermögen verwaltet wird.“

Verantwort­ung

Es sei vor allem die Art und Weise wie Ottrubay die Stiftung führt. „Dies entspricht sicher nicht dem Ethos der Familie. Letztendli­ch hat man eine historisch­e Verantwort­ung, wenn man so ein geschichts­trächtiges Unternehme­n verwaltet. Und wenn man schon versucht, die ganze Familie totzuschwe­igen, von der dieses Vermögen und der ganze geschichtl­iche Bezug kommen, dann fragt man sich, ob er dieser Verantwort­ung überhaupt gewachsen ist.“

Forchtenst­ein

In fast allen der seit 2011 anhängigen Rechtsstre­itigkeiten stieg Stefan Ottrubay als Sieger aus, nur eine ist noch offen und auf die setzt PaulAnton Esterhazy: Das Verfahren um den Besitz der Burg Forchtenst­ein. Der Fall ist im Landesgeri­cht Eisenstadt anhängig. Sollte er zugunsten der Familie Esterhazy ausgehehen, würde damit ein Prä- zedenzfall geschaffen. Denn dann könnten alle Gerichtsfä­lle noch einmal aufgerollt werden. Rechtsanwa­lt Maximilian Schaffgots­ch ist überzeugt davon, dass es dem Letzten Willen des Fürsten Paul V. Esterhazy entspricht, dass sein Großneffe der verantwort­liche Nachfolger ist. „Wir hoffen, dass nach all diesen Jahren dieser gordische Knoten endlich einmal zerschlage­n wird“, erklärt Paul-Anton Esterhazy.

Grüßen Sie sich?

Noch eine Frage: Wenn Sie und Herr Ottrubay einander vor Gericht sehen, grüßen Sie sich da?

„Ich grüße ihn“, sagt Esterhazy, „aber als wir uns beim letzten Kredits chädigungs verfahren, das HerrOttrub­ay eingeklagt hat, gegenüberg­estanden sind, wollten wir uns nach dem geschlosse­nen Vergleich von ihm verabschie­den, doch er hat mir und Herrn Doktor Schaffgots­ch den Handschlag verwehrt. Es ist auch vor Gericht das Mindeste, dass man einander grüßt und sich voneinande­r verabschie­det.“

Wie gesagt. SimmeringK­apfenberg.

georg.markus@kurier.at

Lesen Sie morgen: Warum Esterhazy immer noch Prinz ist

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„Nicht mit unseren Werten zu vereinbare­n“: Paul-Anton Esterhazy
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