Paul-Anton Esterhazy, Oberhaupt
Der Sprecher des Hauses nimmt hier erstmals zum „Fall Ottrubay“Stellung
„Das ist kein Esterhazy-Skandal.“Der Sprecher des Hauses nimmt erstmals zum vermeintlichen Entführungsfall „Ottrubay“Stellung.
Wenn Helmut Qualtinger das Match Simmering gegen Kapfenberg „Brutalität“nannte, dann ist das ein Hilfsausdruck, verglichen mit dem offen ausgetragenen Gefecht zwischen dem Haus Esterhazy und den Ottrubays. Seit Jahren streiten die beiden Familien vor Gericht um eines der größten Vermögen des Landes. Durch den vermeintlichen Entführungsfall in der Familie Ottrubay ist der „Krieg“wieder an die Öffentlichkeit gelangt. Sehr zum Leidwesen von PaulAnton Esterhazy, der hier zur Causa Stellung nimmt, während sich Stefan Ottrubay bisher dazu nicht äußerte.
Interner Familienzwist
„Das ist kein Esterhazy-Skandal“, sagt der Sprecher des 700 Jahre alten Adelsgeschlechts. „Denn der Vorfall hat nichts mit uns zu tun. Es ist empörend, dass ein interner Zwist, wie er offenbar in der Familie Ottrubay herrscht, fälschlicherweise mit uns in Verbindung gebracht wird. Deswegen ist es uns wichtig, dass da unterschieden wird. Dort ist Ottrubay, hier ist Esterhazy.“
Dabei verwundert PaulAnton Esterhazy „die eigenartige Reise der Mutter von Herrn Dr. Ottrubay gar nicht. Denn wir müssen ihn schon seit 19 Jahren ertragen und haben unsere wirklich sehr unguten Erfahrungen mit Herrn Ottrubay gemacht.“
Kontakte eingestellt
Diese Erfahrungen begannen für Paul-Anton Esterhazy damit, „dass ich daran gehindert wurde, mit meiner Großtante Melinda ungehindert zu sprechen. In den frühen 2000er-Jahren kam es in Eisenstadt zu einem denkwürdigen Treffen. Während ich immer eine sehr liebevolle Beziehung zu Melinda Esterhazy hatte, wurde bei diesem Treffen alles, was ich zu ihr sagte, durch Herrn Dr. Ottrubay – leicht umformuliert – an sie weitergeleitet. So wurde ein echtes Gespräch unterbunden. Danach wurde jeder schriftliche oder telefonische Kontakt verhindert“.
Für Paul-Anton Esterhazys Rechtsanwalt Maximilian Schaffgotsch, der bei unserem Gespräch anwesend ist, hat spätestens damals die Einflussnahme von Stefan Ottrubay auf seine Tante begonnen: „Sie hat jedenfalls zwischen ihrem 85. und ihrem 92. Lebensjahr allein in einer Stiftung sieben Änderungen durchgeführt, alle in eine bestimmten Richtung – nämlich zugunsten der Familie Ottrubay und zuungunsten der Familie Esterhazy“.
Eine Milliarde Euro
Bemerkenswert ist, dass es in dem Streit um ein Gesamtvermögen von rund einer Milliarde Euro geht sowie um einen Immobilienbesitz von unermesslichem Wert wie Schloss Esterhazy in Eisenstadt und Burg Forchtenstein. Den Stiftungen gehören weiters ein Achtel des Burgenlands und mehr als ein Drittel des Neusiedlersees.
Ledig, keine Kinder
Paul-Anton Esterhazy erklärt, dass er seinen Lebensunterhalt aus seiner beruflichen Tätigkeit im Investmentbereich bestreitet. Er ist 33 Jahre alt, ledig, hat keine Kinder und lebt in Wien. „Mein einziger Besitz ist das ehemalige Zisterzienserstift Edelstetten in Bayern, das mit einem nicht tragfähigen Grundbesitz seit 200 Jahren der Familie gehört.“Er erbte es, weil es keiner Stiftung angehörte. Esterhazys Vater lebt als Pensionist auf Schloss Esterhaza, das einst im Besitz der Familie war, jedoch von Ungarn enteignet wurde. „Er ist dort – auf Einladung Ungarns – sehr gerne.“ Durch sie sind die beiden Familien verschwägert: Paul Esterhazy (19011989) und Melinda Esterhazy geborene Ottrubay (1920-2014)
Frage an Paul-Anton Esterhazy: Wie ist das Gefühl, einem so alten Geschlecht anzugehören, aber nicht über das Erbe seiner Vorväter verfügen zu können?
„Es ist ein sehr ungutes Gefühl“, antwortet er, „vor allem weil manvon außen miterleben muss, wie hinter dem Feigenblatt des Namens Esterhazy gehandelt wird. Und das in einer Art und Weise, die so gar nicht mit den Werten der Familie zu vereinbaren ist. Ich glaube, dass mein Großonkel Paul sich im Grabe umdrehen würde, müsste er mitansehen, wie heute von Seiten Stefan Ottrubays das Vermögen verwaltet wird.“
Verantwortung
Es sei vor allem die Art und Weise wie Ottrubay die Stiftung führt. „Dies entspricht sicher nicht dem Ethos der Familie. Letztendlich hat man eine historische Verantwortung, wenn man so ein geschichtsträchtiges Unternehmen verwaltet. Und wenn man schon versucht, die ganze Familie totzuschweigen, von der dieses Vermögen und der ganze geschichtliche Bezug kommen, dann fragt man sich, ob er dieser Verantwortung überhaupt gewachsen ist.“
Forchtenstein
In fast allen der seit 2011 anhängigen Rechtsstreitigkeiten stieg Stefan Ottrubay als Sieger aus, nur eine ist noch offen und auf die setzt PaulAnton Esterhazy: Das Verfahren um den Besitz der Burg Forchtenstein. Der Fall ist im Landesgericht Eisenstadt anhängig. Sollte er zugunsten der Familie Esterhazy ausgehehen, würde damit ein Prä- zedenzfall geschaffen. Denn dann könnten alle Gerichtsfälle noch einmal aufgerollt werden. Rechtsanwalt Maximilian Schaffgotsch ist überzeugt davon, dass es dem Letzten Willen des Fürsten Paul V. Esterhazy entspricht, dass sein Großneffe der verantwortliche Nachfolger ist. „Wir hoffen, dass nach all diesen Jahren dieser gordische Knoten endlich einmal zerschlagen wird“, erklärt Paul-Anton Esterhazy.
Grüßen Sie sich?
Noch eine Frage: Wenn Sie und Herr Ottrubay einander vor Gericht sehen, grüßen Sie sich da?
„Ich grüße ihn“, sagt Esterhazy, „aber als wir uns beim letzten Kredits chädigungs verfahren, das HerrOttrubay eingeklagt hat, gegenübergestanden sind, wollten wir uns nach dem geschlossenen Vergleich von ihm verabschieden, doch er hat mir und Herrn Doktor Schaffgotsch den Handschlag verwehrt. Es ist auch vor Gericht das Mindeste, dass man einander grüßt und sich voneinander verabschiedet.“
Wie gesagt. SimmeringKapfenberg.
georg.markus@kurier.at
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