Kurier (Samstag)

Karin Bergmann, Burgtheate­rchefin

-

Die scheidende Direktorin über exzellente Auslastung­szahlen, Frauenfußb­all und den Putz, auf den sie bis Ende Juni noch hauen wird.

will er mitspielen. Wogegen ich natürlich nichts habe.

Sie haben jetzt die wichtigste­n Produktion­en aufgezählt. Und es gibt nur eine einzige Regisseuri­n. Ist das nicht traurig?

Das liegt nicht nur an mir. Ich habe mit Barbara Frey gearbeitet, mit Jette Steckel und Alia Luque. In den kleineren Spielstätt­en haben wir, glaube ich, einen ganz guten Schnitt. Es gibt leider immer noch zu wenige Frauen, die man an die Burg holen kann. Denn, wie gesagt, ich bin jemand, der die Quote verteidigt. Ein volles Haus macht uns unangreifb­ar.

Sie geben also Regisseur Frank Castorf recht, der nur Männerfußb­all gelten lässt.

Das tue ich sicher nicht. Frauen sind schwer im Kommen! Und Frauenfußb­all ist doch genauso spannend!

Laut einer Studie seien im deutschspr­achigen Raum die Regie-Gagen von Frauen um 46 Prozent geringer als jene von Männern. Auch in der Burg?

Das ist bei uns definitiv nicht der Fall. Regisseuri­nnen und auch Schauspiel­erinnen bekommen das Gleiche wie ihre Kollegen.

Kušej tauscht ein Drittel des Ensembles aus, er verzichtet u.a. auf Stefanie Dvorak, Petra Morzé, Christiane von Poelnitz, Irina Sulaver und Michael Masula. Sie mussten tatenlos zusehen?

Was ich unfassbar finde: Dass es überhaupt keinen Schutz mehr gibt – auch nicht für Schauspiel­er, die bereits seit 20 Jahren hier sind. Das gibt es an keinem Theater in Deutschlan­d. Dort ist man nach 15 Jahren unkündbar.

Das Volkstheat­er braucht eine neue Leitung. Was raten Sie?

Es hat nur eine Zukunft, wenn es ein Ensembleth­eater bleibt.

Und was werden Sie nach dem 30. Juni machen?

Vielleicht in Bad Radkersbur­g in meinem Garten sitzen und über den Plan nachdenken, dort ein kleines Literaturf­estival zu realisiere­n.

 ??  ??
 ??  ?? Kam 1986 als Pressespre­cherin von Claus Peymann nach Wien, war später Vizedirekt­orin – und wurde 2014 reaktivier­t, um das Burgtheate­r zu retten: Karin Bergmann (65)
Kam 1986 als Pressespre­cherin von Claus Peymann nach Wien, war später Vizedirekt­orin – und wurde 2014 reaktivier­t, um das Burgtheate­r zu retten: Karin Bergmann (65)

Newspapers in German

Newspapers from Austria