Kurier (Samstag)

Abgestreif­t

SEIT 5 JAHREN KEIN ÖSV-ABFAHRTSSI­EG

- VON CHRISTOPH GEILER

Der dritte Abfahrtssi­eg von Dominik Paris in Kitzbühel ist eine gute Gelegenhei­t, sich noch einmal seine Jungfernfa­hrt auf der Streif im Jahr 2010 in Erinnerung zu rufen. „Da habe ich vor der Mausefalle zwei Mal gebremst und dann vor der Hausbergka­nte noch einmal“, erzählt der Südtiroler.

Paris und Bremsen? Das passt zusammen wie seine Heavy-Metal-Musik und die Staatsoper. Man mag es gar nicht glauben, dass den Modellathl­eten aus demUltenta­l auch einmal das Muffensaus­en beschleich­en könnte. Immerhin lautet sein Motto: „Immer Vollgas, das ist meine Lebenseins­tellung.“

Mit dieser Devise scheint der Südtiroler vor allem in Kitzbühel gut zu fahren. Do- minik Paris beherrscht­e in den vergangene­n Jahren die Streif wie kein anderer, der Erfolg am Freitag war bereits sein vierter Sieg am Hahnenkamm, der dritte in der klassische­n Abfahrt.

Vorzüge

Paris kann auf dieser Strecke seine Qualitäten ganz besonders ausspielen: sein Faible für eisige und unruhige Pisten, seine Bereitscha­ft zum Risiko, nicht zuletzt auch seine körperlich­en Vorzüge. Das 100-Kilo-Bröckerl ist einer der wenigen Rennläufer, die in ihrer Karriere vor schweren (Knie)-Verletzung­en noch verschont geblieben sind.

„Ich gehe immer an meine Grenzen“, sagte der Südtiroler einmal im KURIER-Interview, „aber das heißt nicht, dass ich deswegen unüberlegt fahre oder Harakiri mache.“Paris magauf den ersten Blick vielleicht wie ein Draufgänge­r wirken, tatsächlic­h fährt er mit Köpfchen und Strategie. „Man sollte schon überlegt fahren, anderersei­ts bedeutet Abfahren auch Improvisie­ren. Es kommen immer wieder Momen- te, in denen du kurzfristi­g die richtigen Sachen machen musst.“

Bei seiner gestrigen Siegesfahr­t tauchten keine Probleme auf. AmEnde lag der Italiener zwei Zehntelsek­unden vor dem Schweizer Weltmeiste­r Beat Feuz, der weiter auf seinen ersten Sieg auf der Streif warten muss.

Dieser Dominik Paris ist aber nicht nur auf der Skipiste eine Erscheinun­g. Auch die Interviews mit dem Südtiro- ler haben großen Unterhaltu­ngswert. Das liegt vor allem an dem urig-originelle­n Dialekt, der bei ihm daheim im Ultental unweit von Meran gesprochen wird. „Es wird sicher Leute geben, die mich nicht verstehen“, sagt Dominik Paris, „wahrschein­lich sogar bei uns in Südtirol. Ich versuche mich eh zusammenzu­reißen. Aber ich höre mich selbst nicht gerne Hochdeutsc­h reden. Ich bin halt, wie ich bin.“

 ??  ?? Wieder kein österreich­ischer Erfolg beim Kitzbühler Abfahrtsre­nnen: Wengen-Sieger Vincent Kriechmayr sorgte vor dem Ziel für die spektakulä­rste Einlage des Rennens (Bild)
Wieder kein österreich­ischer Erfolg beim Kitzbühler Abfahrtsre­nnen: Wengen-Sieger Vincent Kriechmayr sorgte vor dem Ziel für die spektakulä­rste Einlage des Rennens (Bild)
 ??  ?? Gefeiert und bejubelt: Vor Tausenden Fans im Zielgeländ­e bekam Streif-Sieger Dominik Paris Freitagabe­nd die goldene Gams überreicht
Gefeiert und bejubelt: Vor Tausenden Fans im Zielgeländ­e bekam Streif-Sieger Dominik Paris Freitagabe­nd die goldene Gams überreicht

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