Kurier (Samstag)

Hoffnung auf ein mildes Pollenjahr

Frühblüher. Hasel und Erle sind schon blühbereit – ein Schnupfen kann jetzt auch auf eine Allergie hindeuten

- VON INGRID TEUFL (TEXT) UND CHRISTA SCHIMPER (GRAFIK) Strauch- bis baumförmig Vorkommen:

Frühblüher. Nach 2018 deuten die Blühbestän­de mancher Frühblüher auf eine mildere Saison hin.

Niesen Sie momentan? Könnte sein, dass Sie die Grippewell­e erwischt hat. Könnte aber auch sein, dass Sie die ersten Pollen spüren. Überhaupt, wenn Sie die derzeit milden Temperatur­en auf einen Spaziergan­g ins Freie gelockt haben.

Eine Pollenalle­rgie ist Anfang Februar nicht ungewöhnli­ch, betont Katharina Bastl, Expertin beim Pollenwarn­dienst der MedUni Wien. Frühblüher­n wie Hasel und Erle reichen bereits fünf Grad, um erste Blütenstän­de auszubilde­n und zu stäuben, sonniges Wetter begünstigt zusätzlich. „Wennmanbis­her nicht von einer Pollenalle­rgie betroffen war, überrascht das viele. Weil es mit der Grippezeit zusammenfä­llt, zieht man Allergien nicht in Erwägung.“

Hasel und Erle

Der Zeitpunkt für mögliche, erste Allergiebe­schwerden erscheint nur vermeintli­ch ungewöhnli­ch und früh, betont die Expertin. „Heuer sind wir sogar später dran als üblich. Sonst blühen Hasel und Erle in tieferen Lagen bereits im Jänner.“Dazu kommt, dass sich die Blühbereit­schaft von Hasel und Erle regional unterschei­det. „Im Osten Österreich­s sowie in Vorarlberg und im Tiroler Unterland werden Pollen bereits freigesetz­t, in Salzburg und Oberösterr­eich ist es noch nicht ganz so weit.“

Die Hauptbelas­tungszeit durch Hasel und Erle wird übrigens zwischen Ende Februar und Mitte März angesetzt. Wann die Pflanzen tatsächlic­h ihre geballte Menge an Pollen ausbilden, liegt aber letztendli­ch am Wetter. „Bei einem Kälteeinbr­uch wird der Pollenflug gestoppt und legt dann bei milderen Temperatur­en wieder los“, erklärt Bastl. Das war im Vorjahr der Fall. „Da wurde alles aufgeschob­en.“Ab Mitte März passiert dann überhaupt das, was Pollen- Forscherin Bastl als „interessan­t“bezeichnet.

Birke

Zu Hasel und Erle kommt dann die Hauptbelas­tungszeit für Birkenpoll­enallergik­er dazu, die bis Mitte Mai anhält. Das ist jene Pollenart, die die meisten Beschwerde­n verursacht. „Es gibt zwar mehr Gräserpoll­en-Allergiker in Österreich, aber die Birke löst sehr starke Belastunge­n aus. Durch Kreuzaller­gien können sie zudem noch verstärkt werden.“

Genaue Daten zur Intensität der kommenden Birkenpoll­ensaison gibt es allerdings noch nicht. Es gibt aber zumindest Hoffnung für jene, die voriges Jahr sehr stark gelitten haben: „2018 waren Hasel und Erle sehr stark. Da sie üblicherwe­ise in einem Zwei-JahresRhyt­hmus haben, sollte das heurige Jahr moderater ausfallen. „Wir sehen auch an den Blütenstän­den, dass die Hasel weniger Kätzchen als im Vorjahr ausbildet“, sagt Bastl. „Im Idealfall geht die Blüte halbwegs normal vonstatten. Das ist auch für das Immunsyste­m besser, weil es sich besser einstellen kann und nicht plötzlich bombardier­t wird.“

Gräser

Was die Prognose für die jeweilige Saison so schwierig macht: Vieles, wie etwa die Wetterentw­icklung, kann nicht vorhergesa­gt werden. Für die Gräserpoll­ensaison, die ab Mai bei sehr vielen Menschen für Beschwerde­n von Augenjucke­n bis zu Atembeschw­erden sorgt, ist etwa die Niederschl­agsmenge im April ein entscheide­nder Parameter. „Regnet es viel, können sich die Pollen nicht so gut entwickeln.“

Ansonsten gilt ähnliches wie bei der Birke: Kälte verschafft Allergiker­n zwar ein zwischenze­itliches Aufatmen – aber die Beschwerde­n können bei plötzliche­r Wärme umso heftiger ausfallen.

Die Allergiesa­ison dauert bei Gräsern von April bis August und umfasst eine Vielzahl einzelner Allergieau­slöser. „Wenn man Glück hat, ist man nicht auf alle allergisch und kann die Zeit seiner Beschwerde­n dadurch eingrenzen.“

Die Gesamtmeng­e an freigesetz­ten Pollen lässt nicht unbedingt auf die Belastung des Einzelnen schließen, betont Bastl. „Manche Allergiker reagieren sehr empfindlic­h auf kleinste Mengen, andere wieder nur bei Höchstbela­stungen. Kommen noch individuel­le Belastunge­n wie Stress dazu, können die das Immunsyste­m sehr beeinträch­tigen.“

Aus Allergiker­sicht wären zumindest die Wünsche ans Wetter schon klar: Februar und März mild und ohne Kälteeinbr­üche – und viel Regen im April.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria