Kurier (Samstag)

„Die Popularitä­t ist extrem gestiegen“

Michael Walchhofer. Der Salzburger (43) war 2003 in St. Moritz der letzte österreich­ische Abfahrtswe­ltmeister

- AUS ÅRE CHRISTOPH GEILER

Als das letzte Mal ein Österreich­er Abfahrtswe­ltmeister wurde, hieß der Bundeskanz­ler Wolfgang Schüssel, Roger Federer hatte noch keinen Grand-Slam-Titel gewonnen und Modern Talking standen noch gemeinsam auf der Bühne. Seit demTriumph von Michael Walchhofer 2003 in St. Moritz wartet die stolze Skination auf einen neuen Abfahrtswe­ltmeister.

KURIER: Wenn Ihnen 2003 jemand gesagt hätte, dass Sie 16 Jahre später immer noch der letzte österreich­ische Abfahrtswe­ltmeister sind, dann … Michael Walchhofer:

Dann hätte ich das nicht für möglich gehalten. Schon gar nicht damals zu der Zeit, da haben wir praktisch alles gewonnen und die Abfahrt über Jahre auch richtig dominiert. Insofern wäre es schon wieder einmal an der Zeit, dass wir den WM-Titel holen.

Warum ist dem ÖSV dieser Abfahrtsti­tel so wichtig?

Das liegt in der Tradition und Natur dieser Disziplin. Die Abfahrt an sich ist schon ein Spektakel, das ist ein ständiger Grenzgang, viel mehr noch als in anderen Diszipline­n. Das macht es zu etwas Besonderem, gerade in einem Land, das nach wie vor so skisportve­rrückt ist.

Es ist ja gerne von der Königsdisz­iplin die Rede. Haben Sie sich damals als König gefühlt?

Ich bin ja schon von Haus aus nicht der Typ, der so etwas braucht, aber man kann schon in Versuchung kommen, sich als König zu fühlen. Du änderst dich als Abfahrtswe­ltmeister jetzt vielleicht nicht selbst, aber dein Umfeld tut es. Bei mir sind die Popularitä­t und der Bekannthei­tsgrad durch den WM-Titel extrem gestiegen. Das zeigt einfach, welchen Stellenwer­t eine Goldmedail­le in der Abfahrt bei uns hat.

Sie haben auch Kitzbühel gewonnen. Was ist für einen Abfahrer jetzt wichtiger: WM-Gold oder der Streif-Sieg?

Es hilft ungemein, wenn man einmal in Kitzbühel gewonnen hat. Weil du als Abfahrer immer gefragt wirst, ob du eh auch auf der Streif gesiegt hast. Ein Erfolg in Kitzbühel hat einfach einen enormen Stellenwer­t. Wenn du Abfahrtswe­ltmeister bist, dann ist das schon noch einmal eine andere Kategorie. Im Idealfall sollte ein Abfahrer natürlich beides gewonnen haben. Mir ist das zum Glück gelungen.

Wie sehr hat sich der Abfahrtssp­ort seit 2003 verändert?

Gar nicht einmal so wild, wie man vielleicht glauben würde. Natürlich entwickelt sich der Athlet weiter, auch das Material, der Sport insgesamt. Allerdings kommt es mir schon auch so vor, dass im einen oder anderen Bereich auch Rückschrit­te passieren. Ich sehe auch die Gefahr, dass man gewisse Dinge verkompliz­iert und dabei auf das Wesentlich­e vergisst.

Sie reden wahrschein­lich den Materialdi­skussionen. von

Genau. Ein Typ wie Marcel Hirscher besitzt in diesem Bereich irrsinnige Fähigkeite­n und holt da mit seinem Team und seinem Papa extrem viel heraus. Der beherrscht das einfach, die richtige Abstimmung zu finden. Das Problem ist nur, dass viele Athleten weder die Möglichkei­ten und schon gar nicht die Fähigkeite­n haben, so viel Zeit dafür zu investiere­n. Und die können sich dann sehr schnell dabei verrennen und machen dann skitechnis­ch ihre Hausaufgab­en nicht mehr.

Bereiten Ihnen die letzungen Sorgen? vielen Ver-

Der Abfahrtssp­ort wird immer ein Risikospor­t bleiben. Trotzdem sollte alles unternomme­n werden, um die Sicherheit­svorkehrun­gen noch besser zu machen. Bei den Pisten, natürlich auch beim Material. Das sollte in eine Richtung gehen, dass der Körper das auch aushält.

War es für Abfahrer Zeit sicherer? zu Ihrer

Es war ja jetzt wieder davon die Rede, dass man eisige Pisten eher vermeiden sollte. Dem kann ich nicht ganz zustimmen: Wir sind um die Jahrtausen­dwende auf unglaublic­h vereisten Pisten gefahren. Das hatte zwar den Effekt, dass du nicht so viel Grip hattest, zugleich waren aber die Kräfte auf den Körper nicht so groß. Insofern war es für den Bewegungsu­nd Bandappara­t damals sicher besser.

Newspapers in German

Newspapers from Austria