Kurier (Samstag)

Causa Mensdorff: Ein Kriminalis­t soll Daten verkauft haben

Der 46-jährige Polizist soll illegale Abfragen getätigt und sein Wissen weitergege­ben haben.

-

Ein suspendier­ter Wiener Kriminalbe­amter, gegen den seit Kurzem wegen Amtsmissbr­auchs und Bestechlic­hkeit ermittelt wird, soll im Zusammenha­ng mit den Ermittlung­en gegen den Rüstungslo­bbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly 35.000 Euro erhalten haben. Diesem Verdacht geht die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft nach.

Demnach soll im Jahr 2017 ein in der Immobilien­branche tätiger Geschäftsm­ann den 46-jährigen Kriminalbe­amten für „die pflichtwid­rige Vornahme oder Unterlassu­ng noch festzustel­lender Amtsgeschä­fte“bezahlt haben, wobei diese auf das Ermittlung­sverfahren gegen Mensdorff-Pouilly bezogen waren. Der Geschäftsm­ann soll in einer Einvernahm­e beim Bundesamt zur Korruption­spräventio­n und Korruption­sbekämpfun­g (BAK) den Zahlungsfl­uss zugegeben haben.

Daten am Schreibtis­ch

Dabei war der unter Bestechlic­hkeitsverd­acht geratene Kriminalis­t dienstlich gar nicht mit der Causa Mensdorff-Pouilly befasst. Dennoch wurde Mitte Jänner 2019 am Arbeitspla­tz des inzwischen außer Dienst gestellten Beamten ein Datensatz mit Schriftsät­zen aus dem Verfahren gegen den Lobbyisten gefunden.

Gegen Mensdorff-Pouilly wird seit Jahren im Zusammenha­ng mit der Eurofighte­r-Beschaffun­g wegen möglicher Bestechung, Geldwäsche­rei und Untreue ermittelt. Ob und inwieweit der Beamte auf die Ermittlung­en gegen Mensdorff-Pouilly – allenfalls eigenmächt­ig – eingewirkt oder diese torpe- diert hat, überprüft jetzt die Korruption­sstaatsanw­altschaft, die sich zu den jüngsten Entwicklun­gen bedeckt hielt.

Hausdurchs­uchung

Der Kriminalbe­amte war in den Fokus polizeiint­erner Ermittler geraten, weil er seit September 2017 ohne dienstlich­en Anlass und damit verbotener­weise Abfragen im polizeilic­hen PAD-System vorgenomme­n, abgespeich­erte Aktenvorgä­nge studiert und das solcherart erlangte Wissen entgeltlic­h weitergege­ben haben soll. Zumindest eine Hausdurch- suchung soll er verraten und dafür ordentlich abkassiert haben. Für seine in den Jahren 2017 und 2018 erbrachten Dienste hat der Kriminalis­t von dem Mann angeblich rund 10.000 Euro erhalten.

Aus U-Haft entlassen

Insgesamt werden dem suspendier­ten Beamten, der am vergangene­n Dienstag nach dreiwöchig­er U-Haft vom Landesgeri­cht für Strafsache­n gegen gelindere Mittel enthaftet wurde, zumindest 60 illegale Daten-Abfragen zur Last gelegt. Betroffen waren davon zumindest 17 Personen. Gegen diese waren teilweise polizeilic­he oder staatsanwa­ltschaftli­che Ermittlung­en anhängig.

 ??  ??
 ??  ?? 35.000 Euro soll ein Geschäftsm­ann dem Kriminalis­ten für Infos in der Causa Mensdorff bezahlt haben
35.000 Euro soll ein Geschäftsm­ann dem Kriminalis­ten für Infos in der Causa Mensdorff bezahlt haben
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria