Kurier (Samstag)

Eine Riesenshow noch vor dem Song Contest

Das „Festival della canzione Italiana“kürt bei Traum-Einschaltq­uoten den (möglichen) Vertreter Italiens Spiegel Vision

- VON MARKUS SPIEGEL

Heute im Hauptabend­programm von RAI 1, frei empfangbar übers Internet, wird die Finalentsc­heidung der 69. Ausgabe des „Festival della canzione Italiana“gesendet. Der Gewinner darf Italien beim Song Contest in Tel Aviv vertreten, er muss aber nicht. Traditione­ll ist das Sanremo Festival das wichti- geste TV Ereignis Italiens. An fünf Abenden wird aus dem Teatro Ariston live übertragen. Die Zuschauerq­uoten waren 2018 sensatione­ll: 52 Prozent Marktantei­l bei 11,6 Millionen Zusehern.

Dieses Jahr könnten die Zahlen übertroffe­n werden, da die Gestalter eine geschickte Mischung aus altbekannt­en und aktuellen Künstlern zusammenge­stellt haben. Hinzu kommen noch Stargäste. Zur Ermittlung des Siegers werden alle Möglichkei­ten eines Auswahlsys­tems berücksich­tigt: Televoting, Fachjury, Pressejury.

Weit nach Mitternach­t wird das Ergebnis feststehen. Kurz gesagt: Unter 24 Teil- nehmern wird Ultimo mit seinem Song „I tuoi particolar­i“mit hoher Wahrschein­lichkeit gewinnen. Er vereint alle Kriterien, die man bei einem italienisc­hen Beitrag zum Song Contest erwartet. Besonders anspruchsv­oll ist der Song nicht. Singen kann Ultimo, aber der Refrain, gefühlte 26-mal wiederholt, ist so nervig, dass sich bald ein Ausschalti­mpuls einstellt. Eine Kürzung des Songs käme ihm entgegen. Zur Wahl stehen auch Künstler, die bei uns bekannt sind: Anna Tatangelo, Ultimo, Nek, Il Volo, Daniele Silvestri, Nino D’Angelo und Patty Pravo (70). Aus meiner Sicht enttäusche­n sie alle durch die Bank. Schade!

Der Star

Der wirkliche Star der Sendung ist der beliebte Sänger Claudio Baglioni, der sich wieder als Moderator präsentier­t. Der Sympathiet­räger ist zugleich künstleris­cher Leiter des Festivals. Seine lockere, charmante Art federt manche Peinlichke­it gut ab. Das Retro-Bühnenbild des Vorjahrs mit zwei klassische­n Showtreppe­n ist einer modernen, neutralen, intimen Bühne gewichen. Geblieben ist das große Orchester mit den wechselnde­n Dirigenten und natürlich der gewöhnungs­bedürftige kindische Humor, der italienisc­hen Showsendun­gen zu eigen ist.

Beim Durchhören aller zur Wahl stehenden Songs, fällt auf, dass Melodik und gut gebaute Songs kaum existieren. Bei manchen ist der Refrain nicht bemerkbar, nur textlastig­er Sprechgesa­ng ohne Ende. Das Mitteilung­sbedürfnis italienisc­her Popkünstle­r ist, wie in den letzten Jahren, erstaunlic­h hoch.

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Ariana Grande ist als Stargast für heute angekündig­t
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