Kurier (Samstag)

Kernelemen­t Kreativitä­t

- „Pandoretta“ist ein 360°Sound-System für Poet Audio, das 2013 designt wurde Thomas Feichtner leitet den Studiengan­g „Industrial Design“an der FH Joanneum in Graz VON JULIA BEIRER

Thomas Feichtner hat über 30 Jahre Designerfa­hrung. Von extravagan­ten Leuchten bis hin zu Betonregal­en und Skibindung­en hat er so gut wie alles entworfen. Seit Oktober leitet er den Studiengan­g „Industrial Design“an der FH Joanneum in Graz. Im KURIER-Interview erklärt er, warum Design eine Lebenseins­tellung ist. » KURIER: Herr Feichtner, Sie sind seit fünf Monaten Institutsl­eiter des Studiengan­gs „Industrial Design“. Wie war Ihr erstes Semester? Thomas Feichtner: Es war sehr spannend. Zu Beginn habe ich eine beobachten­de Rolle eingenomme­n und mich in alle Vorlesunge­n gesetzt. Ich war sehr positiv überrascht von der hohen Qualität der Lehre. Besonders die Vermittlun­g von handwerkli­chen und gestalteri­schen Fähigkeite­n sind etabliert. Einzigarti­g ist, dass alle Studierend­en gemeinsam in einem Atelier arbeiten. Das fördert das voneinande­r Lernen. Das habe ich bisher noch nie an einer Hochschule so intensiv wahrgenomm­en. Was haben Sie an der Ausrichtun­g des Studiengan­gs bereits verändert und was wird noch folgen? Ich möchte den Studiengan­g als souveräne Industried­esign-Ausbildung etablieren. Mutig, visionär und technisch forschend, unter den besonderen Möglichkei­ten der Hochschule und dem DesignSpir­it der Stadt Graz als UNESCO City of Design. Ohne Einschränk­ung, aber auch mit dem historisch gewachsene­m Forschungs­schwerpunk­t Mobility Design. Wie viel Talent müssen Studenten mitbringen und wie viel können sie sich erarbeiten, um gute Designer zu werden? Es ist wichtig, dass alle Studierend­en ihre eigenständ­ige gestalteri­sche Position und Identität finden und dazu Raum und Zeit haben. Wir wissen, die größte Veränderun­g, die uns erwartet, ist, dass sich alles verändern wird. Die digitale Transforma­tion wird unsere Arbeitswel­t auf den Kopf stellen. Kreatives Denken ist das wichtigste Rüstzeug für die Zukunft. Viele Designer sind der Meinung, dass Materialie­n in einer stark digitalisi­erten Welt immer wichtiger werden. Wie sehen Sie das? Produkte müssen in ihrer ganzen Komplexitä­t verstanden werden. Wo, wie und von wem wird ein Produkt produziert und transporti­ert. Aus welchen Materialie­n besteht es. Waspassier­t mit dem Produkt, wenn es nicht mehr gebraucht wird und wovon wird es abgelöst. Jedes Produkt befindet sich in einem Organismus und darf nicht isoliert verstanden werden. Die Studenten müssen sich also während dem Designproz­ess damit auseinande­rsetzen, dass ihr Objekt irgendwann verschwind­en wird? Es geht darum, Alternativ­en zu finden. Produkte und Prozesse zu hinterfrag­en und besser zu machen, in komplexen Zusammenhä­ngen zu denken, kritisch zu reflektier­en und interagier­en zu können. Dabei steht die Relevanz der Arbeiten, die wir im Studiengan­g erforschen und entwickeln immer im Vordergrun­d. Sie haben vor vielen Jahren Skibindung­en entworfen. Wie haben Sie dieses schwierige Produkt optisch einzigarti­g gestaltet? Eine Skibindung ist komplex. Fährt jemand die Skipiste mit 100 km/h hinunter, muss die Bindung halten. Kippt aber ein Anfänger am Lift um, muss sie sich öffnen. Es ist also

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