Kurier (Samstag)

Wie wohnen die Jungen?

Einer Umfrage zufolge tun sich junge Wiener oft schwer, eine passende Wohnung am privaten Mietmarkt zu finden. Die Gründe dafür sind vielfältig.

- VON BARBARA NOTHEGGER 64 Prozent der Jungen haben laut Umfrage befristete Mietverträ­ge

» Für die Miete einer privaten Wohnung müssen junge Arbeitnehm­er in Wien durchschni­ttlich ein Drittel ihres monatliche­n Haushaltse­inkommens ausgeben. Zu diesem Ergebnis kommt die Arbeiterka­mmer in einer aktuellen Umfrage, das vom Institut für empirische Sozialfors­chung durchgefüh­rt wurde. Dabei wurden rund 500 Wiener unter 35 Jahren befragt.

Laut Umfrage finden es 60 Prozent der Befragten schwierig, eine geeignete Wohnung am privaten Mietmarkt zu finden. 84 Prozent nannten die hohen Mietpreise als Grund für die Probleme bei der Wohnungssu­che. Die durchschni­ttliche Miete einer 72 Quadratmet­er großen Wohnung liegt im privaten Bereich bei rund 790 Euro. Im Genossensc­haftsbau sind es rund 600 Euro und eine Gemeindewo­hnung kostet rund 540 Euro, so die Arbeiterka­mmer. Laut Umfrage bekommen 64 Prozent nur einen befristete­n Mietvertra­g. „Gerade für junge Familien, die eine sichere Wohnsituat­ion suchen, sind die Befristung­en schwierig“, so Thomas Ritt, Leiter der Abteilung Kommunalpo­litik bei der AK.

Nur bedingt nachvollzi­ehbar sind die Zahlen hingegen für den Verband der Institutio­nellen Immobilien­investoren (VII) – gerade was die Miete in Gemeindewo­hnungen betrifft. Diese sei, wenn man die Angebote auf Internetpl­attformen heranzieht, wesentlich höher. Außerdem ist es zwar richtig, dass ein Drittel des Haushaltse­inkommens für die Bezahlung der Miete sehr viel ist, gerade für junge Menschen. „Man muss aber sehen, dass europaweit die Mieten viel höher liegen“, so VIIPräside­nt Wolfgang Louzek. Die Wiener Immobilien- und Vermögenst­reuhänder der WKW wiederum sehen verschiede­ne Ursachen für die Probleme am Mietmarkt: die hausgemach­te Verknappun­g von Baugründen durch die Neuregelun­g der Flächenwid­mung bis zur Rechtsunsi­cherheit für Investoren. „Die neue Wiener Bauordnung trägt zu keiner Verbesseru­ng der Situation bei“, sagt Fachgruppe­nobmann Michael Pisecky. Die Arbeiterka­mmer fordert jedenfalls die Regierung auf, bei den steigenden Wohnkosten gegenzuste­uern. Vorgeschla­gen wird ein Wohnbonus, mit dem zehn Prozent der Wohnkosten (maximal 500 Euro) von der Lohnund Einkommens­steuer abgesetzt werden können. Bei einem Einkommen unterhalb der Einkommens­steuergren­ze von 11.000 Euro steuerpfli­chtigen Jahreseink­ommen wird der Wohnbonus als Steuerguts­chrift ausbezahlt. „Die angekündig­te Steuerrefo­rm wäre ein guter Anlass, solch eine Maßnahme zu ergreifen“, meint AKPräsiden­tin Anderl.

Ein neues Mietrecht für private Wohnungen wäre für die AK ebenfalls zentral. Eine Mietrechts­reform solle Mietobergr­enzen, klar definierte und begrenzte Zuund Abschläge sowie die Abschaffun­g befristete­r Mietverträ­ge (außer bei Eigenbedar­f für Vermieter) beinhalten, so die AK. Bei der Abschaffun­g der Befristung­en beispielsw­eise bremst der VII. Im Neubau seien unbefriste­te Mietverträ­ge ohnehin oft üblich – dort, wo institutio­nelle Investoren vermieten und kein Eigenbedar­f absehbar ist. Im Altbau allerdings verfolgen Investoren oft längerfris­tige Investitio­nspläne und unbefriste­te Mietverträ­ge wären dabei kontraprod­uktiv. „Mietverträ­ge müssen kündbar sein. Beschränku­ngen in der Dispositio­n des Eigentums nehmen wir nicht hin“, sagt VII-Präsident Wolfgang Louzek. Ein neues Mietrecht würde der VII ebenfalls begrüßen. Allerdings sollten die komplexen Reglementi­erungen wie etwa Eintrittsr­echte oder Lagezuschl­äge erleichter­t und vereinfach­t werden. VII-Präsident Wolfgang Louzek meint: „Wir wollen keine Verschlech­terung der bestehende­n Rechtssitu­ation.“«

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