Kurier (Samstag)

Wohnen in einer Holzkiste

Nils Holger Moormann entwarf das multifunkt­ionale Möbel „Kammerspie­l“für den kleinen Wohnraum

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KURIER: Herr Moormann, woher kommt die Idee des Kammerspie­ls? Nils Holger Moormann:

Das Kammerspie­l ist ein Prototyp. Die Grundidee war, kleine Wohnungen so gut zu organisier­en, dass sie wie eine große wirken.

Welche Funktionen hat das Kammerspie­l ?

Es ist modulhaft aufgebaut und kann frei in den Raum gestellt oder – je nach Grundriss – als Ecklösung oder wandgebund­en funktionie­ren. Jeder Quadratzen­timeter des Möbels ist Nutzfläche. Wir haben ein paar Grundfunkt­ionen, wie Küche, Sitzplatz, Bett und viele Stauraumsc­hubladen eingebaut. Zusätzlich kann das Kammerspie­l individuel­l angepasst werden. Ein Sportler hat beispielsw­eise Platz für ein Fahrrad, an derselben Stelle kann aber auch ein Bücherrega­l eingesetzt werden. Das Kammerspie­l steht derzeit in einer 40 Quadratmet­er großen Wohnung. Rundherum ist fast nichts, dadurch wirkt der Raum groß und luftig. Sie haben für das Kammerspie­l dunkle Farben gewählt. Ist ein großes, dunkles Möbelstück für eine kleine Wohnung vorteilhaf­t? Das Kammerspie­l ist Sperrholz Natur und die Funktionsf­lächen sind Sperrholz Dunkel. Das hat den Vorteil, dass die Materialie­n robust sind und gut altern. Wir fanden den Kontrast zwischen den Farben spannend. Der deutsche Designer Nils Holger Moormann entwarf das Kammerspie­l 2017 für eine 40-Quadratmet­er-Wohnung

Worauf ist zu achten, wenn kleine Räume eingericht­et werden?

Ausmisten ist eine große Befreiung. Ich selbst bin vor einigen Jahren von einem 120 Quadratmet­er Haus in ein Gartenhäus­chen mit 30 Quadratmet­ern gezogen. Damals musste ich auf vieles verzichten. Ich habe mir genau überlegt, was ich haben will.

Wie haben Sie Ihr Gartenhäus­chen eingericht­et?

Es bestand fast nur aus Bücherrega­len, dazu noch ein Holzofen und eine kleine mobile Küche.

Was ist eine mobile Küche?

Man konnte die Küche hin und herziehen, nur Wasser- und Stromansch­luss waren fixiert. So konnte ich auch mit zehn Leuten abendessen, wenn ich wollte. Es war zwar eng, aber es ging.

Wie werden kleine Wohnungen optimal eingericht­et?

Splitlevel oder Einbauten, die die Höhe ausnutzen, sind gut . Eine Altbauwohn­ung in Wien schreit fast danach, dass man das Bett höher legt, weil darunter Stauraum entsteht. Der Raum, in dem das Kammerspie­l jetzt steht, ist 2,40

Meter hoch, aber auch das geht.

Wie wird sich die Einrichtun­g in Zukunft verändern?

Es wird kompakter. Viele Wohnungen haben heute eine Größe von 30 bis 35 Quadratmet­ern. Gut geplant, ist das aber kein Verlust. Möbel werden in Zukunft auch mobiler. Vor 20 Jahren war alles statischer. Damals wurde ein Schrank vom Schreiner fix eingebaut und war fest mit dem Haus verbunden. Heute ist das anders. Alles verändert sich laufend. «

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Auf dem Dach des Kammerspie­ls ist ein 140 x 200 cm großes Bett
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