Jeff Bezos, Amazon-Chef
USA. Amazon-Chef sieht politisches Motiv hinter„Erpressung“durch Trump-nahes Klatschblatt
Ein Trump-nahes US-Klatschblatt wollte den Milliardär mit Nacktfotos erpressen, dieser wehrt sich. Die Affäre droht zum Politikum zu werden.
Jeff Bezos weiß, was er will – und sich erpressen zu lassen, gehört nicht dazu. Daher schlug der Amazon-Gründer und Besitzer der Washington Post nun massiv zurück, als der mit US-Präsident Trump verbandelte Medienkonzern AMI versuchte, ihn mit pikanten Details aus seinem Privatleben unter Druck zu setzen.
„Nein danke, Mr. Pecker“, beginnt Bezos’ offener Brief an AMI-Chef David Pecker. Detailliert beschreibt er darin, wie der Konzern mehrmals gedroht habe, intime Nachrichten von ihm an seine neue Lebensgefährtin Lauren Sanchez im Klatschmagazin National Enquirer abzudrucken. Auch sei man im Besitz kompromittierender Fotos, habe ein leitender AMI-Mitarbeiter gedroht, darunter ein Selfie von Bezos „unterhalb der Gürtellinie, ein ,dick pic‘ “und mehrere Ganzkörperfotos des 55-Jährigen in halb bekleidetem Zustand.
Schlüpfrige SMS
Doch worum geht es bei dem Schlagabtausch eigentlich?
Am 9. Jänner hatte Bezos nach 25 Ehejahren überraschend die Trennung von seiner Frau MacKenzie verkündet. Er soll mitbekommen haben, dass der Enquirer kurz davor stand, seine bereits seit Monaten bestehende Beziehung mit Sanchez auffliegen zu lassen. Bezos’ Flucht nach vorne brachte ihm allerdings nichts, der Enquirer berichtete ausführlich über die Affäre. Schlüpfrige Botschaften und Bilder inklusive.
Bezos beauftragte seinen langjährigen Sicherheitschef Gavin de Becker mit einer heiklen Ermittlung: Er solle herausfinden, wie die Zeitung andie Informationen gekommen war. Das konnte bis dato zwar nicht geklärt werden – die Spekulationen reichen von Sanchez’ Bruder bis zur NSA. De Becker sagte allerdings Ende Jänner, dass der mediale Feldzug gegen seinen Chef politisch motiviert sein könnte.
Tatsächlich ist AMI-Chef Pecker ein Vertrauter von Präsident Trump, der wiederum die 2013 von Bezos übernommene Washington Post als einen seiner größten Feinde betrachtet. Die Zeitung sei zudem dem saudischen Königshaus ein Dorn im Auge, mut- maßt Bezos, da sie beharrlich an der Aufklärung des Mordes am Regimekritiker Jamal Khashoggi (Seite 4) arbeite.
Pecker hatte Trump bereits in dessen Wahlkampf mit gefälligen Artikeln unterstützt. Schließlich half er sogar, dessen außereheliche Affären zu vertuschen. So zahlte der National Enquirer dem Ex-Playmate Karen McDougal 150.000 Dollar für die Geschichte über ihre angebliche Affäre mit
Trump – und ließ die Story nach Unterzeichnung einer Schweigevereinbarung durch McDougal in der Schublade verschwinden. Publik wurde das im Zuge der Ermittlungen um die mutmaßliche russische Einmischung in den USWahlkampf.
Trumps Ex-Anwalt Cohen, der die Zahlung abgewickelt hatte, wurde u. a. wegen illegaler Wahlkampffinanzierung und Steuerbetrugs verurteilt. AMI kooperiert nach der Zusage von Straffreiheit mit Sonderermittler Mueller. Dieser Deal wäre hinfällig, sollte AMI Bezos tatsächlich erpresst haben.
Journalisten bedroht?
Laut Bezos hat AMI verlangt, dass er und de Becker ihre Behauptung öffentlich widerrufen, der National Enquirer würde aus politischen Gründen über Bezos’ Privatleben berichten. In diesem Fall würden keine privaten Fotos und Botschaften mehr veröffentlicht. Laut dem Starjournalisten Ronan Farrow, der die Affäre um Harvey Weinstein aufdeckte und auch in der Russland-Causa recherchiert, wäre es nicht der erste Erpressungsversuch durch AMI. Er selbst und „zumindest ein weiterer Journalist“seien auch schon unter Druck gesetzt worden – aber nicht eingeknickt. Davon will auch Bezos nichts wissen: „Wenn ich in meiner Position nicht gegen eine solche Erpressung aufstehen kann, wer kann das dann überhaupt?“