Alltag: „Brutalität macht die Sache nur schlimmer“
Speiseaufzug soll Auslöser für Dreifachmord gewesen sein
Praxis.
Szenen wie vor zwei Wochen, als ein 23-jähriger Afghane vor der Waldviertler Diskothek Ypsilon in Heidenreichstein einen SecurityMitarbeiter mit einer abgebrochenen Flasche attackierte und verletzte, seien die Ausnahme, sagt Diskothekbetreiber Joachim Nöbauer. Dass es ein Ausländer-Problem gibt, lässt er nicht gelten.
Seit 25 Jahren gehören vier bis sechs Türsteher zu seinem Disco-Alltag. „Die sind bei mir angemeldet, haben eine Erste-Hilfe-Ausbildung, einen guten Körperbau und sind per Funk mit den Barleuten verbunden“, sagt Nöbauer. Alarmknöpfe helfen dem Personal, wenn im Lokal ein handfester Streit geschlichtet werden muss. „Gewalt darf bei uns nicht mit Gewalt beseitigt werden. Brutalität macht die Sache nur schlimmer“, so der Chef. Die Sicherheit der Gäste habe höchste Priorität. „Das ist unser Kapital. Nur wenn sich die Leute wirklich sicher fühlen, kommen sie wieder“, meint Nöbauer. Er glaubt, dass Metall-Scanner in rund drei bis vier Jahren zur Grundausstattung gehören.
NÖ.
Etwas so banales wie ein Speiselift soll der Auslöser für die Familientragödie gewesen sein, die vergangenen Dezember die Gemeinde Bockfließ im nö. Weinviertel erschütterte. Dem Dreifachmord war ein baubehördliches Verfahren um einen dreigeschoßigen Speiseaufzug im denkmalgeschützten Schloss vorausgegangen. Obwohl der Lift bis ins kleinste Detail von einem Ingenieurkonsulent geplant wurde, soll Schlossherr Tono Goëss anscheinend keinen Konsens mit den Behörden gefunden haben. Der 54-jährige Adelige soll daraufhin am 13. Dezember zur Waffe gegriffen und seinen Vater Ulrich (92), dessen zweite Ehefrau Margherita Cassis-Faraone Goëss (87) und seinen Bruder Ernst Goëss (52) mit einem Schrotgewehr erschossen haben.
Auslösendes Moment war laut Strafverteidiger Peter Philipp der schon lang andauernde Konflikt um den Speiselift. „Es ist im Wohnsalon des Schlosses zu einem heftigen Streit gekommen. Der dominante Vater soll, wie schon öfters, seinem Sohn Unvermögen an den Kopf geworfen haben“, so Philipp. Laut seinem Mandanten gab es „Brösel“mit der Behörde wegen des Aufzugs.
Weil er seit Jahren auch an Tumoren im Kopf leide, soll sein Mandant im Zuge eines Anfalls zur Waffe gegriffen haben. Das Schrotgewehr war eines von mindestens 15 Gewehren im Waffenschrank der Adelsfamilie. Laut dem Gerichtsmediziner wurde aus nächster Nähe zuerst der Bruder mit einem Schuss, danach der Vater mit einem weiteren und anschließend die Stiefmutter mit zwei oder drei Schrotschüssen getötet. Laut Philipp würde dies ebenso für die Unzurechnungsfähigkeit sprechen. „Es gab mit dem Bruder keinen Konflikt, er hat ihn geliebt.“Die Gutachten über den Gesundheitszustand des 54-Jährigen stehen noch aus.