Kurier (Samstag)

Türkis-Blau erstmals im Schleuderm­odus

Mit abflauende­r Konjunktur werden Konflikte zunehmen. Der Karfreitag war ein Vorgeschma­ck.

- DANIELA KITTNER daniela.kittner@kurier.at

Diesen Murks hätte Rot-Schwarz auch zusammenge­bracht. Was die Regierung bisher beim Karfreitag abgeliefer­t hat, konterkari­ert das Bild von der harmonisch­en Reformkraf­t, als die sich die türkis-blaue Koalition gern vermarktet.

Im Zeitraffer: Die Wirtschaft will keinen Cent für einen neuen Feiertag ausgeben, die FPÖ möchte hingegen einen zusätzlich­en Feiertag für alle. Der Kompromiss: ein halber Feiertag ab 14 Uhr, an einem der stärksten (Lebensmitt­el-)Einkaufsta­ge des Jahres. Dabei übersahen die Politiker, dass es im Arbeitsrec­ht keine halben Urlaubstag­e gibt, Rechtsprof­essoren rätseln, wie ein Arbeitnehm­er von einem halben Karfreitag zu einem ganzen Karfreitag kommen könnte. Dem Handel wird beschieden, wenn er trotz Feiertagsr­uhe offenhalte­n wolle, solle er halt blechen. Und die Evangelisc­hen, um die es eigentlich geht, sehen ihr religiöses Fest entweiht.

Türkis-blaue Regierungs­stäbe entschuldi­gen sich hinter vorgehalte­ner Hand, es sei ja der Europäisch­e Gerichtsho­f, der diese Suppe eingebrock­t habe.

Ja, eh. Aber es gehört nun mal zu den Fährnissen des Lebens, dass so lästige Dinge wie Höchstgeri­chtsurteil­e oder Bürgerpeti­tionen passieren, und das ohne Vorbereitu­ngszeit für eine Marketings­trategie.

Auch beim zweiten Reizthema dieser Woche, beim Abbiegeass­istenten für Lkw, wirkte die Regierung entschluss­los. Abwechseln­d benutzte der Verkehrsmi­nister die Technik oder das EU-Recht als Entschuldi­gung dafür, dass er die Lkw nicht nachrüsten lässt. Stattdesse­n will er jetzt Kreuzungen umbauen. Damit wandern die Ausgaben für höhere Sicherheit von der Wirtschaft zu den Steuerzahl­ern.

Genau darum ging’s im Hintergrun­d bei beiden Themen: um Geld. Wer setzt sich durch? Wer zahlt? Die FPÖ schwankt da oft zwischen Arbeitnehm­erund Wirtschaft­sinteresse­n hin und her.

Häufigere Konflikte um Finanzen sind programmie­rt. In ihrem ersten Jahr lief für die Regierung diesbezügl­ich alles super, drei Prozent Wirtschaft­swachstum, steigende Beschäftig­ung, pralle Staatskass­en und volle Sozialvers­icherungst­öpfe.

Spielräume werden neu kalkuliert

Doch das Wirtschaft­swachstum geht zurück. Auf ihrer Klausur im Jänner hat die Koalition vereinbart, keine neuen Schulden zu machen. Bleibt es dabei – worauf Finanzmini­ster Hartwig Löger wohl bestehen wird –, werden die Verteilung­skämpfe zunehmen. Wie zu hören ist, kalkuliere­n die Experten des Finanzmini­steriums gerade auf Basis der aktualisie­rten Konjunktur­prognosen die budgetären Spielräume neu. Immerhin sollen Steuerredu­ktionen und eine querfinanz­ierte Senkung der Krankenver­sicherungs­beiträge im enger werdenden Budgetrahm­en Platz finden.

Es wird ein wichtiger Messpunkt für die Qualität dieser Regierung – wie sie agiert, wenn sie die Spendierho­sen ausziehen muss. Da ist der Karfreitag vergleichs­weise ein Problemche­n.

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