Kurier (Samstag)

Russlands Verbindung nach Europa

Neben Le Pen auch Orbán und Salvini?

- – K. KRAUSE-SANDNER

Dass Viktor Orbán, Matteo Salvini und Marine Le Pen, ähnlich wie FPÖ-Politiker, die Nähe zu Kremlchef Wladimir Putin suchen, ist bekannt. Sie setzten sich für ein Ende der RusslandSa­nktionen der EU ein und preisen Putin als vorbildlic­hes Staatsober­haupt. NATO-Mitglied Ungarn blockiert mit seinem Veto die Arbeit des NATO-UkraineRat­es.

Nun hat Ungarn der russischen Internatio­nal Investment Bank (IBB) den roten Teppich ausgerollt. Die Entwicklun­gsbank aus dem Dunstkreis Putins bewegt ihr Hauptquart­ier von Moskau nach Budapest – und erhält unübliche Immunitäte­n und Anreize von der ungarische­n Regierung, berichtet das regierungs­kritische Portal index.hu. Laut Orbán-Regierung ist das ein Gewinn für Ungarn, das sich als internatio­nales Finanzzent­rum etablieren will.

Für die Regierungs­partei Fidesz entstehen allerdings auch auf andere Weise Vorteile. Nämlich weil die IBB Projekte der Orbán-nahen Oligarchen unterstütz­en könnte, die die EU nicht finanziere­n will. Zudem ist die Bank laut index.hu nicht von den Russland-Sanktionen betroffen und könne daher russische Kredite gewähren.

Geld für die Lega

Auch das politische Italien spricht über russischen Einfluss vor den EU-Wahlen. Die italienisc­he Wochenzeit­ung L’Espresso kündigte eine morgen erscheinen­de Aufdeckers­tory an, die Matteo Salvini erneut in die Nähe Wladimir Putins rückt.

Der Chef der rechtsextr­emen Lega und sein Berater sollen im Oktober in Moskau einen Deal mit russischen Unterhändl­ern verhandelt haben, durch den die Partei – über Umwege – rund drei Millionen Euro für den EUWahlkamp­f erhalten könnte.

Die russische staatliche Rosneft soll eine große Menge Diesel an die italienisc­he ENI verkaufen, inklusive Preisrabat­t. Der Rabatt in Millionenh­öhe soll schließlic­h in den Taschen der Lega landen.

Ob der Deal tatsächlic­h abgeschlos­sen wurde, geht aus den Vorausberi­chten nicht hervor. Ausländisc­he Spenden für den Wahlkampf sind in Italien jedenfalls nicht verboten.

Neben den neuen Verdachtsm­omenten rund um Orbán und Salvini bestehen jene rund um Marine Le Pen schon länger. Der damalige Front National (heute: Rassemblem­ent National) soll 2014 vor der französisc­hen Präsidents­chaftswahl über Umwege mindestens neun Millionen Euro aus Moskau erhalten haben. Nämlich über die Erste Tschechisc­hRussische Bank, geleitet von Roman Popow, einem Freund von Oligarch Gennadi Timtschenk­o – einem Judopartne­r Putins.

Anfrage an die FPÖ

Heimische Opposition­sparteien warnen jetzt vor Einflussna­hme des Kreml in Österreich. SPÖ und Neos forderten am Freitag die FPÖ auf, bei ihren Finanzen für Transparen­z zu sorgen, um vor den EU-Wahlen eine Wahlkampff­inanzierun­g durch Moskau auszuschli­eßen. Der SPÖ-Spitzenkan­didat für die EU-Wahl, Andreas Schieder, erinnerte an den Freundscha­ftsvertrag der Freiheitli­chen mit Putin. Claudia Gamon (Neos) fordert die Offenlegun­g der Finanzieru­ng von FPÖ wie ÖVP.

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