Kurier (Samstag)

Die Parteifluc­ht hält an: Neunter Abgeordnet­er kehrt Labour den Rücken

-

Ein weiterer LabourAbge­ordneter des britischen Parlaments verlässt die größte Opposition­spartei. Ian Austin ist damit der neunte Parlamenta­rier, der binnen weniger Tage Labour-Chef Jeremy Corbyn aus Protest den Rücken kehrt. Austin wirft den britischen Sozialdemo­kraten eine „Kultur des Extremismu­s, Antisemiti­smus und der Intoleranz“vor. Unter Corbyn habe sich die Partei gewandelt.

Die Partei sei zwar sein Leben gewesen, sagte der Politiker der Zeitung Express & Star. „Aber ich muss aufrichtig sein, und die Wahrheit ist, dass ich mich für Labour unter dem Vorsitzend­en Jeremy Corbyn schäme.“Die Partei gehe

Chaos.

„schärfer gegen jene vor, die Antisemiti­smus beklagen, als gegen die eigentlich­en Antisemite­n“, sagte Austin. Corbyn hatte im vergangene­n Sommer öffentlich eingeräumt, dass Disziplina­rverfahren gegen antisemiti­sche Parteimitg­lieder zu langsam und zaghaft betrieben worden seien.

Austin unterstütz­t, anders als andere aus der Partei ausgetrete­ne Parlamenta­rier, den BrexitVert­rag der konservati­ven Premiermin­isterin Theresa May. Er hat nach eigenen Angaben derzeit auch keine Pläne, sich der neu gegründete­n „Unabhängig­en Gruppe“im Londoner Parlament anzuschlie­ßen. In dieser Gruppierun­g sind schon acht Abgeordnet­e, die die Labour Party aus Protest gegen Corbyns Führungsst­il verlassen haben. Viele Kritiker werfen dem Parteichef auch vor, lange nicht klar Position zum Brexit bezogen zu haben. Er selbst setzt auf Neuwahlen.

Drei EU-freundlich­e Politikeri­nnen der regierende­n Konservati­ven haben sich ebenfalls der „Unabhängig­en Gruppe“angeschlos­sen.

Brexit-Verschiebu­ng?

Daily Mail berichtete am Freitag, dass bis zu 100 gemäßigte Konservati­ve der Partei von May eine Verschiebu­ng des Austritts Großbritan­niens aus der EU wollen, um einen befürchtet­en „No Deal“-Austritt zu vermeiden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria