Ein heißes Duell am Fuße des Vesuv
Europa League. Salzburg trifft im Achtelfinale auf den italienischen Spitzenverein Napoli mit Startrainer Ancelotti
Kann das Zufall sein? Im Sechzehntelfinale der Europa League gastierte Red Bull Salzburg in jener belgischen Stadt, in der der britische Kultfilm „Brügge sehen ... und sterben?“spielt.
Abgewandelt ist der Filmtitel von einem berühmten Zitat von Johann Wolfgang von Goethe, das dieser während seiner Italien-Reise geprägt hat: „Neapel sehen und sterben.“Und genau in jener süditalienischen Stadt unweit des noch immer aktiven Vulkans Vesuv spielt Salzburg nun im Achtelfinale.
Die Londoner Klubs Arsenal oder Chelsea hätten es werden können, Inter Mailand ebenso wie Eintracht Frankfurt. Geworden ist es ein anderer attraktiver, aber sportlich schwerer Gegner: SSC Napoli. Die Italiener sind also im Achtelfinale der Europa League jene Hürde, die Salzburg nehmen muss.
Rückspiel in Salzburg
Österreichs Serienmeister tritt am 7. März zunächst auswärts im in die Jahre gekommenen Stadio San Paolo an – ebenfalls eine Parallele zu Brügge, wo ebenfalls ein veraltetes Stadion steht. Der Anpfiff ist um 21.00 Uhr. Das Rückspiel findet eine Woche später in der Red-Bull-Arena um 18.55 Uhr statt. Also haben die Salzburger – wie schon gegen Belgiens Meister – im Rückspiel Heimrecht.
„Wir freuen uns total über dieses Los“, betonte Salzburg-Trainer Marco Rose. „Wir werden versuchen, wieder mit dieser Aufgabe zu wachsen.“Bei der Auslosung habe weder Jubel noch Traurigkeit geherrscht. „Wir fühlen alle, dass es ein großer Gegner ist, dass es eine große Challenge für uns ist.“
Das Duell sei trotz des Halbfinal-Einzuges im Vorjahr nach wie vor etwas Besonderes, derartige Gegner zu haben. „Es ist weit weg von Routine“, erklärte der 42Jährige. Auf dem Weg in die Vorschlussrunde schalteten die Salzburger mit Lazio Rom einen Serie-A-Klub aus.
Der SSC Napoli ist seit Jahren die Nummer 2 in der Serie A hinter Serienmeister Juventus Turin – auch in dieser Saison. Der Rückstand auf den Tabellenführer aus Tu- rin beträgt aktuell 13 Punkte, der Vorsprung auf den Dritten Inter Mailand auch immerhin sieben Punkte.
Betreut wird die Mannschaft von Startrainer Carlo Ancelotti. Der59-Jährige, der mit AC Milan und Real Madrid bereits dreimal die Champions League gewonnen hat, heuerte imSommerinNeapel an, nachdem er bei Bayern vom Hof gejagt worden war.
Ancelotti sei laut Rose nicht nur ein „guter Mann“, sondern auch ein „Toptrai- ner in Europa“. Es gebe einige Trainerpersönlichkeiten, die sehr viel erreicht hätten. „Er gehört da sicher dazu.“
Der Startrainer, der im Sommer unbedingt Stefan Lainer verpflichten wollte, aber diesen nicht bekam, nimmt Österreichs Meister ernst. „Salzburg ist ein sehr gutes Team mit großer Erfahrung in Europa. Wir werden zwei großartige Leistungen brauchen“, meint Ancelotti.
Zwar hat Superstar Marek Hamsik Napoli erst vor Kurzem Richtung China verlassen, trotzdem stehen einige bekannte Spieler im sehr internationalen Kader wie Torhüter David Ospina (Kolumbien), Dries Mertens (Belgien), Raúl Albiol (Spanien) oder Kapitän Lorenzo Insigne (Italien). „Ich glaube, ihr Kader ist ganz gut. Da Rennen noch ein paar andere Kaliber rum“, sagt Rose.
Volksheld Maradona
Die SSC Napoli ist auch untrennbar mit einem der größten Stars des Weltfußballs verbunden: Diego Maradona kickte von 1984 bis 1991 bei den Süditalienern. 1987 und 1990 führte „El Pibe de Oro“(übersetzt: der Goldjunge) den Klub zu seinen beiden einzigen Meistertiteln. Noch heute wird Maradona in Neapel wie ein Gott verehrt, obwohl sein Abgang nach einem Kokainskandal samt 15-monatiger Dopingsperre alles andere als ruhmreich war.