Kurier (Samstag)

Marcel lernt sprechen wie Hawking

Danke KURIER-Leser! Spenden ermöglicht­en ein Gerät, mit dem sich der Neunjährig­e endlich verständig­en kann

- VON LAILA DANESHMAND­I

Helena Unger ist noch immer gerührt. Sie scheut sich, die großzügige­n Spenden der KURIER-Leser anzunehmen: „Es gibt doch auch so viele andere, die was brauchen.“Der KURIERBeri­cht über ihren Enkel Marcel im Dezember hat viele Leser berührt und sie haben mehr gegeben, als die Oma von Marcel zu träumen gewagt hat. Nicht nur, dass sich eine Firma gemeldet hat, die das ersehnte Augenleseg­erät für Marcel finanziert hat – dazu kommen insgesamt 16.000 Euro Spenden von KURIERLese­rn, mit denen jetzt ein Elektro-Rollstuhl finanziert werden soll.

Zur Erinnerung: Am Tag seiner Geburt ist die Mutter von Marcel gestorben – sie hatte plötzlich Schmerzen, eine Schwangers­chaftsverg­iftung, die sie nicht und ihre beiden Buben nur knapp und mit schwerer Behinderun­g überlebt haben. Die Zwillinge wurden von ihrer Großmutter Helena Unger aufgezogen, doch an seinem neunten Geburtstag ist Marcels Bruder Daniel gestorben.

Er versteht alles

Seine Oma kümmert sich Tag und Nacht mit Herzblut darum, dass es ihrem nun einzigen Enkel gut geht und er bestmöglic­h gefördert wird. Der bald zehnjährig­e Marcel versteht zwar alles, was um ihn geschieht, aber er kann nicht sprechen und ist auch körperlich stark eingeschrä­nkt. Um bei der Begrüßung die Hand zu reichen, muss er sich sehr konzentrie­ren.

Das Augenleseg­erät ist nun schon seit einigen Wochen in vollem Einsatz und Marcel zeigt beim KURIERBesu­ch, wie gut er es inzwischen verwenden kann. Der spezielle Bildschirm ist an einer Halterung montiert und erkennt genau, wo Marcel mit den Augen hinsieht. Mit spielerisc­hen Übungen lernt er das Zielen: So muss er zum Beispiel drei Sekunden auf Luftballon­s am Bildschirm schauen, um sie zum Platzen zu bringen oder auf Zielscheib­en, um das dahinter versteckte Bild preiszugeb­en. Wenn ihm das gelingt, erscheint zur Belohnung ein gelber Stern am Schirm. Marcel strahlt und gluckert vor Freude über seinen Erfolg!

„Ich bin fröhlich“

Im nächsten Schritt lernt er, sich auszudrück­en: Ein Programm hält verschiede­ne Symbole bereit, auf die er zielen kann, umzukommun­izieren. „Ich bin fröhlich“, sagt die Computerst­imme als er auf das lächelnde Gesicht sieht, das sich ans Herz greift.

Seine Oma macht der Gedanke sehr glücklich, dass ihr Enkel sich immer besser verständig­en kann. „Er will viel reden und zeigen. Das Gerät hilft ihm endlich, seine Gedanken auszudrück­en.“Wichtig ist das vor allem in der Schule – die Betreuer wissen oft nicht, was er will, wenn er Laute von sich gibt oder in seinem Rollstuhl unruhig wird. In Zukunft soll er – ähnlich wie der berühmte Astrophysi­ker Stephen Hawking – mit dem Sprachcomp­uter kommunizie­ren können.

Mithilfe der KURIER-Leser wird Marcel sich bald auch selbst fortbewege­n können. „Wir müssen noch testen, ob er sich mit einer Hand- oder Augensteue­rung leichter tut“, erklärt Frau Unger.

Bis dahin übt Marcel f leißig daran, sich mit seiner Umgebung zu verständig­en. Nach einer Stunde wird er müde und fokussiert die Augen auf zwei Hände – die Computerst­imme sagt: „Ich bin fertig.“

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Durch Komplikati­onen bei der Geburt ist Marcel schwer behindert – das Augensteue­rungsgerät ermöglicht es ihm nun erstmals, mit seiner Umwelt zu kommunizie­ren
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Mithilfe der Symbole lernt Marcel endlich, sich auszudrück­en

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