Kurier (Samstag)

Nächster Halt: Paris

Raus aus dem Zug, hinein in das neue Green Office. Im Stadtteil Clichy-Batignolle­s wurde unlängst das erste Plus-Energie-Haus vom österreich­ischen Architektu­rbüro Baumschlag­er Eberle errichtet – auf einer Eisenbahn-Unterführu­ng.

- VON ANDREEA IOSA

Der Zug fährt ein, hunderte Leute steigen aus, alles scheint unveränder­t. Ist es aber nicht. Das, was direkt über den Köpfen der Pendler steht, ist jetzt neu: Das erste Positiv-Energiehau­s in Paris, errichtet vom österreich­ischen Architektu­rbüro Baumschlag­er Eberle. Für eine ganzheitli­che Digitalisi­erung hat sein Partnerbür­o Scape gesorgt. Rund 1250 Menschen betreten täglich das neue, bis ins kleinste Detail nachhaltig durchgepla­nte Bürogebäud­e, das direkt auf einer Eisenbahn-Unterführu­ng errichtet wurde. Eine Herausford­erung. Die Tragfähigk­eit der Unterführu­ng ist schließlic­h begrenzt. Keine „leichte“Aufgabe.

Die Planer und Architekte­n hatten dennoch schnell eine Lösung: Holz und Aluminium. Holz wiegt um ein Drittel weniger als Beton. Lediglich das Sockelgesc­hoß ( großes

Bild) im Green Office Enjoy wurde in dem schweren Material ausgeführt, um die Schwingung­en der Züge abzufangen. Die Fassade aus Aluminiump­latten hat ebenfalls wenig Gewicht. Laut Anne Speicher, Leiterin von Baumschlag­er Eberle Architekte­n in Paris, wäre die Gewichtsre­duktion zwar auch durch eine Stahlbauwe­ise realisierb­ar, „wir haben uns allerdings für das natürliche Baumateria­l Holz entschiede­n, weil es sich um eine regenerati­ve Ressource handelt, die den CO -Footprint des Gebäu2 des deutlich reduziert“. 2900 Tonnen Kohlenstof­fdioxid wurden in der Produktion eingespart. Die Grünfläche des hauseigene­n Patio macht außerdem 15 Prozent der Grundfläch­e aus. „Die Energiegew­innung erfolgt über eine Fotovoltai­kanlage am Dach, die jährlich rund 275 Megawatt erzeugt – das sind 23 Prozent mehr Leistung als in den technische­n Vorgaben verlangt wurde“, so Speicher. Die Fassade sei ideal isoliert und verfüge über mobile Sonnenschu­tzelemente, die minimalen Energieein­satz verlangen.

Schließlic­h profitiert das Auge. Die Benutzer des siebenstöc­kigen Gebäudes können von drei gedeckten Terrassen im fünften Stock die Stadt der Liebe genießen: von hier aus hat man Blick auf das Sacre Coeur, den Eiffelturm und die Justizstad­t, eine beeindruck­ende Stadtkulis­se.

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Das Sockelgesc­hoß besteht als einzige Fläche aus Beton. Das restliche Gebäude wurde aus Holz und Aluminium gebaut –auch innen – um die Tragfähigk­eit der EisenbahnU­nterführun­g darunter so wenig wie möglich zu belasten

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