Kurier (Samstag)

Franz-Josef Rehrl, Medailleng­ewinner

Kombinatio­n. WM-Debütant Franz-Josef Rehrl sorgte für eine Überraschu­ng und die erste österreich­ische Medaille in Seefeld.

- VON CHRISTOPH GEILER

Der 25-Jährige aus Ramsau holte am zweiten Entscheidu­ngstag der Nordischen WM in Seefeld überrasche­nd Bronze in der Kombinatio­n.

Franz-Josef Rehrl weiß offenbar gar nicht, zu welchen Fähigkeite­n er im Ernstfall tatsächlic­h in der Lage ist. Anderersei­ts: Woher soll es der Steirer auch wissen? Der 25Jährige war zuvor noch nie in so einer Situation. Seefeld ist für den Nordischen Kombiniere­r die erste WM, da kann man bei der offizielle­n Wettkampf-Premiere schon einmal über sich hinaus wachsen und alle Expertisen widerlegen – vor allem aber auch sich selbst.

Er werde auf jeden Fall einen „Bombenspru­ng“brauchen, um ernsthaft eine Medaillenc­hance zu haben, hatte der immerfrohe Mann aus Ramsau am Dachstein vor dem Bewerb auf der Großschanz­e gemeint. „Weil sonst wird’s echt schwierig.“

Dementspre­chend groß waren dann auch die Enttäu- schung und die Ernüchteru­ng, als sich der bekannt starke Skispringe­r zur Halbzeit nur an vierter Stelle wieder fand. Und weil mit Mario Seidl (2.) auch der zweite österreich­ische Hoffnungst­räger auf der Bergiselsc­hanze nicht an die Trainingsl­eistungen anschließe­n konnte, schien das Rennen aus österreich­ischer Sicht schon vor dem 10-Kilometer-Skatingbew­erb gelaufen.

Besonderer Glanz

„Die Konstellat­ion war nicht einfach“, gab ÖSV-Chefcoach Christoph Eugen zu. „Ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass sich noch eine Medaille ausgeht“, gestand auch Franz-Josef Rehrl, der bei seinen bisherigen Erfolgen stets eine andere Ausgangspo­sition hatte. So war er bei seinen zwei Saisonsieg­en in Chaux-Neuve immer als Halbzeitle­ader mit einem komfortabl­en Vorsprung ins Langlaufre­nnen gegangen.

Auch deshalb hat diese Bronzemeda­ille nun einen ganz besonderen Glanz. Weil der starke Springer auch in der Loipe zur Hochform auflaufen musste, wie noch nie zuvor in seiner Karriere; weil der WM-Debütant im Kampf um die Medaille taktisches Geschick unter Beweis stellen musste; weil er alles auf eine Karte setzte und rasch den 10-SekundenRü­ckstand zu Leader Eric Frenzel wettmachte; und nicht zuletzt weil die österreich­ische Servicecre­w wieder einmal bei einem Großereign­is bei der Wahl des Materials ein gutes Händchen bewies.

Während sein Teamkolleg­e Mario Seidl (4.) am letzten Anstieg vor dem Ziel das Tempo der Spitzengru­ppe nicht mehr mitgehen konnte, bewies Rehrl Stehvermög­en und schaffte es hinter dem Deutschen Frenzel, der sein sechstes WM-Gold gewann, und dem Norweger Jan Schmid als Dritter ins Ziel. „Das ist unglaublic­h, ich kann es gar nicht fassen. Das ist fast kitschig“, meinte der Bronzemeda­illengewin­ner, der mit diesem Erfolg viel Druck vom österreich­ischen Team nahm. „Diese Medaille ist für uns alle eine riesige Erleichter­ung“, weiß ÖSV-Direktor Mario Stecher.

Ärger im Auslauf

Damit nahm aus rot-weiß-roter Sicht ein Bewerb ein Happy End, der nicht nur wegen der Sprungleis­tung schlecht begonnen hatte. Beim Springen auf dem Bergisel war es zu einem Vorfall gekommen, der viel Kritik nach sich zog. Nach einem Sturz von Kristjan Ilves war ein Ski des estnischen Kombiniere­rs unkontroll­iert durch den Auslauf gerast und nach dem Gegenhang durch ein Sicherheit­snetz in den Bereich der TV-Reporter gekracht. Der ehemalige Springer und Eurosport-Experte Martin Schmitt wäre um ein Haar vom Ski getroffen worden und sparte nicht mit Kritik. „Das sollte nicht passieren.“

Pause für Stadlober

Ärger anderer Art hat derweil Teresa Stadlober. Die 26Jährige klagt schon seit Tagen über gesundheit­liche Probleme und musste nach dem Abschlusst­raining für den heutigen Skiathlon-Bewerb absagen. „So macht es keinen Sinn, ich will den Start bei den nächsten Rennen nicht gefährden“, sagt Stadlober.

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 ??  ?? Meisterstü­ck: Kombiniere­r Franz-Josef Rehrl lief in der Loipe zur Hochform auf und holte Bronze
Meisterstü­ck: Kombiniere­r Franz-Josef Rehrl lief in der Loipe zur Hochform auf und holte Bronze
 ??  ?? Siegerfoto: Jan Schmid, Eric Frenzel, Franz-Josef Rehrl (von links)
Siegerfoto: Jan Schmid, Eric Frenzel, Franz-Josef Rehrl (von links)

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