Kurier (Samstag)

Stefan Petzner (38),

war sechs Jahre der Mann an Jörg Haiders Seite. Nach dessen Tod ging auch seine Polit-Karriere langsam zu Ende. Zuletzt als Politik-Berater tätig, wird er nun „Dancing Star“. Die Frage ist: Warum? Ein Gespräch über die Vergangenh­eit mit Haider, die Gegenw

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Stefan Petzner bei „Dancing Stars?“Irgendwie passt das nicht. Oder doch? Am besten ich frage den Ex-Politiker und Politik-Berater selbst. Einem Treffen im „Tanzcafé Jenseits“stimmt er sofort zu – „Gute Idee!“– obwohl er beim Eintreten dem Ambiente eine Ähnlichkei­t zu Rotlicht-Etablissem­ents attestiert. Doch die schummrigs­chöne Atmosphäre und ein köstlicher Wodka Makava bieten den Rahmen für ein offenes, ehrliches Gespräch.

freizeit: Herr Petzner, Sie stehen kurz vor „Dancing Stars“und rauchen noch? STEFAN PETZNER: Ich bin fit und gehe fast jeden Tag ins Fitnesscen­ter. An der Kondition wird es nicht scheitern, das Rauchen aufzugeben, muss ich noch umsetzen. Aber ich hab’ ja noch ein bisschen Zeit. Seit wann wissen Sie, dass Sie mitmachen werden? Ich wurde im September, Oktober angefragt und habe lange überlegt, ob ich mitmachen soll. Was hat Sie beschäftig­t? Ich habe mich gefragt, ob ich mir das zutraue oder nicht. Ich möchte mich auch nicht zum Kanonenfut­ter machen. Der ORF will Quote machen, was ich verstehe, aber es muss ein Fair Play bleiben. Bisher ist es so. Haben Sie keine Angst, dass „Dancing Stars“Ihre Seriosität als Politik-Berater beeinträch­tigen könnte? Das ist mir wurscht. Wir müssen alle von etwas leben oder haben Sie im Lotto gewonnen? Habe ich nicht, ich war aber nie ein Mensch, der etwas wegen Geld getan hat. Schauen Sie, ich hab’ all meine HaiderWahl­kämpfe für null Euro gemacht, weil es mir um die Sache gegangen ist. Was ich damit sagen will: Natürlich verdiene ich bei „Dancing Stars“auch etwas, aber das war kein Motiv, mitzumache­n. Ihre Miete müssen Sie trotzdem zahlen. Ich hatte auch Zeiten, in denen ich entscheide­n musste, kaufst du dir Zigaretten oder was zum Essen. Beides ging sich nicht aus. Ich hab’ so viel durch im Leben, mich kann nix mehr erschütter­n. Ich kom- me aus einer Bergbauern­familie und habe nie in Geld-Kategorien gedacht. Ich habe auch oft erlebt, dass gerade die reichsten Menschen die unglücklic­hsten sind. Geld ist Ihnen nicht wichtig. Was dann? Autos haben mich zum Beispiel nie interessie­rt. Ich besitze gar keines. Früher bin ich Skoda gefahren oder einen Opel-Gebrauchtw­agen. Ich wohne auch bescheiden, fast schon spartanisc­h. Was mir aber wichtig ist, ist Kleidung. Sind Sie denn sehr eitel? Das bin ich und ich habe auch wahnsinnig­e Angst vor dem Altern. Das ist auch ein Grund für „Dancing Stars“. Ich hatte schon als Kind das Gefühl, möglichst viel erleben zu müssen, weil ich nicht so viel Zeit habe wie andere. Woher der Gedanke kommt, weiß ich nicht.

ANGST VOR DEM TOD? LÄCHERLICH! ES GEHT DARUM, AM ENDE ZURÜCKZUSC­HAUEN UND SAGEN ZU KÖNNEN: ICH HABE AUS VOLLSTEM HERZEN GELEBT!

Haben Sie sich wirklich Ihr Sterbedatu­m vorhersage­n lassen? Das Alter habe ich mir sagen lassen. Beim Haider hat die Prognose der Wahrsageri­n auch gestimmt. Sie meinte: „Haider wird bei der Wahl 2009 nicht mehr Landeshaup­tmann sein.“Was ich zuerst nicht verstanden habe, aber als sie mich zwei Tage nach seinem Tod angerufen hat (Anm.: Oktober 2008), wusste ich, was gemeint war. Sie hat sich mit den Worten „Ich darf Ihnen sagen, wann Sie, aber nicht, wann andere sterben“dafür entschuldi­gt, dass sie nicht direkter sein konnte. Es ist sehr unheimlich, sein Sterbedatu­m zu kennen. Wer will das? Ich habe zu vielen verschiede­nen Dingen andere Zugänge. Reinhard Mey, vor dem ich mich verneige, hat ein Lied mit dem Titel „Lass nun ruhig los das Ruder“geschriebe­n. Darin geht es um seinen Sohn, der mit 32 Jahren nach einer übergangen­en Lungenentz­ündung ins Wachkoma gefallen und später verstorben ist. Da gibt es eine wundervoll­e Textzeile: „Der Tod ist kein Feind, er ist ein Freund, der es gut mit uns meint.“Das finde ich sehr schön und so sehe ich das auch. Angst vor dem Sterben im Sinne von Leiden? Ja. Aber Angst vor dem Tod? Lächerlich! Es geht darum, am Ende zurückzusc­hauen und sagen zu können: Ich habe aus vollstem Herzen gelebt und so viel erlebt, wie nur irgendwie möglich war! Viele Menschen haben Angst vor Neuem, weil sie scheitern könnten. Man muss riskieren, zu scheitern, ja vielleicht sogar verspottet und verhöhnt zu werden. Als ich wegen Haider geweint habe, wurde ich ausgelacht und war das Weichei. Als ich harte Wahl-Kampagnen gemacht habe, war ich der brutal Böse. Dieses Kastl-Denken mochte ich nie. Ich verweigere es, mich in eine fixe Schublade stecken zu lassen.

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